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Titel: Grosse Gefühle · von Ernst Pöppel · S. 104 - 108
Titel: Grosse Gefühle , 1994

Ernst Pöppel
Lust & Schmerz: An den Grenzen unseres Erlebens

Alles, was von den Menschen getan und erdacht wird, gilt der Befriedigung gefühlter Bedürfnisse, sowie der Stillung von Schmerzen.” Mit diesen Worten hat Albert Einstein einmal die grundlegende Weise unserer Welterfahrung gekennzeichnet. Es ist meine Absicht, zu zeigen, wie in der Tat Lust und Schmerz in all unseren Erlebnissen verborgen sind und manchmal sich nur zu deutlich in den Vordergrund drängen.

Um die Grunddimension dieses als Gegensatz erscheinenden Paares von Lust und Schmerz zu verdeutlichen, gehe ich davon aus, daß jedes Erlebnis von vornherein lust- oder unlustbetont ist. So etwas wie Gleichgültigkeit ist nach meiner Auffassung etwas Unnatürliches und dem eigentlichen Wesen unseres seelischen Lebens fremd. Ob wir etwas betrachten, hören, betasten, riechen oder schmecken, ob wir etwas bedenken, planen, erörtern oder auch erforschen, stets ist das subjektive Erlebnis mehr als objektive Auskunft über die reale Welt oder über ein Geschehen in uns selbst. Jedes Er-Lebnis ist von vornherein immer auch angenehm oder unangenehm, schön oder häßlich, lustvoll oder schmerzhaft und im äußersten Fall berauschend oder ekelhaft.

Dabei erscheinen uns Lust und Schmerz zunächst als extreme Gegensätze, die sich offenbar ausschließen. Man könnte gleichsam von zwei Polen sprechen, die die Extreme unseres Erlebens charakterisieren: die Lust auf der einen und der Schmerz auf der Gegenseite.

Ich möchte dagegen behaupten, daß in unserem Erleben stets beide Dimensionen gleichzeitig, Lust und Schmerz also zusammen, enthalten sind. Jedes Erlebnis ist eingebettet in beides, enthält sowohl Lustvolles als auch Schmerzhaftes. Lust und Schmerz schließen sich also nicht unbedingt…


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