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Ausstellungen: Düsseldorf · von Helga Meister · S. 370 - 371
Ausstellungen: Düsseldorf , 1999

Helga Meister
Marcus Weber

Galerie Michael Cosar, Düsseldorf, 8.5. – 19.6.1999

In der Düsseldorfer Galerie Cosar liegen 14 bemalte Gipsköpfe von Marcus Weber in bunt karierten Schlafsäcken. Sie versinken beinahe zwischen den Kissen, zuweilen sieht man nur den Hinterkopf. Sie liegen völlig entspannt, wie zufällig hingegossen, auf dem Boden der Ausstellung, als hätten sie dort ihr Nachtlager genommen. Die Installation wirkt auf den ersten Blick täuschend echt. Doch je näher man auf diese Szene zugeht, desto irritierender wirkt sie.

Die Köpfe der Schlafenden bestehen aus vier Typen. Sie haben weiche Konturen ohne Falten und Schrumpeln. Ihr Teint ist mit Plakafarben in einem diffusen, sandgelben, fleischfarbenen oder helleren Hautton bemalt. Eine schwarze, stilisierte Tolle ist seitlich gescheitelt, ein Blondhaar wirkt strohgelb; dann wieder gibt es braunes Haar. Passend zum Schopf sind die Augenbrauen gemalt. In einigen Fällen ist das Gesicht im Kissen halb versteckt. Alle wirken entspannt, ohne Gesichtsausdruck, eben schlafend. Würde man der Täuschung nachgehen und die “Figuren” aufwecken wollen, wüßte man, daß sie körperlos in ausgestopften Säcken ruhen.

Die Installation stammt von 1992. Sie spielt nicht nur mit der Realität, sondern auch mit der Kunst, ihrem Realismus, ihrer “Schärfe” und “Unschärfe”, ihrem Abstraktions-Vermögen. Während die Köpfe eine merkwürdig gipserne Unschärfe haben, wirkt ihr Nachtlager überscharf herausgearbeitet. Marcus Weber hat die Bettbezüge in unendlicher Mühe selbst geschaffen, indem er Nessel einfärbte und Filzstreifen oder Karos systematisch komponierte, auf- und übereinander klebte. Er zitiert dabei Modetrends und Farbkonstellationen verschiedener Zeiten, die Muster könnten aus dem Konstruktivismus der 30er Jahre, den Fifties oder aber aus der…


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