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Titel: Insel Austria · von Gottfried Boehm · S. 192 - 197
Titel: Insel Austria , 1987

Gottfried Boehm
Kurt Kappa Kocherscheidt

Geb. 1943 in Klagenfurt in Kärnten

Die Rückseite der Welt

I
Kurt Kocherscheidt fand zu seiner künstlerischen Sprache durch eine Zäsur. Nach der Akademie-Zeit (in Wien und Zagreb, 1961 -1965) bereiste er in den Jahren 1972 und 1973 Südamerika. Diese Reise war alles andere als eine Flucht; es war eine Initiationsfahrt, auf der er seine eigene Weise zu sehen und zu arbeiten erlernte. Gerade ein couragierter Akt der Distanz gegenüber den künstlerischen Positionen seiner Herkunft brachte ihn zu sich selbst. Dies sollte man in Erinnerung behalten. Seitdem zeigt sich die Malerei Kocherscheidts als ein Erratum in der Kunstlandschaft. Auch wenn ihn jüngere Maler mittlerweile als eine Figur der Orientierung und der Ermutigung sehen, weder als Schüler eines Lehrers, noch als Lehrer von Schülern wäre er zu definieren. Schon ein flüchtiger Blick auf die Bilder dieser Ausstellung verdeutlicht, daß hier kein Stil gepflegt wird (und sei es der einer vermeintlichen Stillosigkeit), sondern ein direkter, mitunter drückender Ernst die Malerei beherrscht. Kocherscheidt arbeitet »vor Ort«, dort, wo die Wirklichkeit hart, widerständig und geheimnisvoll ist. Gängige Konstanten der österreichischen Kunst mußten ihm deshalb bedeutungslos bleiben. Weder die morbide Eleganz, die in absteigender Linie seit Schiele und Klimt zum Markenzeichen wurde, noch die privatistische Phantasie, die zuletzt in der Konfiguration des sogenannten phantastischen Realismus zu einem Großbetrieb ausgebaut wurde, der die Salons beliefert (Ein Salon ist in der kleinsten Hütte).

Im europäischen Maßstab gesehen läßt sich Kocherscheidt aber auch nicht den »Fauves« oder den »Expressiven« zuordnen, samt ihrer Wiedergeburten. Der Versuch, auch ihn…


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