Memes – Ursprünge und Gegenwart
von Oliver Zybok
I. Vom Umgang mit Bildern in der Gegenwart
Nicht zuletzt aufgrund der rasanten Entwicklung in den digitalen Medien und deren Umgang mit Bildern konstatieren zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, die aus diesem Potenzial andere Kontexte erschließen, ein neues Zeitalter. Marisa Olson (geb. 1977) prägte bereits 2006 den Begriff „Post-Internet-Art“.1 Seit 2010 folgten weitere diesbezügliche Begrifflichkeiten, die meistens einen jugendkulturellen Hintergrund zur Grundlage nahmen, wie „Circulationism“, „New Aesthetic“, „Meme-Art“, „Radikanten“ oder „Tumblerism“. Bilder, Texte oder Videoclips zirkulieren heute ganz selbstverständlich im Internet. Um Kunst zu betrachten, muss man daher nicht mehr zwangsläufig einen Ausstellungsraum besuchen, sondern kann sie mobil und nicht ortsgebunden auf Tablets und Smartphones konsumieren. Mit der Bezeichnung Post-Internet-Art wird kein künstlerischer Stil artikuliert, auch keine Bewegung, der sich eine größere Gruppe von Künstlern verschrieben hat. Vielmehr subsumiert dieser Versuch der Identifizierung Künstlerinnen und Künstler, die mithilfe von Software und technischer Geräte wie beispielsweise 3-D-Druckern Bilder, Filme und Skulpturen – schlichtweg Kunst – umsetzen, die vom digitalen Alltag geprägt ist. Wie so viele Begriffe für die Kunst ist auch die Bezeichnung Post-Internet-Art zweifelhaft, zahlreiche Künstlerinnen und Künstler möchten sich zudem nicht durch ein bestimmtes Label einengen lassen – dies war schon in Zeiten des Impressionismus bis zur Konzeptkunst der Fall.2 Nicht ohne Grund wird in den vergangenen drei Jahren im alltäglichen Kunstdiskurs kaum noch von Post-Internet-Art gesprochen, was natürlich nicht unweigerlich auf deren vermeintliche Vertreter zutrifft.
Mit Post-Internet-Art soll nicht eine Zeit nach dem Internet heraufbeschworen werden, keine zeitliche Umschreibung erfolgen. Vielmehr wird hier ein Zustand,…