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Nachrichtenforum: Nachrichten · von Jürgen Raap · S. 18 - 41
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Museen

Nach mehr als einjähriger Umbau- und Renovierungsphase öffnete im März 2021 das IKONENMUSEUM IN FRANKFURT AM MAIN wieder seine Pforten. Mit neuer Ausstellungsarchitektur und inhaltlicher Neukonzeption vermittelt das Museum in anschaulicher Weise „Ursprung, die Verbreitung und die vielfältige Materialität und Bildsprache von Ikonen“. Die 130 ausgewählten Ikonen und religiösen Objekte erscheinen nun „nach umfassender Konservierung und Restaurierung in ganz neuem Glanz. Dabei wurden die besonders charakteristischen Spuren des Gebrauchs als Zeichen der Beziehung zwischen Menschen und ihren Ikonen behutsam erhalten …“

Für den 29. April 2021 ist die Schlüsselübergabe zur Wiedereröffnung der sanierten NEUEN NATIONALGALERIE in Berlin angekündigt. Die Wiedereröffnung selbst findet aber erst am 21. August 2021 statt, und zwar mit einer Ausstellung über Alexander Calder. 140 Mill. Euro haben die Arbeiten unter der Aufsicht des britischen Architekten David Chipperfield, der künstlerisch vor der Aufgabe stand, „im Umgang mit diesem Kleinod die eigene Handschrift zurückzustellen“ und „nicht sich selbst“, sondern sich durch den ursprünglichen Architekten Mies van der Rohe „zu verwirklichen“, wie Hermann Parzinger anmerkte, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. www.bbr.bund.de

In Bonn wurde vor genau 40 Jahren das weltweit erste FRAUENMUSEUM gegründet. Wesentliche Impulsgeberin zur Gründung und seitdem langjährige Direktorin ist die Künstlerin MARIANNE PITZEN. Wie notwendig eine solche Gründung war, angesichts einer Unterrepräsentanz von Künstlerinnen im offiziösen Kunstbetrieb, zeigte sich noch 1996: da fragte das Frauenmuseum für eine Ausstellung zum Jubiläum „50 Jahre Bundesland NRW“ Leihgaben mit Werken von Frauen aus den regionalen Museen für diesen Zeitraum an, doch es stellte sich heraus, das in den 1950er und 1960er von diesen Museen Jahren nur ganz wenige Werke von Künstlerinnen angekauft wurden. Standort des Frauenmuseums ist ein ehemaliges Kaufhaus in der Bonner Nordstadt; doch weil die Stadt Bonn 2014 entschied, die Finanzierung des Frauenmuseums 2028 auslaufen zu lassen, sah der sechsköpfige Vorstand sich gezwungen, 510.000 Euro aus eigener Kraft, d.h. mit Spenden aufzubringen und „ohne Kredit“, damit eine „Stiftung sichere Zukunft – Museum der Frauen gGmbH“ der Stadt das Gebäude abkaufen konnte. „Seit Beginn an steht das Frauenmuseum Bonn für eine Politisierung von Kunst. Nur solche Künstlerinnen wurden und werden bevorzugt eingeladen und ausgestellt, die Kunst als Fortsetzung politischer Ereignisse und Konflikte verstehen. Es geht da also keineswegs um Kunst an sich, sondern um Kunst als Vehikel einer politischen Diskussion, um Kunst als Durchsetzungsstrategie vornehmlich feministischer Interessen.“ Dabei sind Männer, die dieses Ideengut des Frauenmuseums mittragen, dort mitunter durchaus auch willkommen:. Das Jubiläumsprogramm u.a. die Ausstellungen „Göttinnen im Rheinland“ (bis 22. Dez. 2021) und „Langeweile im Paradies“ (bis 31. Okt. 2021). www.frauenmuseum.de

Symptomatisch für die Einbußen im Museumswesen durch die Pandemie-Krise ist der Besucherrückgang im Amsterdamer RIJKSMUSEUM: Wurden 2019 noch 2,7 Mill. Eintrittskarten verkauft, so waren es im Corona-Jahr 2020 nur noch 675.000 Tickets. Das ist ein Rückgang um 75 Prozent und die niedrigste Besucherzahl seit 1964. Durch Reisebeschränkungen und Quarantänebestimmungen blieben vor allem Touristen aus dem Ausland der Grachtenmetropole fern. So betrat in der Pandemiezeit zu 64 Prozent nur noch Publikum aus den Niederlanden die Bildersäle; 26 Prozent kamen ausschließlich aus Amsterdam. Eine wirtschaftliche Erholung auch in der Kulturindustrie werde Jahre dauern, prognostizieren Fachleute. Die „Sächsische Landesstelle für Museumswesen“ rät daher den Leitungsstäben in den Museen: „Entwickeln Sie neue digitale Formate, um mehr über Ihre Aktivitäten zum Erhalt und zur Erschließung unseres kulturellen Erbes mitzuteilen und mit Menschen, wenn auch nicht vor Ort, zu kommunizieren.“ Doch im Rijksmuseum wollen sich viele Rembrandts „Nachtwache“ im Original ansehen, und bei einem Eintrittspreis von derzeit 21 Euro oder 34 Euro mit zusätzlicher Grachtenfahrt sind für die Veranstalter virtuelle Rundgänge keine wirtschaftlich vernünftige Alternative, denn mit Videoaufnahmen oder Livestream-Events lassen sich nicht solche Umsätze erzielen wie vor Ort an der Museumskasse oder an der Anlegestelle der Ausflugsboote.

