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Nachrichtenforum · von Jürgen Raap · S. 16 - 43
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MUSEEN

2018 kaufte die Stadt Düsseldorf für das MUSEUM KUNSTPALAST 3.039 Fotografien von der Berliner GALERIE KICKEN an. Eine Auswahl von 200 Abzügen, kuratiert von Linda Conze, war in den vergangenen Monaten dort im Museum zu sehen. Allerdings löste die Ausstellung eine heftige Diskussion über die städtische Ankaufspolitik aus. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtete, halten nämlich Insider des Kunstbetriebs den Kaufpreis von 8,36 Mill. Euro für „maßlos überzogenen“. Die sei „die höchste Summe“, die Düsseldorfs Stadtobere „je in eine Kunstsammlung investierten“, schrieb auch das „Handelsblatt“. Damit sei es den lokalen Kulturpolitikern zwar gelungen, den Ruf der Rheinmetropole als „Fotostadt“ aufzupolieren, aber es fehlen in den Presseartikeln auch nicht kritische Anmerkungen, „tatsächlich“ handele „es sich bei der Sammlung Kicken nicht um eine gezielt aufgebaute Sammlung, sondern um den über 40 Jahre von permanenten Zu- und Abflüssen geprägten Warenstock einer Galerie“, darunter auch „Schnappschüsse von nicht durchweg origineller Art.“ Der Kurator Thomas Weski und die Fotoexpertin Simone Klein verteidigten hingegen den Ankauf. www.kunstpalast.de

Zwischen 1968 und 1979 malte GERHARD RICHTER eine Serie von Wolkenbildern. „Himmel“ (1978) erwarb ein Essener Sammlerehepaar direkt aus dem Atelier des Künstlers. 42 Jahre später wird es jetzt erstmals öffentlich präsentiert, und zwar im Essener MUSEUM FOLKWANG. Dort nimmt es ab dem 10. November 2020 einen Platz ein „im Sammlungsraum „La Vague“ ausgestellt neben Bildern von Gustave Courbet, Morris Louis und Zao Wou-Ki, denen jeweils ein eigenes Natur- und Bildverständnis zugrunde liegt.“ Das Bild hängt dort nun an der Stelle von Richters „Wolken“ „aus der Sammlung des Museum Folkwang…, das für eine Werkschau des Künstlers nach Wien und Zürich reist.“

Das Zeughaus aus dem Jahre 1695 ist das älteste Gebäude auf dem Boulevard Unter den Linden in Berlin. Seit 1991 nutzt das DEUTSCHE HISTORISCHE MUSEUM den Komplex für seine Ausstellungen. Nun muss der Bau umfassend saniert werden. Der Abbau der Dauerausstellung beginnt Mitte 2021; die Bauarbeiten sind für den Zeitraum Januar 2022 bis Dezember 2023 terminiert.Während der Schließungsphase finden Wechselausstellungen in der benachbarten Ausstellungshalle des Architekten I.M. Pei statt. U. a. ist hier vom 18. Juni 2021 bis zum 9. Januar 2022 die Ausstellung „Die politische Geschichte der documenta“ zu sehen.

Am 12. Mai 2021 wäre JOSEPH BEUYS 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass führen diverse Museen und Institutionen in NRW ein „BEUYS JAHR 2021“ durch. Das Programm ist jetzt komplett, und dazu gibt es als Informationsportal eine neue Website. Das Angebot ist nach Orten strukturiert, doch im Fokus stehen auch die einzelnen Inhalte, denn die geplanten Ausstellungen decken das gesamte Spektrum des Beuys’schen Schaffens von „den schamanischen Praktiken bis zur plastischen Demokratie, von der Fotografie bis zur Performance, vom Frühwerk bis zur Institutionskritik, von den großen Vorbildern Lehmbruck und Duchamp bis zum eigenen Einfluss auf eine jüngere Künstlergeneration“ ab. Infos: www.beuys2021.de

Nicht nur der aktuelle Museumsbetrieb ist durch die Corona-Pandemie behindert, sondern auch die Umnutzung ehemaliger Museumsgebäude: das Kölner RAUTENSTRAUCH-JOEST-MUSEUM bekam schon 2010 einen Neubau am Neumarkt, nicht zuletzt deswegen, weil in dem Altbau am Ubierring die Depoträume bei Rheinhochwasser jedes Mal aufwändig evakuiert werden mussten. Wegen „Corona bedingten Liefer- und Personalengpässen“ verzögerte sich jedoch der Umbau des ehemaligen Museumsbaus zu einem Interimsgebäude für die Oberstufe einer Gesamtschule. Erst in den Herbstferien 2020 war der Bau bezugsfertig.

Das FOTOGRAFISKA MUSEUM in Stockholm unterhält bereits Dependancen in Berlin und Tallinn. Ende 2022 eröffnet das Museum einen weiteren Ableger in Berlin. „Fotografiska Berlin“ residiert dann im früheren KUNSTHAUS TACHELES am Oranienburger Tor. Derzeit wird das Areal saniert; es entstehen dort mehrere Neubauten mit Büroflächen, Eigentumswohnungen und Läden. Fotografiska will dort künftig 5.000 qm Nutzfläche bespielen; neben einem Fotomuseum sind auch die Einrichtung einer Akademie sowie der Betrieb eines Restaurants geplant. Der Ausstellungsbetrieb soll bis zu sechs Ausstellungen gleichzeitig umfassen.

Der Maler K. H. HÖDICKE bedachte die Münchner Museen mit Schenkungen. Ein fünfteiliges Werk geht an die Sammlung Moderne Kunst in der PINAKOTHEK DER MODERNE und ist dort ab sofort zu sehen. Sechs weitere Werke schenkte er dem MUSEUM BRANDHORST, welches diese nun im Rahmen der Ausstellung „Spot On: German Pop“ (bis 30. Juni 2021) zeigt.

