Michael Stoeber
Lichtwark revisited
»Künstler sehen Hamburg«
Hamburger Kunsthalle, 23.5. – 7.9.2014
Die Hamburger Kunsthalle hat diese sehr sehenswerte Ausstellung auf die Beine gestellt, um ihren ersten Direktor, Alfred Lichtwark zu ehren, dessen Todestag sich 2014 zum hundertsten Mal jährt. Lichtwark, der 1886 das Institut übernahm, war ein inspirierender und charismatischer Leiter. Seine Initiativen sorgten dafür, dass die Kunsthalle zu einem im In- und Ausland hoch angesehenen Haus wurde. Als erstes ordnete er bei Amtsantritt die recht willkürlich erworbene Sammlung neu. Dabei richtete er seine Aufmerksamkeit insbesondere auf die Hamburger Kunst des 14. bis 19. Jahrhunderts, der er durch Zukäufe zweier gotischer Altäre von Meister Franke und Meister Bertram zu großem Glanz verhalf. Auch wusste er das ermüdete Interesse des Publikums für die Kunst des 19. Jahrhunderts, beispielsweise für die Gemälde von Philipp Otto Runge, durch eindrucksvolle Präsentationen und einfühlsame Deutungen neu zu entzünden.
1889 gründete er die Sammlung der Hamburg-Bilder. Die Werke für sie kamen durch Aufträge zustande, die Lichtwark an Künstler aus dem In- und Ausland vergab, und wurden durch private Stiftungen finanziert. Lichwarks ebenso einfacher wie genialer Gedanke dabei war, dass zeitgenössische Künstler sich für Hamburg, auch schon damals eine aufregende Stadt, als Bildmotiv interessieren würden, und er mit den auf diese Weise entstandenen Werken dem Hamburger Publikum leichter die moderne Kunst schmackhaft machen könnte. Das waren für ihn vor allem die Impressionisten und Postimpressionisten, zu den Expressionisten und Kubisten hatte er keinen rechten Zugang. Aber nicht immer ging diese Rechnung auf. Als Max Liebermann in einem aus heutiger Sicht…