Das ZENTRUM FÜR FOTOGRAFIE Essen kooperiert mit vier Partnern, nämlich der FOLKWANG UNIVERSITÄT der Künste, dem HISTORISCHEN ARCHIV KRUPP, dem MUSEUM FOLKWANG Essen und der STIFTUNG RUHR MUSEUM. Diese Zusammenarbeit wird jetzt weiter ausgebaut, und zwar im Bereich Restaurierung und Konservierung von Fotografie. „Die Stadt Essen richtet mit Unterstützung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung am Museum Folkwang ein institutsübergreifendes Fotorestaurierungsstudio ein, das zukünftig die umfangreichen fotografischen Bestände der Partnerinstitutionen sichern und aufarbeiten sowie für die Zwecke von Wissenschaft und Lehre verfügbar machen wird.“ Die neuen Restaurierungsstellen besetzen Jessica Morhard und Peter Konarzewski. „Neben der Konservierung und Pflege der umfangreichen, klassischen analogen Bestände treten bei allen Institutionen zukünftig auch Fragen in den Mittelpunkt, die den Erhalt von digitalen Konvoluten umfassen werden.“

BEUYS in Wien: Zum 100. Geburtstag des Künstlers zeigt das WIENER BELVEDERE vom 4. März bis zum 13. Juni 2021 eine pointierte Werkschau. Dazu zählen Hauptwerke wie die ,Honigpumpe am Arbeitsplatz‘ oder ,Nasse Wäsche‘. 1967 führte Joseph Beuys in der Galerie nächst St. Stephan die Aktion „EURASIENSTAB OP. 39“ auf. „Wie sehr Beuys’ Schaffen mit Wien in Verbindung stand und wie intensiv seine Wirkkraft als Künstler hier war, thematisiert die Schau anhand von Installationen, Multiples und Dokumentationen seiner Aktionen.“ Zum Auftakt der Ausstellung wurde im Skulpturengarten des Belvedere eine Eiche gepflanzt als Verweis auf die 1982 begonnene Aktion 7.000 Eichen auf der documenta 7 in Kassel.

GERHARD RICHTER und seine Stiftung überlassen der STIFTUNG PREUSSISCHER KULTURBESITZ in Berlin 100 Werke des Malers. Die Zusammenarbeit hatte Kulturstaatsministerin Monika Grütters eingefädelt, als sie im Sommer 2019 zu Verhandlungen mit dem Künstler nach Köln gereist war. Öffentlich vorgestellt wurde im März 2021 zum Auftakt Richters „Birkenau“-Zyklus (2014): für die vier abstrakten Bilder hatte er Fotografien, die Gefangene aus dem KZ Birkenau herausschmuggeln konnten, als Vorlage genommen, und sie dann in der Übermalung mit Farbschlieren verwischt. Die Originalfotos „zeigen eher unscharf und doch gut erkennbar Aufseher, entkleidete Gefangene, auf dem Boden liegende Leichname – es sind Dokumente des Grauens. Trotzdem wollte Richter es nicht zeigen, rückte er vom Konkreten wieder ab…“ erläutert der Berliner „Tagesspiegel“ dazu. Der Werkzyklus ist bis zum 3. Oktober 2021 in der Alten Nationalgalerie auf der Berliner Museumsinsel zu sehen. Für das gesamte Konvolut der 100 Gerhard Richter-Arbeiten ist im künftigen Museum der Moderne der Neuen Nationalgalerie als ständige Heimstatt ein Saal im Obergeschoss des Gebäudes vorgesehen. Das Museum wird allerdings nicht vor 2027 seinen Betrieb aufnehmen können.

