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Kommentar · S. 328 - 328
Kommentar , 1988

Karlheinz Schmid
Letzte Warnung an die Deutsche Bank

Gegen die Verschleierung der Motive

Rund 250 Milliarden Mark Bilanzsumme, knapp 50000 Beschäftigte: Das sind die Erkennungszeichen der Deutschen Bank. Die läßt sich landauf, landab gerne als Mäzen feiern – und möchte auch per Kunst-Sammlung identifiziert werden. Relation tut not: Diese Image-Pflege, so scheint es, ist im Vergleich zur Boris-Becker-Werbung der Großbank billig. Etwa zwei Millionen Mark haben l 500 Papierarbeiten zeitgenössischer Maler und Bildhauer gekostet, die nun als Kunst im Bau zwei häßliche Bürotürme in Frankfurt schmücken müssen.

Während das Unternehmen mit spiegelnden Fassaden und einer feudalen Eingangshalle zunächst jeden Besucher zu blenden versteht, folgt auf den einzelnen Etagen das große Erwachen im hautengen Flur. Auf dunklen, hölzernen Wänden sollen die Künstler mal wieder kaschieren, was die Architekten vermurkst haben. Ernüchternd. Was von Vorstandsmitglied Herbert Zapp als »Integration von Kunst und Arbeitswelt« präsentiert wird, ist denn zweifellos auch eine Allianz von Kunst und Dekoration.

In einem Imperium, in dem Börsentransaktionen und Wirtschaftsfusionen sowie Milliardengeschäfte in Ost und West auf der Tagesordnung stehen, spielt Kunst wohl auch als Kapitalanlage eine Rolle, wenngleich in Frankfurt lieber das Gegenteil behauptet wird. Jedenfalls läßt die Sammlung vermuten, daß das Kunstkonzept für die beiden Türme an der Taunusanlage auch von ganz profanen Überlegungen geprägt ist. So sind immerhin Arbeiten von Künstlern gekauft worden, deren Werke nur noch teuerer werden können: Georg Baselitz, Joseph Beuys, Anselm Kiefer, Sigmar Polke und Gerhard Richter. Dazu zählen ferner Marcel Broodthaers, Arnulf Rainer und Andy Warhol.

Freilich gibt es auch Etagen, die dem Nachwuchs gewidmet sind….


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