KULTURPOLITIK

Angesichts der aktuellen Antirassismus-Debatten empfinden vier US-Museen es als zu heikel, derzeit eine Wanderausstellung mit Werken des Malers PHILIP GUSTON (1913–1980) durchzuführen. Die Wanderausstellung sollte eigentlich nach einer coronabedingten Verschiebung 2021 stattfinden, doch die National Gallery in Washington, das Museum of Fine Arts in Boston, die Tate Modern in London und das Museum of Fine Arts in Houston entschlossen sich für eine Verschiebung auf 2024. Stein des Anstoßes: 24 Gemälde in der geplanten Ausstellung zeigen vermummte Ku-Klux-Klan-Gestalten. Guston stammte aus einer russisch-jüdischen Familie, die 1905 vor den Pogromen aus Odessa geflohen war. Der linksliberal orientierte Maler schuf ab 1931 politischkritische Kunst: bereits 1933 porträtierte er Ku-Klux-Klan-Mitglieder, die als Streikbrecher auftraten – Klan-Mitglieder drangen anschließend in die Ausstellung ein und zerschlitzten zwei Leinwände. Die Museumsleitungen befürchten heute, die comicartigen Bilder könnten missverstanden werden und wollen stattdessen abwarten, bis solche Motive von „sozialer und racial justice eindeutiger interpretiert werden“ könnten, zitierte sie der Berliner „Tagesspiegel“ und schon 2016 hatte der Autor Gunnar Luetzow angemerkt: Gustons „Verständnis künstlerischer Freiheit war selbst der Avantgarde zu radikal“.

Coronabedingt hat der DEUTSCHE KULTURRAT seine Liste bedrohter Kultureinrichtungen wieder neu eingeführt. Die im Herbst 2020 veröffentlichte „1. Corona-Liste“ notiert die Kammeroper Köln, Musikclub Gretchen in Berlin-Kreuzberg, und das Berliner MACHmit! Museum für Kinder als „von einer Schließung“ bedroht. Das Theater Lindenhof in Melchingen wurde in eine „Vorwarnliste“ aufgenommen. Generell ist bei Theatern ungewiss, ob bei reduzierter Platzkapazität die Eintrittsgelder ausreichen, um die laufenden Betriebskosten „ansatzweise“ zu decken; ähnlich prekär ist die wirtschaftliche Lage bei den Museen, wenn nur eine bestimmte Anzahl an Besuchern durch die Säle gehen dürfen und die Teilnehmerzahl bei Führungen beschränkt ist. Spontane Ausstellungsbesuche fallen weg, wenn man sich vorher anmelden muss oder das Ticket nur online buchen kann.

„EU-Gerichtshof kassiert ungarisches Hochschulgesetz“ titelte die „Deutsche Welle“. Dass die ungarischen Behörden die Budapester Privatuniversität des Mäzens GEORGE SOROS zum Umzug nach Wien zwangen, sei „nicht rechtmäßig“ gewesen, urteilten die Luxemburger EU-Richter. Die ungarische Regierung drangsaliere ausländische Universitäten, daher sei das dortige Hochschulgesetz nichtig. Dies ist ein eklatantes Beispiel dafür, wie in den heutigen Zeiten zunehmender rechtspopulistischer Strömungen die Freiheiten der Kunst und der Wissenschaft gefährdet sind. Die BERLINER AKADEMIE DER KÜNSTE ist mit dem Gründungsdatum 1696 eine der ältesten – damals setzten im Zeitalter des Feudalismus Universitäten und Akademien ihre akademischen Freiheiten der Forschung und der Lehre gegenüber den Despoten durch. Heute ginge es um „kulturellen Zusammenhalt und transnationale Solidarität“, erklärte Jeanine Meerapfel, Präsidenten der Berliner Akademie, in einer Konferenz, die einen Start für die Gründung einer Allianz möglichst vieler Akademien in Europa markieren soll. An der Allianz wirken mit: Akademie der Bildenden Künste Wien, Royal Academy of Arts, Széchenyi Academy of Letters and Arts, L’Accademia Nazionale dei Lincei, Real Academia Española, Académie Goncourt, Centre Pompidou und Onassis Foundation.

2007 kaufte das Sammlerehepaar BARBARA und AXEL HAUBROK in Berlin-Lichtenberg einen alten Gewerbehof. Ab 2013 richteten die Haubroks dort Ateliers ein und stellten dort auch ihre Kunstsammlung aus. „An die 75 Ateliers und Werkstätten sind zu niedrigen Preisen vermietet, 85 Prozent ans produzierende Gewerbe, 15 Prozent an Künstler. Doch dann lehnte die damalige Bezirksbaustadträtin Birgit Monteiro (SPD) 2018 den Bauantrag für eine zweite Leichtbauhalle ab mit der absurden Begründung, das Gewerbewesen auf dem Gelände sei durch den Ausstellungs- und Publikumsverkehr bedroht.“ Inzwischen wurde Birgit Monteiro auf ihrem Posten durch den neuen Bezirksbaustadtrat Kevin Hönicke (SPD) abgelöst. Hönicke steht dem Projekt des Ehepaares Haubrok weitaus aufgeschlossener gegenüber. Es gibt seitens der Bezirkspolitik jedenfalls inzwischen die mündliche Zusage, „wieder temporäre Ausstellungen“ zu erlauben und den „Bauantrag für eine Ausstellungshalle wohlwollend“ zu bearbeiten.

Die britische Firma Full Colour Black vertreibt Motive des Street Art-Künstlers BANKSY u. a. auf Postkarten und beantragte deswegen beim Amt der EU für geistiges Eigentum (EUIPO), die Markenrechte für Banksys „Blumenwerfer“-Motiv zu löschen. Banksy hatte hierfür sein Markenrecht 2014 eintragen lassen. Die Behörde gab dem Antrag der Firma jetzt statt mit der Begründung, Banksy halte seine Identität geheim und habe sich in der Vergangenheit selbst mehrfach gegen das Urheberrecht ausgesprochen. Er habe auch die Verwendung seiner Motive durch andere geduldet und in der Ausübung seiner Kunst beim Besprühen von Wänden selber in das Eigentum anderer eingegriffen, führte die EU-Behörde weiter aus. Generell wird allerdings z. B. im deutschen Urheberrecht der Wunsch eines Urhebers, anonym zu bleiben, respektiert. Die Schutzfrist ist bei anonymen Werken jedoch häufig kürzer als die sonstige Regelschutzfrist. Im deutschen Urheberrecht regeln die Paragraphen 64 und 66, dass kein anonymes Werk vorliegt, wenn „das vom Urheber angenommene Pseudonym keinen Zweifel an seiner Identität zu lässt“: Dann gilt die Regelschutzfrist. Banksy kann gegen die Entscheidung Berufung einlegen.