Die KULTURSTIFTUNG DES BUNDES hat mit 120.000 Euro ein Pilotprojekt „Klimabilanzen in Kulturinstitutionen“ initiiert. Es unterstützte vier Monate lang 19 Kultureinrichtungen dabei, „eine Klimabilanz zu erstellen und den eigenen CO2-Fußabdruck zu ermitteln. Ziel war es, modellhaft den Prozess der Klimabilanzerstellung im Kulturbereich zu erproben, um Kultureinrichtungen konkrete Instrumente zur Ermittlung der Emissionswerte an die Hand zu geben und Möglichkeiten auf dem Weg zur Klimaneutralität aufzuzeigen…“ Die Ergebnisse der Studie werden nun für eine Online-Präsentation aufbereitet und können ab Mitte Mai 2021 von der Website der Stiftung kostenlos herunter geladen werden: www.kulturstiftung-desbundes.de

Die Düsseldorfer STIFTUNG IMAI – INTER MEDIA ART INSTITUTE feiert 2021 ihr 15-jähriges Jubiläum. Das Archiv umfasst mehr als 3.000 Werke der Videokunst von den Anfängen in den 1960er Jahren bis heute. Auf Anfrage ist der Bestand für wissenschaftliche Arbeiten und Recherchen zugänglich. Aus Anlass des Jubiläums präsentiert das Institut 15 Positionen aus seinem Programm, die von den jungen Neuzugängen der letzten Jahre ausgewählt und zusammengestellt wurden. Die japanische Künstlerin Maki Satake eröffnet die Jubiläumsreihe HIT-TING PUBERTY „mit einer sehr persönlichen Auswahl intim-poetischer Videos über die Reise des Erwachsenwerdens”. www.stiftung-imai.de

Eine neue Podcast-Reise TALKING HEADS startete das Bremer MUSEUM WESERBURG für moderne Kunst. Im ersten Beitrag ist die Direktorin Janneke de Vries zu hören, die das Museum seit 2018 leitet. „Im Gespräch mit Kurator Ingo Clauß erzählt sie, wie sie den Übergang von einem Kunstverein in ein großes Haus erlebt hat“ und gibt einen Überblick zum Ausstellungsprogramm im Laufe des Jahres 2021. Auch die folgenden Beiträge wollen den „Kunstbetrieb aus nächster Nähe“ erlebbar machen.

open.spotify.com/show/ 5EiapJscrhcCkOVpPUH7zT www.podcast.de/podcast/982129/

Kulturpolitik

Mit der Schlagzeile „Kompromisslos und gewaltbereit- vom SA-Mann zum Inspirator der documenta“ fassten im März 2021 der Soziologe und Gründungsdirektor des Kasseler DOCUMENTA-INSTITUTS Heinz Bude und die Schriftstellerin Karin Wieland in der „ZEIT“ ihre jüngsten Erkenntnisse über die NS-Vergangenheit des Kunsthistorikers Werner Haftmann (1912 – 1999) zusammen. Das Kasseler Documenta-Institut untersucht die Geschichte der Ausstellungsreihe und beschäftigt sich damit zwangsläufig auch mit der politischen Vergangenheit jener Kunsthistoriker, die in den 1950er und 1960er Jahren im Team um den Documen-ta-Gründer Prof. Arnold Bode mitwirkten. Werner Haftmann war 1955, 1959 und 1964 für die „künstlerische Oberleitung und Thesenfindung“ der Kasseler Kunstschau verantwortlich. Inzwischen lässt sich außerdem belegen, dass Haftmann ebenfalls der SA angehörte. „Kunstforum“-Autor Ingo Arend hatte schon vor einem Jahr für die „Süddeutsche Zeitung“ ein Interview mit dem Münchener Kunsthistoriker Christian Fuhrmeister darüber geführt, wie die allgemeine Verdrängung der NS-Zeit, die den Zeitgeist der westdeutschen Wirtschaftswunderjahre prägte, auch den Documenta-Betrieb nicht ausklammerte. Das ist insofern bemerkenswert, weil der Documenta-Gründer Arnold Bode selbst ein Verfolgter des NS-Regimes war: Bode erhielt 1936 als Künstler Berufsverbot und musste sich fortan bis 1945 als Technischer Zeichner im Büro seines Bruders durchschlagen. Mit der Gründung der Documenta wollte Bode in der Nachkriegszeit ausdrücklich einen Beitrag zur Demokratisierung des bundesrepublikanischen Kunstbetriebs leisten: „Wir waren der Meinung, etwas sagen zu müssen zu den verlorenen Jahren 1933 – 1945…“ Doch aus heutiger Sicht diente die Documenta für Leute wie Haftmann auch zu einer „Abwehr der Vergangenheit“, wie Christian Fuhrmeister meint: „Die Beschäftigung mit der Moderne nach 1945 diente der Reinwaschung, denn wer sich für die Moderne engagierte, musste keine Fragen zu seiner Tätigkeit vor 1945 fürchten…“

