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Ausstellungen: Berlin · von Matthias Reichelt · S. 263 - 264
Ausstellungen: Berlin , 2008

Matthias Reichelt
Michael Rutschky

Wo das Profane zur Poesie wird
Der Roman; Fortsetzung, Fotografien

Galerie Anselm Dreher, 12.04.08–07.06.08

Elegant kann man ihn einen Homme de Lettres nennen: den Essayisten, Literaten, Soziologen und eben auch den Fotografen Michael Rutschky. Näher kommt man ihm mit einer Klassifizierung mit zweifachem Sinn: Ein Mann des Alltags. Lange Zeit nämlich zeichnete er neben Walter Keller redaktionell für die legendäre aber leider mangels Abonnenten 1997 eingestellte Zeitschrift „Der Alltag“ verantwortlich. Dort wurde in einzigartiger Manier die Liaison von Text und Bild, von intelligentem Feuilleton und Fotoessay organisiert. Als Untertitel trug die Zeitschrift ihr Motto und die Zielvorgabe: Die Sensation des Gewöhnlichen. Für diese Aufgabe war Michael Rutschky der richtige Mann am richtigen Platz, denn sein Blick galt schon immer dem Alltag in all seinen Formen und Facetten. Er blickt zuerst auf die Oberfläche der Gesellschaft, ihre Textur und Zeichenhaftigkeit, forscht Biografien nach, die sich zu „Lebensromanen“ entwickeln, knüpft feine Netze aus Verbindungslinien, um Sinnzusammenhänge herzustellen, zu assoziieren. Dem Konstrukt einer anonymen Gesellschaft entlockt er dank seines Filters die Suspense des individuellen Abenteuers Leben. Für diese Forschung und Beschreibung dient Rutschky neben dem verdichteten Wissen auch das Profane, Vordergründige, der Slogan und die Parole, gewissermaßen jede Äußerung, um anschließend von dem Schein der Oberfläche aus in den subkutanen Bereich des Alltags vorzudringen. Hier setzt auch seine Fotografie an, bei der es ihm nicht um technische Perfektion geht, sondern um den Moment, das flüchtige Motiv, die scheinbar banale Kritzelei an der Wand, das Graffito auf der Straße, das Schild über einem…



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von Matthias Reichelt

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