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Ausstellungen: Hagen · von Helga Meister · S. 341 - 342
Ausstellungen: Hagen , 2002

HELGA MEISTER
Museutopia – Schritte in andere Welten

Karl Ernst Osthaus-Museum Hagen, 11.6. – 15.10.2002

Der Bankiers-Sohn Karl Ernst Osthaus war 22 Jahre alt, als er sich in den Kopf setzte, den “trostlosen Zustand” provinziellen Lebens in seiner Vaterstadt Hagen zu beenden. Als er knapp 25-jährig an der Hochstraße die Ausschachtungsarbeiten beginnen ließ, wollte er die Bürger noch mit naturwissenschaftlichen Exponaten “erwecken” und “veredeln”. Was schließlich 1902 eingeweiht wurde, hatte zwar die Fassade eines wilhelminischen Renaissance-Gebäudes, war jedoch im Innern der französisch-belgischen Avantgarde gewidmet. Denn Osthaus hatte in der Zwischenzeit Henry van de Velde als seinen Cicerone entdeckt. Das Haus war kein Museum im herkömmlichen Sinn, in dem er die Künste der Vergangenheit hortete, sondern es sollte Vorposten der Avantgarde sein. Ein Propagandazentrum gleichsam der neuen Bewegung. Sein hehres Ziel: Erziehung durch Schönheit. Die ersten Bilder von Renoir, van Gogh, Cezanne, Rohlfs kamen ins Haus. 1909 wurde das Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe gegründet, als Museum des Deutschen Werkbundes.

20 Jahre später waren jedoch alle Zukunftsträume ausgeträumt, Osthaus war tot (er starb 1921), der Inhalt verhökert, das Gebäude aus seiner Zweckbindung als Museum entlassen. Osthaus hatte in seinem Testament die Zusicherung gefordert, dass Hagen die Sammlungen beisammen lassen sollte. Diese Garantie gab die Stadt ebenso wenig wie das Geld, das die Familie für die Schätze forderte. So wanderte der Kunstbestand zu den Stahlbaronen nach Essen (Folkwang Museum) und in die Seidenstadt Krefeld (Kaiser Wilhelm-Museum). Die Säkularisation des Schönheits-Begriffs wurde letztlich zu Grabe getragen, als das Museum in ein Verwaltungshaus verwandelt…


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