Am 19. März 2021 entschied die Kultusministerkonferenz, die „Idee und Praxis der KUNSTVEREINE“ in das „Bundesweite Verzeichnis des IMMATERIELLEN KULTURERBES DER DEUTSCHEN UNESCO-KOMMISSION aufzunehmen. Das für die Auswahl zuständige Expertenkomitee würdigt in seiner Begründung die wichtige gemeinwohlorientierte Trägerfunktion der Kunstvereine in der praktischen Vermittlung ästhetisch-kultureller Bildung.“

Die älteste jüdische Gemeinde nördlich der Alpen ist 321 n. Chr. in Köln nachweisbar. Eigentlich sollte zum 1.700-jährigen Jubiläum 2021 eine neu gestaltete „Archäologische Zone“ rund ums KÖLNER RATHAUS mit dem Neubau eines Jüdischen Museums (MiQua) eingeweiht werden. Doch jetzt heißt es, die Eröffnung des Museums verschiebe sich „voraussichtlich bis 2024“, wie der „Kölner Stadtanzeiger“ berichtete. Seit dem Baubeschluss 2010 hatte es immer wieder Verzögerungen und Kostensteigerungen gegeben. Ursprünglich waren 48 Mill. Euro veranschlagt; im Februar 2020 ging man indessen von 95 Mill. aus. Letztlich werden es wohl mehr als 100 Mill. Euro sein, und die Verwaltung nennt ihre aktuelle Berechnung vorsorglich schon einmal „Kostenprognose“ – das klingt unverbindlicher. „Blindgänger im Baugrund“ führten u. a. zu einem temporären Baustopp, zudem mussten wegen „unvorhersehbaren Sanierungsbedarfs“ am Rathausfundament einige Gewerke neu ausgeschrieben werden. Aufwändige Probebohrungen „mit Rücksicht auf die historischen Bodenfunde“ sowie ein „Wirrwarr“ von Leitungen und Rohren im Erdreich führten zu weiteren nervenzehrenden Komplikationen.

Der BUNDESGERICHTSHOF hatte das Verfahren über einen Lizenzstreit zwischen der DEUTSCHEN DIGITALEN BIBLIOTHEK (DDB) und der DEUTSCHEN VERWERTUNGSGESELLSCHAFT BILD-KUNST an den Europäischen Gerichtshof EuGH verwiesen. Dieser sollte entscheiden, ob sogenanntes Framing von Inhalten im Internet eine öffentliche Wiedergabe nach EU-Recht sei. Der EuGH bejahte dies und entschied, dass das Verlinken urheberrechtlich geschützter Werke, auch in Form von Framing, grundsätzlich zulässig ist. Dies gilt allerdings nur, solange damit nicht technische Schutzmaßnahmen umgangen werden. Denn wenn der Rechtinhaber technische Schutzmaßnahmen gegen das Einbetten eingesetzt habe, dann müsse man eine Erlaubnis zum Verlinken einholen, da man ja sonst dem Rechteinhaber die Möglichkeit nähme, eine angemessene Vergütung für die Werknutzung einzufordern (AZ. C-392/19).

Das ZKM KARLSRUHE, das dortige Staatliche Museum für Naturkunde und die Städtische Galerie Karlsruhe sind jetzt auch Mitglieder des Karlsruher Notfallverbunds. Das ist „ein Zusammenschluss von Archiven, Bibliotheken und Museen zur Prävention sowie Schadensbegrenzung von kleinen und großen Katastrophenfällen an wertvollem Kulturgut.“ Sie „unterstützen sich gegenseitig mit Ausrüstung und Schulung im Ernstfall… Notfallmaßnahmen können personelle, logistische und materielle, auch räumliche Unterstützung verlangen… Sammlungsbestände müssen gesichert, transportfähig verpackt und an geeigneten Orten ausgelagert werden …“

Vor einem Jahr gingen die meisten Staaten der EU in die erste Lockdown-Welle, Deutschland nach Beschluss der BUND-LÄNDER-KONFERENZ ab dem 22. März 2020. Inzwischen legte die European Grouping of Societies of Authors and Composers (GESAC) eine Studie „Rebuilding Europe. Die Kultur- und Kreativwirtschaft vor und nach COVID-19“ über die Verluste der Kulturbranche durch die Pandemie vor: die Theater büßten durch die Schließungen 90 Prozent ihrer Einnahmen ein, die bildende Kunst durch den Wegfall von Kunstmessen und Verkaufsausstellungen 38 Prozent. Im Vergleich zu 2019 führte das Corona-Jahr 2020 europaweit insgesamt zu Einbußen an Einnahmen in Höhe von 199 Milliarden Euro. Das ist ein Rückgang um 31 Prozent. Am härtesten traf es die Kunstszenen in Bulgarien und Estland mit einem Minus von 44 Prozent. Über Verluste klagen alle – von der Friseurin bis zum Kneipenwirt, doch die Statistik belegt, dass es EU-weit die Kultur- und Kreativbranche mit ihren 7,6 Mill. Beschäftigen besonders arg erwischt hat. Denn der Tourismussektor kam mit einem Minus von 27 Prozent bislang etwas glimpflicher davon, und die Automobilbranche hat lediglich 25 Prozent weniger in ihren Bilanzen notiert.

