Michael Voges
Meisterschüler an der Akademie der Künste, Ost-Berlin im Gespräch mit Gerd Haenel im Mai 1990 in seinem Atelier
G. H.: Du stellst Morgen zwei Bilder im »1900« aus. Da hängt ja gerade auch ein Bild von Trakia Wendisch. Ist das jetzt so ne Kneipengalerie? Der neue Künstlertreff. Kennst du das schon lange?
M. V.: Ich geh da halt immer hin. Es gab ja früher das »Wiener Café«. Das war so das Szenen-Café zu den Zeiten, wo die Prenzlauer-Berg-Szene noch ziemlich komplett war.
Meinst du mit ‘komplett’ eine Clique, die sich zerstreut hat, weil viele nach Westen gegangen sind? Was war das für eine Szene?
Also es gab mal eine Zeit, in der doch’n paar hundert Leute, so mit Umkreis, hier ihre Geschichten gemacht haben. Wo wirklich so’n Zusammenhalt da war. Arbeitsmäßig, und abends Treffen und Feten. Auf einmal war da so’n Exodus. Sacha Andersen war einer von denen, so’n bissel der Papst hier, der war dann oft im SPIEGEL und überall in den Zeitungen, als der rüber ging; der war so’n Mittelpunkt. Vor ihm und nach ihm sind ne Menge weg gegangen. Maler, Künstler, also alles, was so’n bißchen alternativ war. Was nicht so richtig reingepaßt hat hier.
Wann war das?
Vor zwei, drei Jahren. Der Andersen ist ja schon ziemlich früh rüber, aus diesem Dresdner Kreis; also Dresden, das war immer so ne Abfolge. Die meisten von denen haben in Dresden studiert, kamen dann irgend wann nach Berlin, und dann eben West Berlin. Das war für viele der Weg. Kehrbach, Conny Schlei, Schlegel….