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Ausstellungen: Berlin · von Ronald Berg · S. 230 - 230
Ausstellungen: Berlin , 2004

RONALD BERG
Marilène Oliver

“Intimate Distances” (Skulptur)
sphn Galerie, Berlin, 16.1. – 28.2.2004

Wer die in Scheiben geschnittenen Kadaver eines Damien Hirst kennt, wird sich nicht wundern, wenn ein weiterer “young british artist” nun ansetzt, das in seinem Sensationswert etwas herabgekommene Thema auch auf den Menschen zu übertragen. Die 92 Querschnitte durch den nackten Körper vom Kopf bis zu den Füßen erfolgten diesmal beim lebendigem Leibe, waren aber völlig schmerzlos. Es handelt sich nämlich bei den übereinander gestapelten Siebdrucken auf Plexiglas um Kernspintomographien. Die im Maßstab 1:1 wiedererstandenen Körper – es handelt sich um ein Selbstportrait der jungen Engländerin selbst nebst Vater, Mutter und Schwester – scheinen trotz der geradezu unheimlichen Intimität der Aufnahmen wie entmaterialisiert; es scheint als hätten diese Schattenseelen ihren irdischen Körper verlassen. Das hat wohl damit zu tun, dass die Körperscans im Liegen erfolgten, die fast durchsichtigen Körper nun aber – gleichsam wiederauferstanden – mit ihren Füßen etwas über dem Boden schweben. Auch erscheinen Weichteile und Fettgewebe fast ganz transparent, so dass selbst massige Körper in diesem Abbildungsverfahren noch zart und delikat wirken. Andererseits erinnern die in dunkler Bronzefarbe wiedergegebenen Gestalten auch etwas an eingeschrumpfte Mumien, da sie scheinbar an Volumen eingebüßt haben.

Marilène Olivers “Family Portrait” – so der Titel der Arbeit – hatte tatsächlich eine Leiche zum Vorläufer. 2001 dienten der Künstlerin noch die anatomischen Schnitten eines hingerichteten Mörders zur Vorlage. “I know your inside out”, so der Titel der damaligen Arbeit, verwendete allerdings Datenmaterial aus dem Internet.

Dass es Marilène Oliver in ihrer Arbeit um das Verhältnis…



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