Der Bürgermeister von Palermo, LEOLUCA ORLANDO, bekommt den Lifetime Achievement Award des 15. Europäischen Kul-turmarken-Awards. Geehrt wird er in der Kategorie „Europäische*r Kulturmanager*in des Jahres“ für seine Flüchtlingspolitik sowie Kulturinitiativen gegen die Mafia und gegen Rassismus. Orlando stellt eine wichtige Stimme des Bündnisses „Städte sicherer Häfen“ innerhalb der Initiative „Seebrücke – schafft sichere Häfen“ dar und setzt sich für eine freizügigere Flücht-lings- und Migrationspolitik ein. Auch an der Wiedergeburt der Cita die bella arti hat Orlando einen großen Verdienst. Der Preis wird ihm am 26.11.2020 im Nikolaisaal Potsdam verliehen.

Mit den Stimmen von SPD, CDU, AfD, der Fraktion „Wir für Kassel“ (WFK), FDP und Teilen der Linken hob die Kasseler Stadtverordnetenversammlung am Montagabend den bisher beschlossenen Standort für das DOCUMENTA-INSTITUT, einem Parkplatz an der Oberen Karlsstraße, wieder auf. Erst am 11.05.2020 hatten sich die Politiker für diesen Standort entschieden. Anlieger am Karlsplatz hatten 7.000 Unterschriften gegen diesen Standort gesammelt. Dieses ist nun nach der Kehrtwende der Politiker überflüssig, doch die Fraktionen der Grünen, der Linken, eine Vertreterin der Freien Wähler und ein Stadtverordneter von der Piratenpartei wollen die Kassler Bürgerschaft am 6.12.2020 dennoch abstimmen lassen. Wie die Hessisch Niedersächsische Allgemeine berichtet, suchen die Stadtoberen für den 24 Mill. Euro teuren Neubau nun nach einem neuen Standort. In Frage kämen die sanierungsbedürftige Documenta-Halle, die Parkflächen am Staatstheater oder am Ottoneum und ein Grundstück an der Wilhelmshöher Allee.

HOCHSCHULEN

Die Digitalisierung und Vernetzung schreitet auch in Düsseldorf weiter voran: die drei lokalen Hochschulen KUNSTAKADEMIE DÜSSELDORF, HOCHSCHULE DÜSSELDORF und ROBERT SCHUMANN-HOCHSCHULE betreiben künftig gemeinsam ihre Dienste der Infor-mations-, Kommunikations- und Medientechnik (IKM). Das Land NRW fördert den gemeinsamen Netzbetrieb im Laufe des Jahres 2020 mit 2.039.800 Euro. Zur Einrichtung eines Glasfaserrings, der die drei Hochschulen miteinander verbindet, erteilte kürzlich auch die Stadt Düsseldorf ihre Genehmigung.

Studierende der Münchener AMD AKADEMIE MODE & DESIGN / Fachbereich Design der Hochschule Fresenius haben ein neues Magazin „MO:DE 12 –BREAK“ entwickelt. Es beschäftigt sich mit der „dramatischen Situation in der Kulturbranche“ durch die Auswirkungen der Covid19-Pandemie. „Im Rahmen ihrer Lehrredaktion konnten sie 76 bekannte Kulturschaffende… dazu gewinnen, ihren Gefühlszustand während den vier Monaten des Lockdowns 2020 zu schildern.“ Nachzulesen sind Statements u.a. der Fotografinnen Candida Höfer und Herlinde Koelbl, der Lichtkünstlerin Brigitte Kowanz, der Schauspielerin Brigitte Hobmeier, des Galeristen Johann König, des Medienkünstlers Jürgen Klauke oder des Musikers Wolfgang Niedecken. www. break-magazin.de

„Aufgrund der unsicheren Lage zur Anzahl der Studierenden und Reisebeschränkungen im Zuge der Pandemie“ musste sich die FRANKFURTER STÄDELSCHULE dazu entschließen, „den neuen Jahrgang des Masterstudiengangs Städelschule Architecture Class (SAC) in dem kommenden akademischen Jahr 2020 / 21 kurzfristig ausfallen zu lassen.“ Da sich das Programm aus Studiengebühren finanziert, führten „verschiedene rechtliche und finanzielle Gründe“ zu der Verschiebung um ein Jahr auf 2021 / 22. Eigentlich hätte das Lehrprogramm Anfang November 2020 beginnen sollen, doch die „Mehrheit der neu zugelassenen Studierenden“ hatte noch kein Visum und konnte nicht rechtzeitig Reisevorbereitungen treffen.

Im Masterstudiengang Raumstrategien an der WEISSENSEE KUNSTHOCH-SCHULE BERLIN unterrichten mit Beginn des Wintersemesters 2020 / 21 als neue Professoren BONAVENTURE SOH BEJENG NDIKUNG und NASAN TUR. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf der „politischen und sozialen Dimension des öffentlichen Raumes“, und zwar als Ort „oft unbenannter kapitalistisch und ideologisch geprägter Machtkämpfe“, die „eine wesentliche Rolle für gesellschaftliche Entwicklungen spielen“.

Die Stuttgarter AKADEMIE SCHLOSS SOLITUDE hat zu ihrem 30-jährigen Jubiläum drei neue digitale Formate konzipiert. Die Online-Vortrags- und Workshopreihe „Transformation – Unfolding the Future“ bringt renommierte Beiträge aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven zusammen. Sie beschäftigen sich mit Fragen, wie unsere Zukunft aussehen soll und was sich in unserem gemeinschaftlichen Leben ändern muss. „Die mehrteilige Online-Reihe „Nepantlas: Infrastructures for World-building“ – ein Crossover-Format aus künstlerischer Performance und Vortrag – wird in Zusammenarbeit mit der Theoretikerin und Kuratorin Daphne Dragona realisiert. Das indigene Nahuatl-Wort Nepantla bedeutet »Mitte« und steht für einen Zustand der Unsichtbarkeit und des Übergangs. In diese Mitte führen die vorgestellten Projekte ein. Sie zeigen alternative soziale und technologische Infrastrukturen auf und verschieben eingesessene Perspektiven.“

Die AKADEMIE GALERIE NÜRNBERG hat einen neuen Standort im Stadtzentrum. „Mit der Neuausrichtung verfolgt die Akademie Galerie ein Selbstverständnis zwischen öffentlicher Repräsentation und künstlerischem Freiraum, zwischen Institution und Experiment. Neben der Funktion als Ausstellungsraum wird eine stärkere inhaltliche Rückkopplung an die Lehre sowie an gegenwärtige Diskurse in Kunst, Design und Gesellschaft angestrebt. Das ganzheitlich gedachte Ausstellungs- und Veranstaltungsprogramm wird dramaturgisch die verschiedenen künstlerischen Bereiche und Zusammenschlüsse innerhalb der Akademie berücksichtigen, um ein vielfältiges Programm – mit besonderem Blick auf kollaborative Projekte und interdisziplinäre Ansätze – zu ermöglichen“.