Der Werbefachmann Franck Davidovici obsiegte vor einem Pariser Berufungsgericht gegen den Künstler JEFF KOONS. Davidovici hatte Koons beschuldigt, seine Werbeidee für die französische Modemarke Naf Naf in die Porzellan-Skulptur „Fait d’hiver“ übernommen zu haben. Die Plastik zeigt ein Schwein und eine am Boden liegende Frau. 2014 wurde diese Skulptur im Pariser Centre Pompidou ausgestellt. Das Museum, Koons und dessen Unternehmen wurden nun zu einer gesamtschuldnerischen Zahlung von 190.000 Euro Schadenersatz verurteilt. In einem anderen Plagiatsprozess musste sich 2019 der Maler Martin Eder vor dem Berliner Kammergericht verantworten: Ihm wurde vorgeworfen, „großflächig das Kunstwerk ‘Scorched Earth’ des UK-Künstlers Daniel Conway in seinem eigenen Werk ‘The Unknowable’ verwendet zu haben.“ In zweiter Instanz urteilte das Gericht: „Ein Zitat im urheberrechtlichen Sinn liege nicht vor. Der Berliner „Tagesspiegel“ fasste zusammen: „Appropriation Art provoziert das Urheberrecht, da sie den Interessenausgleich zwischen Monopolisierbarkeit und Freihaltbedürfnis, Eigentumsrecht und Kunstfreiheit fortwährend herausfordert. Typische Vertreter des Genres wie der amerikanische Künstler Jeff Koons, dessen Werke für Millionensummen verkauft werden, stehen daher immer wieder vor Gericht. Mal gewinnen sie, mal nicht…“

DOROTHEE ACHENBACH, ehemalige Gattin des früheren Kunsthändlers Helge Achenbach, wurde vom Oberlandesgericht Düsseldorf dazu verurteilt, 980.000 Euro Schadenersatz an die Hinterbliebenen des Unternehmers und Sammlers Berthold Albrecht zu zahlen. Wie der WDR berichtet, stufte das Gericht vier Bronzeskulpturen des Künstlers Juan Juñoz als „unerlaubte Nachgüsse ohne Zertifikate“ ein. Die Summe ist die Differenz zwischen dem Kaufpreis und dem tatsächlichen Verkehrswert. Dorothee Achenbach hatte die Skulpturen von ihrem früheren Mann bekommen und an den ALDI-Miterben Berthold Albrecht verkauft. Sie gab an, von der Echtheit ausgehen zu können und habe die Skulpturen auch jahrelang nicht ausgepackt. Das Gericht hielt ihr vor, sie habe sich „im Rahmen ihrer Möglichkeiten“ vergewissern müssen, ob es sich um Originale handele. Helge Achenbach war bereits zur Zahlung von 16 Mill. Euro an Schadenersatz an die Berthold-Hinterbliebenen verurteilt worden. Weil er wegen verdeckter Preisaufschläge des Betrugs für schuldig gesprochen wurde, musste er eine sechsjährige Haftstrafe verbüßen und wurde nach vier Jahren auf Bewährung entlassen. Helge Achenbach ist heute Projektleiter des Vereins „Culture Without Borders“ in Kaarst bei Düsseldorf, der dort einen Hof zu einem Rückzugsort für geflüchtete Künstler aus verschiedenen Ländern betreibt. Die promovierte Kunsthistorikerin Dorothee Achenbach hat sich nach der Scheidung mit einer eigenen Kunstberatungsfirma und als Romanautorin neu etabliert

Biennalen /Messen

*Aufgrund der gegebenen Situation verzichtet man auf eine Übersicht der angekündigten Messetermine in diesem Band. Die 4. Ausgabe der jungen Kunstmesse ART DÜSSELDORF wurde nun zum dritten Mal verschoben auf 8.–10. April 2022. Auch die 18. Ausgabe der ART KARLS-RUHE sowie die ART BRUSSELS werden ins Frühjahr 2022 geschoben. Derzeit sind die großen internationalen Messen wie ART BASEL und ART COLOGNE für den Herbst 2021 geplant.

