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Ausstellungen: Bilderstreit · S. 406 - 407
Ausstellungen: Bilderstreit , 1989

Amine Haase
Kunstlosigkeit als Kunst

Über die falsche Freiheit des Kölner Bilderstreits

Mit dem Kölner “Bilderstreit” ist sicherlich ein Höhepunkt im post-modernen Kunst-Betrieb erreicht. Das Prinzip der Verwirrung, eines der Hauptmerkmale krisengeschüttelter Zeiten, wird in den Köln-Deutzer Ausstellungshallen ad absurdum geführt. Jede – mögliche – konstruktive Perspektive, die Verwirrung in sich bergen kann, wird hier aufgegeben. Übriggeblieben ist ein pauschales Durcheinander, vergleichbar dem babylonischen Sprachgewirr, in dem Worte ohne Bedeutung nur noch als Geräusch wahrnehmbar sind. Analog ist auch diesem Bilderwirrwarr nicht mehr mit einer Suche nach der Erklärbarkeit von – visuellen – Zeichen auf die Spur zu kommen.

Daß diese Banalität der Anhäufung von Gesten ohne Bedeutung nichts mit dem Ruf der sechziger Jahre “gegen Interpretation” (Susan Sontag “Against Interpretation”) zu tun hat, wird schnell erkennbar: Die Beliebigkeit des Nebeneinander der in den “Streit” geschickten Bilder kommt der Indifferenz von Plakatwänden oder der Werbeseiten von Illustrierten sehr nahe. Sie ist weit entfernt von dem Zweifel der frühen sechziger Jahre an einem “Stand der Unschuld vor aller Theorie. . . , da die Kunst noch nicht die Notwendigkeit der Selbstrechtfertigung kannte” (Sontag).

Bizarrerweise scheinen die Arrangeure des Kölner “Bilderstreits” 1989, Siegfried Gohr und Johannes Gachnang, einerseits Erinnerungen an die sechziger Jahre beschwören zu wollen, andererseits aber eine Identifikation mit den “Strategien des Vergessens” zu suchen (Titel eines “kritischen Berichts” zur Postmoderne von Burghart Schmidt). Aus dem in zwei diameteral entgegengesetzte Richtungen verlaufenden Nicht-Konzept der Ausstellung resultiert die völlig unfruchtbare Verwirrung dieses inszenierten “Bilderstreits”. Ist die Ausstellung allerdings deshalb schon ein Spiegel unserer Zeit, für…


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