BERND SCHWARZ übernahm das Amt des Kanzlers an der KUNSTAKADEMIE KARLSRUHE. Er folgt damit Rüdiger Weis nach, der über 25 Jahre lang diese Aufgabe, zuerst als Verwaltungsleiter, später als gewählter Kanzler, übernommen hatte und nun in den Ruhestand gewechselt hat. Schwarz ist ausgebildeter Diplom-Verwaltungswirt und tritt die neue Stelle für zunächst sechs Jahre an.

BIENNALEN

KUNSTFORUM Autorin Larissa Kikol kuratiert mit Bernard Muntaner die Ausstellung „LOCAL HEROES. MARSEILLE & BERLIN“ im Rahmen der diesjährigen MANIFESTA. Die Ausstellung ist bis zum 7. Februar 2021 im Musée Regards de Provence zu sehen und zeigt auf, wie Künstler*innen ihren Weg vom Graffiti in die zeitgenössische Kunst finden. 1UP, Moses und Taps, Edward Nightingale, Rap, Hams, Eliote, Tommy Lhomme, Alexandre Bavard oder Skubb stehen für aktuelle und spannende Positionen im zeitgenössischen Graffiti aus Deutschland und Frankreich mit internationaler Bekanntheit. Die Dimensionen von Graffiti berühren Architektur, verborgene, nächtliche und urbane Performances, geheime Sprachgesten und visuelle Bilder, die auf Vorstellungen von soziologischer und persönlicher Identität beruhen. Die „Helden“ dieser Subkultur konstituieren sich in einer parallelen und anonymen Welt, einer Geheimgesellschaft in jeder Stadt.

Die 13. SHANGHAI BIENNALE findet vom 10. November 2020 bis zum 18. Juli 2021 im dortigen „Kraftwerk der Kunst“ statt. Zum Thema „Bodies of Water“ dient als Geleitwort ein Zitat von Astrida Neimanis, die sich an der Universität Sydney schwerpunktmäßig mit Wasser und Wetterphänomenen beschäftigt: „Der Fluss und die Spülung von Wasser unterstützen unseren eigenen Körper, verbinden ihn aber auch mit anderen Körpern, mit anderen Welten jenseits unseres menschlichen Selbst.“ Es geht mithin um „Prozesse der planetaren Wiedervereinigung (…). In Anbetracht dessen, wie Entladung, Atmung, Transfusion, Spülung, Menstruation, Ejakulation und Zersetzung Wege sind, auf denen Körper jenseits der Grenzen von Fleisch und Land zusammen existieren, wird die Biennale darüber nachdenken, wie Kollektivitäten in nasser Zweisamkeit greifbar und körperlich gemacht werden.“ Damit ist „Wasser“ hier eine Metapher für „fließende Solidarität“.

Wegen ihrer Verschiebung aufgrund der Coronakrise geht die koreanische GWANGJU BIENNALE nunmehr vom 26. Februar bis zum 9. Mai 2021 an den Start. Sie wird seit 1995 ausgerichtet und war damals die erste Biennale für zeitgenössische Kunst in Asien. 2018 nahmen 65 Künstler aus 43 verschiedenen Ländern teil. Sie hatten sieben Ausstellungsorte zur Verfügung. Die Biennale wurde von einem Kollektiv von elf Kuratoren aus der ganzen Welt zusammengestellt. Defne Ayas und Natasha Ginwala sind für die künstlerische Leitung des Programms 2021 verantwortlich. „Minds Rising, Spirits Tuning“ ist das Leitthema der Gwangju Biennale, die „das Spektrum des erweiterten Geistes mit künstlerischen und theoretischen Mitteln“ untersuchen will. Künstler, theoretische Wissenschaftler und Systemdenker kommunizieren über „das Primat der Pluralität“ und darüber, „dass Ursprungs- und Einflusspunkte nicht nur über die vorherrschenden technologischen Systeme und maschinellen Vokabulare zugänglich sein sollten, die auf den Westen zurückgeführt werden können, sondern sich auch auf heterodoxe Vorfahren beziehen sollten.“

Auf dem Gelände der Biennale von Venedig unterhalten Schweden, Finnland und Norwegen einen gemeinsamen Länderpavillon in einem Bau aus dem Jahr 1962. Bei der nächsten Biennale 2022 wird dieser Pavillon ausschließlich von Künstlerinnen und Künstlern bespielt, die zum Volk der Sámi gehören. Der Pavillon in Venedig wird zudem auch in „SÁMI-PAVILLON“ umbenannt, um damit die Kunst und Kultur die indigenen Einwohner Nordeuropas zu würdigen. Durch Umweltschäden, Raubbau an Rohstoffvorkommen, industrielle Überfischung der arktischen Gewässer und Restriktionen in der Rentierzucht ist die traditionelle Lebensweise der Sámi in starkem Maße gefährdet. Insofern ist die Entscheidung für einen solchen künstlerischen Auftritt in Venedig ein Politikum. Ausgewählt wurden der Künstler Anders Summa aus dem schwedischen Gebietsteil, die aus Norwegen stammende Künstlerin Máret Ánne Sara, die bereits an der Kasseler Documenta 2017 teilnahm, und die aus dem finnischen Teil stammende Theaterregisseurin Pauliina Feodoroff.

Shubigi Rao, Künstlerin aus Singapur, kuratiert die KOCHI-MUZIRIS BIENNALE (12.12.2020 – 10.04.2021). Das diesjährige Motto lautet: „In our Veins Flow Ink and Fire“ (In unseren Venen fließen Tinte und Feuer). Schauplätze sind verschiedene Orte im Stadtraum von Kochi, einer 600.000 Einwohner-Stadt im indischen Bundesstaat Kerala. Zum theoretischen Hintergrund merkt Kuratorin Rao an: „Was finden wir, wenn wir zuhören, lesen, aufnehmen, denken und machen? Zum einen, dass selbst die einsamste aller Reisen nicht eine Reise der Isolation ist, sondern tief aus dieser gemeinsamen Quelle kollektiven Wissens und kollektiver Ideen trinkt. Selbst wenn wir allein arbeiten, verstärken wir die Stimmen der anderen, … und diese Form der Geselligkeit ist der Grund, warum wir kollektiv sind, wenn wir schöpferisch tätig sind“.

