»DAS ECHO DES PRIVATEN«
VON CHRISTOPH DOSWALD
Markus Raetz, 1941 geboren, hat sich in den frühen 60er Jahren zum Lehrer ausbilden lassen. Schon nach nach kurzer Zeit gibt er diese Tätigkeit auf und wendet sich der Kunst zu. Letztes Jahr wurden seine Arbeiten schliesslich im Schweizer Pavillon der Biennale von Venedig gezeigt, wo er eine Installation realisierte, die durch ihren stillen und gescheiten Humor als Höhepunkt im sonst so marktschreierischen und geschwätzigen Treiben an der altehrwürdigen “Serenissima” galt.- Aus einer Reihe von Werken, deren Ursprünge weit in die frühen 70er Jahre zurückreichen, montierte Raetz eine selbstzitatartige, tautologische Version seiner immer wiederkehrenden “Anamorphosen”, eine auf drei Räume verteilte Installation von gewissermassen retrospektivem Charakter, welche in montagehaften Rückblenden auf sein Schaffen der letzten Jahre verwies.
Betrat man den ersten Raum des Pavillons, so fand man sich in einem vorerst heillosen Durcheinander von Miniaturskulpturen, Sockeln, Spiegeln und kreisförmigen “Glasfenstern”. An den Wänden waren kleinformatige Aquarelle im klassischen, akademischen Sinn drapiert sowie aus Bruyere-Aststücken gefügte, abstrakte Strichstrukturen oder solitäre, kreisförmige Farbflecken. Diese anfängliche Verwirrung, die materielle, stilistische und formale Unordnung also, ist in Raetz’ Werk stete Begleiterin, und wer sich irritiert abwendet, hat wenig Chancen, einen Blick hinter die Kulissen dieser Kunst zu tun und seine eigenen Reflexionen und Gefühlswelten darin zu erkennen. Erst bei genauerem Betrachten und mittels einer vorsichtigen, forschenden Begehung des Raumes fügen sich die primär zusammenhangslosen Einzelteile schliesslich zu einem komplexen, ganzheitlichen System, welches die vordergründige Realität des ersten Blickes als Trug entlarvt. Auf subtile Art stellt Markus Raetz immer wieder die voreingenommene…