YILMAZ DZIEWIOR, Direktor des Museum Ludwig in Köln, kuratiert den Deutschen Pavillon auf der BIENNALE VON VENE-DIG 2022. Den Pavillon bespielt die Künstlerin MARIA EICHHORN. Mit ihren konzeptkünstlerischen Ansätzen befragt sie „nachhaltig institutionelle Machtstrukturen sowie politische und ökonomische Zusammenhänge“. Zur Kasseler Documenta 11 im Jahr 2020 gründete sie eine Aktiengesellschaft, die ihr Kapital nicht vermehren durfte. An der Documenta 14 im Jahr 2017 war sie mit ihrem „Rose Valland Institut“ beteiligt – ein Projekt zur Erforschung der Enteignung jüdischen Eigentums in der NS-Zeit. „… meiner Meinung nach gibt es nur wenige künstlerische Positionen, die sich ähnlich vielfältig und intensiv mit der deutschen Geschichte und deren Auswirkungen auf die Gegenwart beschäftigen wie Maria Eichhorn“, erklärt Kurator Dziewior zur Einladung von Maria Eichhorn.

KADER ATTIA ist Kurator der 12. BERLIN BIENNALE. Er „arbeitet in seiner künstlerischen Praxis seit mehr als zwei Jahrzehnten mit dem Begriff des ,Repair‘.“ Damit untersucht er „die Dialektik zwischen Zerstörung und Reparatur, wobei Reparatur als eine Möglichkeit kulturellen Widerstands sowie als Mittel für eine Gesellschaft oder ein Subjekt zur Wiederaneignung ihrer Geschichte und Identität verstanden wird“. Attia „verbrachte mehrere Jahre im Kongo, in Venezuela, Mexiko und Spanien; heute lebt und arbeitet er in Berlin und Paris. 2016 gründete Kader Attia im 10. Arrondissement von Paris La Colonie als Raum für den Austausch von Ideen und für Diskussionen mit dem Fokus auf die Dekolonialisierung – nicht nur von Menschen, sondern auch von Wissen, Geisteshaltungen und Praktiken…“

Vom 03. Juni bis 12. September findet die vierte INTERNATIONALE TRIENNALE RAY FOTOGRAFIEPROJEKTE in der Region Frankfurt / Rhein-Main statt. Unter dem Titel IDEOLOGIEN entwickeln sieben Kurator*innen ein umfangreiches Ausstel-lungs- und Aktionsprogramm mit Arbeiten und Neuproduktionen internationaler Künstler*innen, die an folgenden Orten zu sehen sein werden: „Deutsche Börse Photography Foundation in The Cube (Eschborn), Fotografie Forum Frankfurt, DZ BANK Kunstsammlung, Museum Angewandte Kunst, MUSEUM MMK FÜR MODERNE KUNST“ www.ray2021.de

Vom 01.–06. Juni 2021 findet die 2. Ausgabe des LINZ FMR 21: BIENNALES KUNST-FESTIVAL statt. Mit Kunst in digitalen Kontexten und öffentlichen Räumen zeigt das Festival zahlreiche internationale und lokale Künstler*innen rund um den Linzer Mühlkreisbahnhof. Der Fokus liegt auf „… künstlerischen Prozessen und Positionen, [die] den ephemeren Charakter unserer digitalen und vernetzten Gegenwart reflektier[en].“ www.linzfmr.at

Hochschulen

Verstockte Maskenverweigerer trifft man nicht nur bei „Querdenkern“ und in stramm rechten Milieus an, sondern nach vielfältigen Beobachtungen neigt auch die Partygeneration bisweilen zur Nachlässigkeit in Sachen Abstand und Mundschutz. Wie lassen sich mithin „vor allem junge Menschen für die Corona-Hygieneregeln sensibilisieren?“ Das BERLINER BEZIRK-SAMT FRIEDRICHSHAIN KREUZBERG beauftragte Studierende der kunsthochschule weißensee berlin zu einer mehrsprachigen PLAKATAKTION. Studierende aus dem Fachbereich Visuelle Kommunikation notierten „lockere Sprüche“ wie „Exponentielles Wachstum vermeide ich schon seit dem Matheunterricht“ oder „Haltet durch! Bald können wir wieder gemeinsam Sport machen. Dayanın! Çok yakında yeniden beraber spor yapabileceğiz.“ Insgesamt wurden für diese Kampagne 800 Plakate mit solchen Sprüchen aufgehängt. Prof. Dr. Gabriele Werner: „Wir wollten, wie Mascha Wansart und Samira Eter betonen, in freundlicher, wertschätzender Weise den inneren Zwiespalt zwischen eigenen Bedürfnissen und Corona-konformem Handeln ernst nehmen.“