Unter dem Titel „NIRIN“ führte die BIENNALE VON SYDNEY eine Online-Auktion zur Unterstützung der Kunstschaffenden durch, die an dieser Biennale beteiligt sind. Unter der Leitung von Brook Andrew „zeigt die diesjährige Biennale… mehr als 700 Kunstwerke von 101 Künstlern und Kollektiven aus aller Welt. Die Ausstellung wurde im März mit beispiellosem Erfolg eröffnet, aber aufgrund der globalen Pandemie nach nur 10 Tagen für die Öffentlichkeit geschlossen.“ Als die australische Regierung Wochen später eine Wiedereröffnung von Museen zuließ, verursachte die Verlängerung der Laufzeit der Biennale-Organisation Mehrkosten von 400.000 austral. Dollar. Vom Erlös der Auktion gehen 70 Prozent an die Künstler und Künstlerinnen, die dafür ihre Werke zur Verfügung stellten, und 70 Prozent an die gemeinnützige Biennale-Organisation. Für die nächste Biennale von Sydney vom 12. – 13. Juni 2022 wurde der kolumbianische Kurator JOSÉ ROCA als künstlerischer Leiter berufen.

Sarah Cosulich und Stefano Collicelli Cagol kuratieren die 2020 ART QUADRIENNALE unter dem Titel „Fuori“ („Raus“). Mit diesem Titel will die Quadriennale im Palazzo delle Esposizioni von Rom vom 29. Oktober 2020 bis zum 19. Januar 2021 eine „alternative Sicht“ auf die Kunst seit 1960 darbieten; und dazu arrangieren die Kurator*innen die Exponate zum Teil in monografischen Räumen. Ausgewählt wurden 43 künstlerische Positionen: u.a. von Alessandro Agudio, Micol Assaël, Irma Blank und Monica Bonvicini.

MESSEN

Nach der coronabedingten Verschiebung der ART COLOGNE auf den 18. bis 22. November 2020 umfasst das Teilnehmerfeld jetzt 151 Galerien aus 25 Ländern. Neu dabei sind in diesem Jahr Art:Concept (Paris), Daniel Blau (München), Campoli Presti (London / Paris), Carlier Gebauer (Berlin), Chert Lüdde (Berlin), Emanuel Layr (Wien), Luxembourg + Co (London / New York), Mayoral (Barcelona), neugerriemschneider (Berlin), Plan-B (Berlin / Cluj) sowie Thomas Schulte (Berlin). Allerdings haben 25 Galerien aus der ursprünglichen Ausstellerliste vom April 2020 ihre Teilnahme zurückgezogen. In diesem Jahr sind die Tickets für die Messe ausschließlich online und nur mit vollständiger Registrierung erhältlich, d. h. es gibt keinen Vorort-Verkauf für Eintrittskarten. Damit nicht das übliche Gedränge auf der Vernissage eintritt, wird die Preview für geladene Gäste auf zwei Tage ausgedehnt (18. und 19. November 2020). Publikumstage sind dann der 20. bis 22. November 2020. Der Hallenplan umfasst wieder die beiden Ebenen der Halle 11, allerdings sind coronabedingt „die Abstände der Galerien zueinander und die Gangbreiten großzügig und luftig angepasst. Gruppenbildungen von Besuchern werden somit vermieden.“ Parallel zur ART COLOGNE findet die Cologne Fine Art & Design statt. Sie ist in Halle 3 unmittelbar an die ART COLOGNE angebunden. www.artcologne.de

Weil die französische Regierung nach dem Anstieg der Corona-Infektionen im Herbst den Zugang zu Großveranstaltungen auf maximal 1.000 Personen limitiert hat, verschob die PARIS PHOTO ihre nächste Messeveranstaltung ins kommende Jahr auf den 11. bis 14. November 2021. Aus dem gleichen Grund wurde auch schon die FIAC PARIS auf den 21. bis 24. Oktober 2021 verlegt. In den Messekalender eingetragen ist derzeit noch die art 3 f-Salon international d’art contemporain im Pavillon Nr. 5 von Paris Expo an der Porte de Versailles (29.– 31. Januar 2021). Bei der Paris Photo zählte man 2019 immerhin 70.000 Besucher, und die FIAC verkaufte in jedem Jahr etwa 80.000 Eintrittskarten. Die Absage der beiden Messen trifft alle hart: der französische Staat muss auf die Überweisung von Gebühren für die Nutzung des Grand Palais verzichten, deren Höhe sich nach der Besucherzahl richtet, und die Pariser Galerien befürchteten schon vor Monaten durch den Wegfall ihrer Messeauftritte in diesem Jahr Umsatzverluste bis zu 70 Prozent.

Abgesagt wurde für dieses Jahr auch die Kunstmesse ART BASEL MIAMI BEACH. Als Grund nennen die Veranstalter die anhaltenden Behinderungen des Reiseverkehrs in diesem Herbst. Zum Zeitpunkt der Absage waren die Landesgrenzen nach Kanada und Mexiko noch immer geschlossen, gleichzeitig hatten die Behörden Florida und den Mittleren Westen als Corona-Hotspots ausgewiesen, so dass für die Vorbereitung eines problemlosen Aufenthaltes in Miami für die Veranstalter, Aussteller und Anreisen von Sammlern keine Planungssicherheit gewährleistet ist. Die nächste Art Basel Miami Beach ist für Dezember 2021 angekündigt. Auf 2021 verschoben wurde ebenfalls die VOLTA Miami.

