Berlin
Lotte Laserstein
Von Angesicht zu Angesicht
Berlinische Galerie 05.04.– 12.08.2019
von Peter Funken
Erst 1987 wurde Lotte Laserstein international wiederentdeckt, nachdem sie ihre Werke in London ausstellen konnte. In Deutschland war sie besonders lange vergessen, nur in Schweden, wohin sie die Flucht vor den Nazis verschlagen hatte, besaß sie eine gewisse Bekanntheit. Exil fand sie in Kalmar, Südschweden, das die 1898 in Ostpreußen geborene Künstlerin auch nach dem Ende des Krieges nicht mehr verließ. Kalmar wurde zur zweiten Heimat und stellte dennoch eine Art Sackgasse dar, denn die Provinz schnitt sie von Vielem ab, was für eine künstlerische Entwicklung förderlich gewesen wäre: Ausstellungs- und Reisemöglichkeiten, Anregungen, Kontakte und ein Netzwerk. Dabei hatte alles so gut begonnen: „Lotte Laserstein gehört zu den allerbesten der jüngeren Malergeneration“, schwärmte die Berliner Presse 1929. Ihr glanzvoller Aufstieg endete jäh: Die an der Berliner Akademie ausgebildete Malerin aus jüdischer Familie wurde nach 1933 vom öffentlichen Kulturbetrieb ausgeschlossen. 1937 emigrierte sie und geriet für Jahrzehnte ins Abseits und in Vergessenheit. Das bittere Los der Emigranten!
Die Ausstellung in der Berlinischen Galerie ist eine Übernahme vom Frankfurter Städel. In Berlin wurde sie um etliche Leihgaben erweitert, auch sind auf sinnvolle Weise Arbeiten anderer Künstler in Beziehung zu denen von Laserstein gesetzt, und so belegen Werke von Liebermann, Felixmüller, Schad oder Grosz, dass Lotte Laserstein einen eigenständigen und ausdrucksstarken, für die 1920er und frühen 30er Jahre äußerst qualitätsvollen Beitrag zur Identifizierung und Befragung der Epoche zwischen den Weltkriegen geliefert hat. Handwerklich bestens geschult, orientierte sie sich zuerst am Naturalismus und Realismus…