Das weiterbildende Studienangebot „Kulturen des Kuratorischen“ an der HGB LEIPZIG ist auf vier Semester angelegt und auch berufsbegleitend möglich. Das Angebot eines solchen Masterstudiums richtet sich ab dem Wintersemester 2021 / 22 an künstlerisch, kuratorisch oder wissenschaftlich Tätige und „vermittelt wissenschaftlich fundierte Zusatzqualifikationen für die berufliche Praxis im Bereich des Kuratorischen“. Voraussetzungen sind ein erster berufsqualifizierender Hochschulabschluss und nach dem Abschluss berufliche Erfahrung von mindestens einem Jahr. Weitere Infos: www.hgb-leipzig.de/lehre/ kulturendeskuratorischen. Anmeldungen sind nur online bis zum 30. April 2021 unter www.campus.hgb-leipzig.de.

KATHARINA SYKORA, ehemalige HBK-Professorin für Kunstgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der HBK Braunschweig, ist Wissenschaftspreisträgerin der ABY-WARBURG-STIFTUNG 2021. „Katharina Sykora beschäftigt sich in ihren Forschungen mit visuellen Konstruktionen von Geschlecht und Autorschaft, Tod und Affekten, Ordnungssystemen und deren Wahrnehmung sowie der Intermedialität von Fotografie, Malerei und Film“.

MAREN SCHMOHL, langjährige Prorektorin der MERZ-AKADEMIE-HOCHSCHULE für Gestaltung, Kunst und Medien in Stuttgart, hat nun die Leitung des Instituts übernommen. Sie „ist außerdem Mitglied des Board of Representatives von ELIA, dem europäischen Netzwerk von künstlerischen Hochschulen und Gründungsmitglied von EQ-Arts, einer internationalen Agentur für Qualitätssicherung für künstlerische Hochschulbildung.“ Die Merz-Akademie wurde 1918 durch den Architekten und Reformpädagogen Leo Merz gegründet. Sie ist seit mittlerweile 35 Jahren eine staatlich anerkannte Hochschule. Zum Sommersemester übernehmen die beiden Filmemacherinnen und Medienaktivistinnen Filipa César und Diana McCarty gemeinsam die Professur für den Bereich Film und Video.

Die KUNSTAKADEMIE BAD REICHENHALL feiert 2021 ihr 25-jähriges Bestehen. An prominenten Dozenten listet die Website u. a. Sven Drühl, Stephan Balkenhol, Heribert Ottersbach, Johannes Hüppi, Leiko Ikemura oder Jerry Zeniuk auf. Die Kursveranstaltungen in der Alten Saline wurden im vergangenen Vierteljahrhundert von insgesamt ca. 600 Dozent*innen und Gastdozent*innen geleitet, um die Jahrtausendwende u. a. von Markus Lüpertz und KUNSTFORUM-Mitarbeiter Jürgen Raap. 2021 wird ein neues Format eingeführt, nämlich „die Exzellenz Studien. www.badreichenhallkunstakademie.de

Galerien

In Seoul haben sich MCM und die Berliner GALERIE JOHANN KÖNIG zusammengeschlossen, um unter dem Label „KÖNIG SEOUL“ einen gemeinsamen Kunstraum zu eröffnen. Zuletzt befand sich mit KÖNIG TOKYO bis Ende 2020 ein Galerieraum auf einer Etage des MCM-Flagshipstores in der japanischen Hauptstadt. Im MCM-Haus von Seoul belegt KÖNIG SEOUL ab dem 3. April 2021 die 5. Etage des Gebäudes und verwandelt gleichzeitig die Dachterrasse in einen Skulpturengarten. Johann König gründete 2002 eine Galerie für zeitgenössische Kunst in Berlin und bezog mit ihr 2015 die ehemalige Kirche St. Agnes. Es folgte 2017 die Gründung einer Galerie-Dependance in einer Tiefgarage in London. Die Räume in Seoul eröffnete Johann König mit einer Gruppenausstellung, die einen Querschnitt durch sein gesamtes Galerie-Programm zeigt.

WALTER SCHILLING starb im Alter von 96 Jahren. Er hatte im Jahr 1946 von seinem Onkel Hermann Schilling die 1838 in Köln gegründete Traditionsfirma KUNST UND BUCHHANDLUNG J. & W. BOISSERÉE übernommen und war nach dem Zweiten Weltkrieg einer der Pioniere im Kölner Kunsthandel. Neben der Galerie „Der Spiegel“ von Hein und Eva Stünke war Boisserée die einzige Galerie, die in den 1950er Jahren in der Domstadt abstrakte Kunst ausstellte. Schilling machte das lokale Publikum „mit dem graphischen Werk von Künstlern wie Braque, Chagall, Corinth, Liebermann, Kollwitz und Picasso bekannt“. 1988 übernahm sein Sohn Johannes Schilling die Galerie.

