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Titel: Shanghai - Die Erfindung der Zukunft · von Magdalena Kröner · S. 76 - 79
Titel: Shanghai - Die Erfindung der Zukunft , 2006

Magdalena Kröner
Kunstszene Shanghai

Ein Überblick, drei Gespräche.

Seit 1990 hat sich Shanghai als “Sonderwirtschaftszone” zum vielleicht westlichsten Punkt Chinas stilisiert, der, ausgehend vom frühen kolonialen Einfluß in den 30er Jahren durch Franzosen und Engländer erneut an den Mythos der kosmopolitischen Metropole anzuknüpfen sucht. Längst hat man dabei den Wert bildender Kunst als touristische Attraktion und allmählich auch als wirtschaftlichen Faktor erkannt, so daß neben einer Vielzahl von Museen auch eine dynamisch wachsende Kunstszene entstanden ist. Neben dem bereits als neues Chelsea beschriebenen Galerien- und Atelierzentrum Moganshan Lu, das in den letzten fünf Jahren auf dem Areal einer Textilfabrik im Norden Shanghais am Suzhou Creek entstanden ist, verteilt sich eine rasch wachsende Zahl von Galerien, Ateliers und Kunsträumen über die Stadt. Ein zentrales Künstlerzentrum wie Pekings “798” im Dashanzi-Viertel mit seiner maßgeblich auf westliche Besucher ausgerichteten, an eingängig-plakativer Malerei orientierten Kunstproduktion wäre in der zersplitterten, individualisierten und wesentlich kleineren Künstlerszene Shanghais jedoch kaum denkbar. Während in Peking die zu Reichtum gekommenen Maler-Protagonisten des Zynischen Realismus, hier nicht nur ihre Ateliers besitzen, sondern auch Bars und Restaurants betreiben, arbeiten zahlreiche Künstler in Shanghai immer noch in der Nähe des Untergrundes.

Im Gewirr des rasch wachsenden Kunstmarktes lassen sich zwei wesentliche, den Markt beherrschende Ströme unterscheiden: auf der einen Seite existiert eine umfassende Bandbreite exotische Klischees bedienender kommerzieller Kunst, die für einen westlichen Geschmack produziert und meist von in China lebenden Ausländern gekauft wird. Auf der anderen Seite existiert die oftmals konzeptuell orientierte, junge Kunst, die auf Vermittlung und Verbreitung in unabhängigen, von der Zensur…


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von Magdalena Kröner

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