Maria Thereza Alves
Über das Landschaftsbild als Sichtbarmachung von Geschichte
Ein Gespräch von Ann-Katrin Günzel
Die künstlerische Arbeit von Maria Thereza Alves (*1961 in Sao Paolo, Brasilien, lebt in Berlin) bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Kunst und Politik. Alves beschäftigt sich intensiv mit den Konsequenzen von Kolonialismus und Umweltzerstörung in ihrer Heimat und untersucht die Auswirkungen der spanischen Eroberung Mittel- und Südamerikas sowie des portugiesischen Kolonialismus auf die indigenen Völker Brasiliens. Ihre Projekte finden weltweit statt und stellen stets Verbindungen zwischen Ökologie, Heimatgeschichte, Stadtentwicklung und Naturausbeutung her.
2012 hat Alves beispielsweise während der documenta (13) mit der Arbeit „The Return of the Lake“ in Texten und Bildern die kulturelle, ökologische und politische Geschichte des Chalco-Sees und seine Bedeutung für die Region in der Peripherie von Mexico-Stadt offengelegt. Der spanische Unternehmer Inigo Noriega Laso hatte den See, der zur Zeit der Azteken ein wichtiges kulturelles und ökonomisches Zentrum war, Anfang des 20. Jahrhunderts trockenlegen lassen – mit dem Resultat, dass sowohl die sozialen Strukturen als auch die Landschaft zerstört wurden. Das vormals kulturell und wirtschaftlich bedeutsame Gebiet ist zu einem kargen, trostlosen Vorort geworden, statt schwimmender Gärten und Pflanzenvielfalt bestimmt Trockenheit das Landschaftsbild. Mit eigenen Eingriffen in die Landschaftsstruktur, indem sie gemeinsam mit der indigenen Bevölkerung künstliche Inseln zur Bewirtschaftung angelegt hat, versucht Alves, die Region ökologisch und ökonomisch wieder lebensfähig zu machen.
Seit 1999 erforscht die Künstlerin außerdem in ihrem Projekt „Seeds of Change“ die besondere, landschaftsverändernde Flora, die in verschiedene Hafenstädte der Welt immigriert. Die in Steinen, Erde, Sand…