Mode als Performance – Performance als Mode
von Pamela C. Scorzin
„Is Fashion Performance Art?“, fragte im vergangenen Jahr in der britischen VOGUE die einflussreichste Modekritikerin der Gegenwart, Suzy Menkes,1 wohl ganz unter dem Eindruck des jüngsten GUCCI-Lovestorms, den Überdesigner Alessandro Michele mit seinem gefeierten schrägen Gestaltungs- und Inszenierungstalent jüngst ausgelöst hat.
Zeitgenössisches Modedesign geht heute mit künstlerisch-konzeptuellen und experimentellen Entwürfen zunehmend auf die ganz große Bühne, oder bedient sich zumindest bekannter performativer wie narrativer Praktiken der bildenden Kunst – im übertragenen Sinne wie aber auch ganz wortwörtlich. Ein digitales Ökosystem aus nahtlos miteinander verbundenen Medien liefert der Mode hierfür gleichzeitig mannigfaltige Inszenierungsplattformen, wie Jessica Bugg feststellt: „Die Landschaft der Mode hat sich dramatisch verändert. Als der Handel und schnellere Herangehensweisen an die Mode ins Spiel kamen, haben High-End-Designer mit einem entschleunigenden Konzept reagiert und sich eher mit politischen und globalen Themen beschäftigt, um mit ihrer Arbeit soziale Kommentare abzugeben, das Thema wieder in den Vordergrund zu rücken, Ideen zu kommunizieren und in interdisziplinären Kontexten sowie mit interdisziplinären Methoden oder in Kollaboration mit anderen Disziplinen zu arbeiten. Zu diesen Entwicklungen trägt auch bei, dass sich der Raum oder der Ort der Mode diversifiziert hat, und die Arbeit der Designer nun durch und mit Hilfe des Modefilms, der Animation, der Musikindustrie, der Kunstfotografie, der Modezeichnung und -grafik, des virtuellen Raums, der Performance und der Kunstgalerie kommuniziert wird.“2
Performanzen, wie wir sie bisher nur aus dem Theater oder von Bühne und Oper her kannten, erobern zunehmend auch die kommerziellen Räume des Konsums.
Daraus resultierende raffinierte Verwebungen zwischen…