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Biennalen: Coimbra/Portugal · von Doris von Drathen · S. 417 - 419
Biennalen: Coimbra/Portugal , 2000

Doris von Drathen
Mnemosyne

»Encontros de Fotografia 2000«
Coimbra, 4.11. – 4.12.2000

Der portugiesische Ausstellungsmacher Delfim Sardo hat die Latte hochgehängt: Für die seit 20 Jahren bestehenden Encontros de Fotografia in der abgelegenen Universitätsstadt Coimbra, hat er sich nichts Geringeres zum Vorbild genommen als den Bilderatlas von Warburg. Zur größten Trophäe seiner internationalen Ausstellung aktueller Photographie gehört also eine noch kurz vor Warburgs Tod hergestellte Reproduktion des großen Mnemosyne-Projekts, jener ungefähr 1000 auf Filz gesteckten Abbildungen einer Kunstgeschichte ohne Worte, die nur durch ihre “Konstellation” sprechen sollte und versehen war mit einer Landkarte, auf der die Herkunftsorte eingetragen sind. Der Brückenschlag von da zur aktuellen Photographie ist gewagt. Noch lange ist das Spektrum von Warburgs Bilderatlas in seiner vollen Bedeutung nicht erfasst. Delfim Sardo ist sich seines Risikos bewusst und wählt klug und radikal den kleinsten gemeinsamen Nenner: das “Engram”. Damit benannte Warburg, darin Richard Semon folgend, die Fähigkeit des Hirns, bei starken Eindrücken den wahrgenommenen Erlebnisablauf kurz anzuhalten und sozusagen ein “Still” in das Gedächtnis einzuprägen. In für uns beinah schockierender Freiheit verzichtet Delfim Sardo auf Warburgs Theorien einer sozial ethischen Mnemosyne – einer Erinnerungsarbeit, die den bewusstseinsschaffenden “Denkraum der Besonnenheit” öffnen kann, wenn sie angesichts einer distanzschaffenden künstlerischen Gestaltung das leidenschaftliche Pathos in Abgeklärtheit nacherlebt – , um von dem Begriff des “Engrams” unmittelbar zu einer Bildauffassung der filmischen Montage zu gelangen.

Diese Fokussierung auf die Montage allerdings wird Ausgangspunkt für eine großartige Ausstellung. Delfim Sardo nutzt zum ersten Mal die gesamte Stadt von Coimbra und schafft damit eine Verbindung von…



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von Doris von Drathen

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