Rund 60 Galerien nehmen an der LUXEMBOURG ART WEEK teil (20. – 22.11. 2020). Das Teilnehmerfeld umfasst alle Sparten des Handels mit zeitgenössischer Kunst, auch jüngere aufstrebende Galerien. Abgerundet wird die Messewoche durch Gesprächsrunden, Performances, Konferenzen und Fimvorführungen. Die Messeveranstalter arbeiten dabei auch mit verschiedenen lokalen und regionalen Institutionen zusammen wie dem Casino Luxembourg – Forum d’art contemporain, dem Mudam Luxembourg – Musée d’art moderne Grand-Duc Jean, der Cinémathèque de la Ville de Luxembourg, der Universität Luxemburg, dem Institut Français, dem Centre Pompidou-Metz, FRAC Lorraine und dem luxemburgischen Künstlerverband Cercle Artistique de Luxembourg (CAL). www. luxembourgartweek.lu

Die VIENNA ART WEEK findet dieses Jahr vom 13. bis zum 20. November 2020 statt: Im Fokus stehen schwerpunktmäßig die in Wien tätigen Künstlerinnen und Künstler sowie die Kunst- und Ausbildungsinstitutionen dieser Stadt (organisiert als Art Cluster Vienna Verein). Die Veranstaltungsreihe ist eine „gemeinsame Initiative der wichtigsten Ausstellungs häuser, Kunsträume, Ausbildungsinstitutionen und Galerien der Stadt Wien“, die sich zu diesem Zwecke in dem Verein zusammen geschlossen haben. Das diesjährige Motto lautet „Living Rituals“: „Rituale dienen in unserer Gesellschaft dem sozialen Zusammenhalt und strukturieren den Alltag. In ihrer ursprünglichen Form binden sie den Menschen in rituelle Abläufe ein und stehen sowohl für Konzentration als auch Entgrenzung. In der zeitgenössischen Kunst finden sich Rituale auf vielfältige Weise wieder, beispielsweise in der Betonung des Rituellen der ornamentalen Form oder in Körperritualen als Teil des künstlerischen Kanons …“ Das Herzstück des Programms bilden auch 2020 wieder die „Open Studio days“: „Am ersten Wochenende Samstag, 14. und Sonntag, 15. November ist ein umfangreiches Programm in ausgewählten Ateliers geplant: Touren, Studio-Visits und Talks laden analog wie digital … ein.“ Mehr Infos: www.viennaartweek.at

GALERIEN

Hergen Wöbken vom Berliner Institut für Strategieentwicklung (IFSE) hat zusammen mit dem GALERIENVERBAND BVDG zusammen eine Studie zur SITUATION DER GALERIEN IN DEUTSCHLAND durchgeführt. Basis der Studie ist eine Umfrage, an der 237 von bundesweit etwa 700 professionellen Galerien teilgenommen haben. Seit 2013 wurden in Deutschland mehr als 100 Galerien neu gegründet, im Durchschnitt existiert eine etablierte Galerie hier zu Lande seit 23 Jahren. Fast ein Viertel der Galerien ist im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen ansässig, das bundesweit auch die höchste Museumsdichte aufweist. Ein Drittel der Galerien hat eine Adresse in der Hauptstadt Berlin. Weitere wichtige Standorte für den Kunsthandel sind Metropolen wie München, Hamburg, Frankfurt / Main und Stuttgart. Bei 73 Prozent der Befragten macht der Primärmarkt das Programmprofil aus, d. h. sie akquirieren als Programmgalerien ihre Ware direkt aus den Künstlerateliers.

In letzter Instanz wies das Oberlandesgericht Münster eine Klage der Züricher GALERIE GMURZYNSKA gegen das Kölner Museum Ludwig auf Herausgabe an Informationen ab. Nach eigenen Angaben hat die Galerie an das Sammlerehepaar Ludwig etwa 400 Kunstwerke verkauft. Sie gehören zu einem insgesamt 600 Werke umfassenden Konvolut an russischer Avantgardekunst der Sammlung Ludwig, das 2011 als Schenkung an die Stadt Köln bzw. das Museum Ludwig überging. Die Galerie Gmurzynska monierte, bei der jetzigen Kölner Ausstellung „Russische Avantgarde im Museum Ludwig – Original und Fälschung“ ginge es nur um die Frage, ob die Bilder echt seien, und dieser „Umgang mit der Sammlung ist für alle Beteiligten schade und wäre ihren großzügigen Stiftern sicher nicht recht gewesen.“ Dass das Museum der Galerie seine Informationen über die bisherigen Forschungsergebnisse in Sachen Echtheit vorenthielt, empfindet man bei Gmurzynska als „befremdlich“, und da die Galerie eine mögliche Rufschädigung befürchtete, hatte sie auf Herausgabe der Informationen geklagt.

Die Kölner GALERIE PRISKA PASQUER hat eine neue Adresse am Konrad-Ade-nauer-Ufer 83 bezogen. Der Standort befindet sich in der nördlichen Neustadt zwischen der Bastei und dem Skulpturenpark an der Zoobrücke. Die neuen Räume eröffnet Radenko Milak mit einer Ausstellung, die bis zum 7. November 2020 läuft.

Die Berliner NOME-GALERIE hat neue Räumlichkeiten in der Potsdamer Str. 72 eröffnet. Das Programm ist seit der Gründung 2015 auf aufstrebende künstlerische Positionen und solche in der Mitte der Karriere abonniert, und dies in einem breit angelegten Spektrum an Medien und Disziplinen. In den neuen Räumen bestreitet die erste Ausstellung bis zum 20. November 2020 Navine G. Khan-Dossos mit ihrer Serie „No Such Organisation“.

50 Jahre KUNSTKOMPASS: Seit 1970 ermittelte der Wirtschaftsjournalist Willi Bongard jährlich ein Ranking der weltweit gefragtesten Künstler der Gegenwart. Es ist im Kunstbetrieb die älteste Ruhmesliste dieser Art. Nach seinem Tod führt seine Witwe LINDE ROHR-BONGARD das Projekt fort und veröffentlicht das Ergebnis der Recherchen in der Zeitschrift „Capital“. Vor fünfzig Jahren war das Echo auf dieses Ranking „verhalten“, wie sich Linde Rohr-Bongard erinnert: „Heinz Mack hielt die Liste der 100 bedeutendsten Künstler für geschmacklos und bat um Streichung seines Namens; der Galerist Hein Stünke drohte, den Kunstkompass mit Öl zu übergießen und zu verbrennen“. Heute ist der Kunstkompass „fester Bestandteil der Kunstwelt“. 2020 führt wie schon seit 17 Jahren Gerhard Richter die Liste auf Platz 1 an, und auch auf den folgenden Plätzen hat sich mit Bruce Nauman, Georg Baselitz, Rosemarie Trockel und Cindy Sherman seit 2019 nichts geändert. Messbare Kriterien sind Orte und Zahl der Ausstellungen, Rezensionen in Fachmagazinen und Auszeichnungen. Nach diesen Parametern sind Otobong Nkanga, Tomas Sarceno und Oscar Murillo auf den ersten drei Plätzen einer Liste der „Stars von morgen“ aufgelistet, und im Olymp der Verstorbenen haben Andy Warhol, Joseph Beuys und Sigmar Polke die meisten Ruhmespunkte.

