Liliane Weissberg
Monkey Business
Bernard Weinberg zitiert in seiner Studie zur Kunstkritik der Jahre 1830-1870 die ersten kritischen Stimmen, die den neuen Realismus zu beschreiben suchten. Weinberg bestätigt, daß die ersten Reaktionen zumeist ablehnend waren1, aber die Übereinstimmung der einzelnen zeitgenössischen Realismus-Definitionen ist auffällig. Realismus – das Wort soll hier als Zitat gebraucht werden – wurde zumeist als eine Nachahmung (imitation) der Natur bezeichnet, auch als ein Versuch der “Reproduktion” oder “Repräsentation” der Natur und bisweilen als “Wahrheit” und “Natur selbst”.2 Die Wahrheit scheint dabei in der genauen Abbildung der Natur zu liegen; in einer Nachahmung der Natur durch den Künstler, bei der die Kopie sich neben dem Original behaupten will. Das Kunstwerk soll sich danach der “Poesie” und “Imagination” verweigern und ist weder das Resultat einer besonderen Wahl noch einer verschönernden Veränderung des darzustellenden Objekts.
Betrachtet man allerdings die Gemälde und Skulpturen dieser Jahre, so scheint das darzustellende Objekt keineswegs willkürlich gewählt worden zu sein. Gustave Courbets monumentale Gemälde aus den Jahren 1848-1850 – L’Après dînée à Ornans (1848-49), Les casseurs de pierres (1849) und Un Enterrement à Ornans (1849-50) – lassen vermuten, daß die Konzeption des Realismus dieser Zeit in der Gestalt des Arbeiters oder Bauern ein neues und auch politisch revolutionäres Motiv gefunden hatte. Doch neben der Figur des Arbeiters wurden gerade auch andere Gestalten für die Kunst neu entdeckt, die das französische Klassensystem wohl weniger im Sinne einer Kopie repräsentieren mochten. Die “Kopie der Natur”, um den zeitgenössischen französischen Bildhauer Antoine-Louis Barye zu zitieren3, richtete sich Mitte des…