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Magazin: Museen & Institutionen · S. 366 - 367
Magazin: Museen & Institutionen , 1989

Dirk Schwarze
Museum Wiesbaden

Ein Neuer Anfang

Zur repräsentativen Architektur gehören Säulenvorbau und Freitreppe. Die Mitte des Aufgangs ist stets den Vornehmsten vorbehalten. Doch genau diese Mitte versperrt vor dem Museum Wiesbaden ein riesiges Standbild des Dichterfürsten Goethe. Aus Verärgerung über die Stadtväter, die ihm im Eingangsbereich eine andere Lösung versagten, soll der Architekt Theodor Fischer 1915 das Standbild des Mannes, der die Museumsgründung mit anregte, wie eine Barrikade vor den Eingang gesetzt haben. Und lange Zeit schien es so, als würde der steinerne Goethe tatsächlich eher abweisend als einladend wirken. Das 1825 gegründete Museum Wiesbaden, das nach mehrfachem Besitzerwechsel nun eines der drei hessischen Landesmuseen ist, machte wenig von sich reden. Das Dreispartenhaus mit den Abteilungen Kunstsammlungen, Naturwissenschaft und Nassauische Altertümer zehrte von dem Ruf, eine der wichtigsten Jawlensky-Sammlungen zu besitzen und 1962 mit eine der Geburtsstätten der Fluxus-Bewegung gewesen zu sein. Aber all dies schien mehr Geschichte als Gegenwart zu sein.

Nun auf einmal ist das Museum Wiesbaden aus dem Domröschenschlaf erwacht. Wechselausstellungen ließen die Besucherzahlen sprunghaft ansteigen, ja, zuletzt bildeten sich sogar lange Schlangen vor dem Haus. Gleichzeitig begann eine Neuordnung der Sammlung, an deren Ende eine eindeutige Konzentration auf die Kunst des 20. Jahrhunderts stehen wird.

Zum Motor des Neuanfangs wurde der im Herbst 1987 zum Direktor berufene Volker Rattemeyer (Jahrgang 1943), ein Außenseiter unter den Museumsleitern und Ausstellungsmachern, der sich durch unermüdlichen Arbeitseifer und untrüglichen Spürsinn für das Machbare im Kunstbetrieb profiliert hat. Rattemeyer hatte Kunst, Kunstgeschichte und Psychologie studiert und sich mit seiner Promotion auf Fragen der Künstlerausbildung…


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