GEORG NOTHELFER, Berliner Galerist, starb im Alter von 82 Jahren. In seiner 1971 gegründeten Programmgalerie hatte er die Schwerpunkte auf Tachismus und Informel gesetzt und Künstler wie K.O. Götz, Eduardo Chillida, Christo und Jeanne-Claude oder Michael Buthe ausgestellt. Nothelfer legte immer großen Wert darauf, seine Arbeit mit akribisch gestalteten Katalogen zu begleiten und gab auch eigene Editionen heraus. Es heißt, die Galerie solle weitergeführt werden und sie werde im November 2020 auch an der Art Cologne teilnehmen.

Als der Galerist RUDOLF ZWIRNER in den 1980er Jahren in Köln die Galeriewochenenden mit zeitgleichen Vernissagen erfand, informierte ein Faltblatt über die aktuellen Ausstellungen. Bald wurde dieses Konzept auch von anderen Städten übernommen. Die daraus entwickelte Broschüre „KÖLNGALERIEN“ gehört mithin zu den ältesten Ausstellungsverzeichnissen Deutschlands. Seit Anfang 2019 gibt es sie auch als neue Webseite und App. Mit einem Update wurde „Köln Galerien“ jetzt online und in der App redaktionell erweitert. Zweimal pro Quartal informiert die Redaktion von „KölnGalerien“ über die bevorstehenden Ausstellungseröffnungen.

PERSONALIEN

GERHARD RICHTER betrachtet mit der Enthüllung der von ihm entworfenen Kirchenfenster in der saarländischen ABTEI TOLEY sein malerisches Werk als abgeschlossen. Der in Köln lebende 88-jährige Künstler erklärte, künftig keine großformatigen Bilder mehr zu produzieren: „Dann zeichne ich nur und mache Entwürfe für Ausstellungen. Kleinere Sachen.“ Richter hatte 2007 für den Kölner Dom ein Kirchenfenster mit mehr als 11.000 farbigen Quadraten entworfen. Die abstrakte Komposition missfiel allerdings dem damaligen Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, doch das Domkapitel setzte sich durch. Als man jetzt im Benediktinerkloster Toley die schadhaften Fenster aus den 1950er Jahren ersetzen musste, schlug man künstlerisch indessen einen umgekehrten Weg ein und entschied sich dazu, auf die alten ornamental-abstrakten Glasbilder zu verzichten, da sie heute „theologisch nur schwer vermittelbar“ seien.

ERICH MARX, Sammler und Mäzen, starb im Alter von 99 Jahren. Kulturstaatsministerin Monika Grütters würdigte ihn in einem Nachruf mit den Worten: „Seine Leidenschaft für die Kunst und sein gleichzeitiges Bestreben, diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, zeugen von seiner zutiefst dem Gemeinwohl zugewandten Haltung“. Marx verdankt die Berliner Kunstlandschaft einen Trakt im Museum Hamburger Bahnhof, für den er seine Sammlung zur Verfügung stellte. Einen dauerhaften Platz soll die Sammlung Erich Marx künftig in einem Neubau für die Kunst des 20. Jh. haben. Als Sammler engagierte sich Marx vor allem für Künstler seiner Generation, u. a. für Joseph Beuys oder auch Anselm Kiefer.

FRANZ JOSEPH VAN DER GRINTEN, Kunstsammler, Künstler, Lehrer, Dichter Stifter und früherer Museumsdirektor, starb im Alter von 87 Jahren. Zusammen mit seinem Bruder Hans van der Grinten (1929–2002) hatte er eine umfangreiche Sammlung mit mehr als 60.000 Werken aus dem 19. und 20. Jahrhundert und eine Sammlung an Archivalien von und über Joseph Beuys zusammengetragen, die heute im Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau untergebracht ist.

IRIS SIKKING ist Kuratorin der BIENNALE FÜR AKTUELLE FOTOGRAFIE 2022. Die Veranstaltungsreihe findet vom 19. März bis zum 22. Mai 2022 an verschiedenen Ausstellungsorten in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg statt. Sikking lebt als „unabhängige Kuratorin in Amsterdam. Sie ist ausgebildete Fotohistorikerin und Filmeditorin. Bis Mitte der 80er Jahre war sie zudem als DJane in Delft tätig. Als Kuratorin, Autorin und Mentorin fokussiert sie sich auf künstlerische Positionen am Schnittpunkt von Kunst, Fotojournalismus und dokumentarischer Fotografie. Innovative Strategien des Storytellings sowie eine Medien- und Präsentationsvielfalt zeichnen ihre kuratorische Praxis aus.“

Die Wiener Galeristin HEIKE CURTZE verstarb im Alter von 76 Jahren. Sie begann ihre Laufbahn als Galeristin Anfang der 1970er Jahre in Köln, übernahm dort die Leitung der Galerie Ariadne, und eröffnete 1976 eine eigene Galerie in Düsseldorf und 1978 Räume in Wien, wo sie sich vor allem mit Ausstellungen der Wiener Aktionisten etablierte. Zu ihrem Künstlerstamm gehören u. a. Günter Brus oder Christian Ludwig Attersee.

PREISE

RABIH MROUÉ empfängt den Preis für künstlerische Forschung der Schering Stiftung. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld von 15.000 Euro dotiert und mit einer Einzelausstellung in den Berliner KW Institute for Contemporary Art verbunden, die am 16.10.2021 eröffnet und von Nadim Samman kuratiert wird. Mroué hat als „Schauspieler, Regisseur und Dramaturg zahlreiche Stücke für internationale Bühnen geschrieben und inszeniert. Seit Ende der 1990er Jahre entwickelt er zudem Videoarbeiten, installative Werke und Zeichnungen, die international ausgestellt werden.“

