Marseille ist mehr als nur eine französische Stadt
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks mit Hedwig Fijen, Direktorin der Manifesta
In diesem Jahr findet die Manifesta wegen der Pandemie unter erschwerten Bedingungen in Marseille statt. Die europäische nomadische Biennale, deren erste Ausgabe 1993 in Rotterdam eröffnet wurde und seitdem in verschiedenen europäischen Städten zu Gast war, hat sich unter der Leitung von Hedwig Fijen zur viertgrößten Biennale der Welt entwickelt. Im Gegensatz zu üblichen Biennalen versteht sich die Manifesta als eine Kooperation mit der Stadt, von der sie eingeladen wurde, und den Menschen, die dort leben. Über die Zukunft der Manifesta und die Folgen der Pandemie sprach Heinz-Norbert Jocks mit Hedwig Fijen.
Heinz-Norbert Jocks: Könntest du zunächst das Konzept der Manifesta 13 zusammenfassen?
Hedwig Fijen: Bei unseren früheren Ausgaben, insbesondere bei Manifesta 12, 2018 in Palermo bemerkten wir, wie wichtig die Stärkung lokaler Potenziale und die Verbesserung kultureller Infrastrukturen der Gastgeberstadt sind. Unser Fokus richtet sich mehr auf die Unterstützung bestehender lokaler Initiativen für städtische und soziale Transformationsprozesse als auf die Organisation von Ausstellungen für ein internationales Publikum. In dem Sinne startete die Manifesta 13 im Jahre 2018 mit Le Grand Puzzle, einer Stadtstudie von Marseille, mit der wir das niederländische Studio MVDRV des Architekten Urbanist Winy Maas beauftragt hatten. Die Studie erschien zum Auftakt unserer Aktivitäten im August 2019. Von ihr ausgehend luden wir zu Bürgerversammlungen namens Le Tour de Tous les Possibles ein, um gemeinsam über neue Möglichkeiten für die Stadt und ihre Zukunft nachzudenken – immer ausgehend von den…