BONAVENTURE SOH BEJENG NDIKUNG wurde vom Senat der VERDIENSTORDEN DES LANDES BERLIN verliehen. Der Berliner Landesorden ist die höchste Auszeichnung, die das Land Berlin zu vergeben hat. Bonaventure Soh Bejeng Ndikung ist Gründer und künstlerischer Leiter von SAVVY Contemporary, in Berlin-Neukölln, eines „Laboratoriums der Formgedanken“ als „unabhängiger, nicht kommerzieller Projektraum für internationale bildende und darstellende Kunstschaffende und Kuratoren“. „Alle zwei Monate werden jeweils ein Künstler / eine Künstlerin … eingeladen, um sich gemeinsam mit aktuellen Fragen und Themen aus den Bereichen Kunst, Wissenschaft, Soziologie oder Philosophie auseinanderzusetzen. Dieser künstlerische Dialog wird durch einen dritten Gast, eine / n Kurator / in, moderiert und anschließend … in einer Ausstellung …präsentiert. Ziel ist es, den Dialog zwischen der „Westkunst“ und der „Nicht-Westkunst“ zu fördern und einen kritischen Diskurs über die Entwicklung der zeitgenössischen Kunst sowie über Positionen der Kunst in der Diaspora anzuregen.“

Das ESSENER FOLKWANG MUSEUM ist „MUSEUM DES JAHRES“. Diese Auszeichnung vergab die deutsche Sektion von AICA, dem internationalen Verband für Kunstkritik. „Ausstellung des Jahres“ ist die Ausstellung der Kunsthalle Rostock „Palast der Republik“. Als „Besondere Ausstellung“ wurde die Schau „The Making of Husbands – Christina Ramberg in Dialogue“ über das Werk der Chicagoer Malerin (1946–1995) hervorgehoben.

MARCEL ODENBACH wird mit dem Wolfgang-Hahn-Preis 2021 ausgezeichnet. Die Preisverleihung ist am 16. November 2021, d.h. am Vorabend des geplanten Termins für die Art Cologne 2021. Das Preisgeld in Höhe von maximal 100.000 Euro fließt in den Erwerb eines Werks oder einer Werkgruppe für die Sammlung des Museum Ludwig. In diesem Falle werden von Marcel Odenbach die „Schnittvorlagen“ für seine Videoarbeiten erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Dazu bemerkte Museumsdirektor Yilmaz Dziewior: „Gerade die Archive von Künstlerinnen und Künstlern sind nach meiner Auffassung zentral für den Zugang zu ihrem Werk. Wobei man bei Odenbachs Schnittvorlagen eigentlich wiederum auch schon von eigenständigen Werken sprechen könnte.“ Die Verleihung des Wolfgang-Hahn-Preises an die diesjährige Preisträgerin Betye Saar wird am 23.03.2021 nachgeholt. Dann präsentiert das Museum Ludwig auch die Neuerwerbung „The Divine Face“.

Das Künstlerduo MONICA STUDER UND CHRISTOPH VAN DEN BERG gewann den Hauptpreis im Wettbewerb um den Pax Art Award. Im Haus der elektronischen Künste Basel wurden sie für ihre „avancierte und langjährige Arbeit im Feld der Medienkunst“ ausgezeichnet. „Die Künstler erhalten 15.000 Franken als Preisgeld und Unterstützung bei der Produktion einer neuen Arbeit. Weitere 15.000 Franken dienen dem Erwerb eines Werks für die Sammlung der Art Foundation Pax.“ Zwei weitere Preise wurden an junge, aufstrebende Medienkunstschaffende vergeben, und zwar an Maria Guta und Simone C. Niquille.

AUSSCHREIBUNGEN

Mit der Vergabe von KULTURGESTALTEN–ZUKUNFTSPREIS KULTURPOLITIK reagiert die Kulturpolitische Gesellschaft e.V. auf die Herausforderungen an die Kunstszene durch die Auswirkungen der Corona-Krise. Kulturelle Projekte und Initiativen, „die innovatives und visionäres Engagement in der Kulturszene zeigen und sich mit Zukunftsthemen auseinandersetzen, können sich für die Auszeichnung und das Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro bewerben.“ Die Bewerbungsphase endet am 30.11.2020. „Bewerben können sich öffentliche, private und zivilgesellschaftliche Institutionen und Zusammenschlüsse, die einen derartigen Projektzusammenhang erfolgreich durchgeführt haben.“ Mehr Infos: www.kupoge. de / kulturgestalten-anmeldeformular/

Der SALZBURGER KUNSTVEREIN schreibt den SPALLART PRIZE SALZ-BURG 2021 aus. Dieser internationale Preis wird für herausragende Leistungen in zeitgenössischer Fotografie verliehen. Die Leistungen des Auslobers umfassen 4.000 Euro Preisgeld, einen einmonatigen Residenzaufenthalt und eine Einzelausstellung im Salzburger Kunstverein. Deadline ist der 15. November 2020. Zu den Bewerbungen gehört eine Empfehlung durch anerkannte Experten. Bewerbungen an: info@salzburger-kunstverein.at

Das ZKM und die KME Karlsruhe Marketing und Event GmbH verleihen im Rahmen der SCHLOSSLICHTSPIELE Karlsruhe 2021 erstmals die internationale Auszeichnung „BBBANK-NEWCOMER-PREIS im Projection Mapping“. Der Hauptpreis (1. Platz) ist mit 10.000 Euro (zzgl. Produktionskostenzuschuss) dotiert. Das Konzept wird als neue künstlerische Produktion für die SCHLOSSLICHTSPIELE Karlsruhe 2021 realisiert und dort ausgestrahlt. Ein zweiter und ein dritter Platz sind mit 5.000 Euro bzw. 2.000 Euro dotiert. Deadline ist der 15. November 2020. https://zkm. de / de / ausschreibung-bbbank-newco-mer-preis-im-projection-mapping-2021

Die Bewerbungsfrist für den Georg Koppmann Preis für HAMBURGER STADT-FOTOGRAFIE des Jahres 2021 endet am 30.11.2020. Das Stipendium ist mit 8.000 Euro dotiert „und richtet sich an professionelle Fotografen und Absolventen von Fotostudiengängen an Hochschulen, Universitäten und Akademien. Gesucht wird eine Fotografin / ein Fotograf, deren herausragende Arbeiten und eine interessante Projektidee ihn bzw. sie zur Stipendiatin / Stipendiat qualifizieren. Infos: www.shmh.de / de / fotopreis

Die KULTURAKADEMIE TARABYA ist ein künstlerisches Residenzprogramm in Istanbul. Das GOETHE-INSTITUT vergibt federführend dort Stipendienplätze für das reguläre Residenzprogramm und zusammen mit der Allianz Kulturstiftung Plätze für türkisch-deutsche Koproduktionsstipendien. Hierfür können sich „Tandems von Kulturschaffenden aus Deutschland und der Türkei … gemeinsam bewerben.“ www.goethe.de

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