Der ARTNET Intelligence Report zieht eine vorläufige Bilanz über die Entwicklung des Kunstmarkts in der Corona-Krise: Demnach fiel das Verkaufsvolumen 2020 weltweit nur um 25 Prozent ab. 2008, im Jahr der Finanzkrise, hatte der Rückgang an Kunstverkäufen hingegen 80 Prozent betragen. Doch 2020 wurden bei Auktionen Kunstwerke im Wert von 101 Milliarden Dollar verkauft; allerdings fiel der Durchschnittspreis der versteigerten Objekte auf ein Achtjahrestief und betrug nur noch 35.698 Dollar. Zum Ausgleich stieg dafür bei den drei großen Auktionshäusern der Durchschnittspreis bei Online-Verkäufen auf 51.706 Dollar an. Report unter www. artnet.com/artnet-intelligence-report/

CHRISTIE’S versteigerte in New York eine digitale Collage des Künstlers und Grafik-Designers Mike Winkelmann aka Beeple für 69 Mill. Dollar. Die Collage besteht aus 5.000 aneinander gereihten kleinen Bildern. Medial bezeichnet man dies als NFT – Kunst, das steht für „non-fungible token“. „NFTs … benutzen dieselben Speichermechanismen“ wie die Kryptowährungen Bitcoin oder Ether, „sind aber nicht austauschbar, sondern einzigartig und repräsentieren jeweils etwas Spezifisches“, erläutert „FAZ.Net“ und staunt: „,Everydays: The First 5.000 Days‘ von Mike Winkelmann alias Beeple wird in die Geschichte des Kunsthandels eingehen als das erste vollständig digitale Kunstwerk, das bei einem der großen traditionellen Auktionshäuser zum Aufruf kommt; …“ Im Ranking der teuersten lebenden Künstler liegt Winkelmann/ Beeple auf Platz drei. www.christies.com

SETAREH eröffnet neuen Standort in Berlin. Die seit 2013 in Düsseldorf ansässige Galerie eröffnet im April eine weitere Dependance am Schöneberger Ufer 71 in Berlin. Neben dem internationalen Programm zeitgenössischer und Nachkriegskünstler*innen zeigt die Galerie in Ihrem weiteren Raum Setareh X junge, aufstrebende Kunstpositionen. www.setareh-gallery.com

Das diesjährige BERLINER GALLERY WEEKEND ist für den 30. April bis 2. Mai 2021 angekündigt. In Vor-Corona-Zeiten reisten Jahr für Jahr jedes Mal viele Sammler aus den USA, Russland und China an, um sich über die Programmangebote der 49 Galerien zu informieren. Erstmals dabei sind die Galerien Noah Klink mit Arbeiten von Gerrit Frohne-Brinkmann und Schiefe Zähne mit dem Künstler Richard Sides. Die Galerie Buchmann stellt Tony Cragg aus, Mehdi Chouakry präsentiert Gerwald Rockenschaub, Arbeiten von Ashley Hans Schierl sind in der Galerie Crone und von Susan Philipsz zu sehen. Infos: www.berlin.de/events

Personalien

HEINZ MACK feierte seinen 90. Geburtstag. Bekannt wurde er mit Lichtobjekten und Rotoren – in allen Schaffensphasen spielen Licht und Bewegung eine zentrale Rolle in seinem Werk. Ab den 1960er Jahren erweiterte er sein Repertoire um Sandreliefs, Lichtblumen, schwimmende Plexiglaskörper, Feuerflöße und Eiskristalle. 1955 hatte Heinz Mack zusammen mit Otto Piene ein Atelier in Düsseldorf bezogen; aus einer der „Abendausstellungen“ dort ging 1957 / 58 schließlich die Gruppe ZERO hervor, zu der ab 1961 auch Günther Uecker gehörte. Alle drei nahmen an der Kasseler Documenta 1964 teil; 1970 durfte Mack zusammen mit Thomas Lenk, Georg Karl Pfahler und Günther Uecker den deutschen Pavillon auf der Biennale von Venedig bespielen. Das Düsseldorfer Museum Kunstpalast richtet ihm aus Anlass des runden Geburtstags bis zum 30. Mai 2021 eine Ausstellung aus.

UDO KITTELMANN ist neuer künstlerischer Leiter am MUSEUM FRIEDER BURDA in Baden-Baden. Dort plant er für 2022 die Ausstellungen „Margaret und Christine Wertheim: The Institute for Figuring“ und „Die Maler des Heiligen Herzens“ Die Zwillingsschwestern Margaret und Christine Wertheim gründeten 2003 in Los Angeles das Institute For Figuring. Es soll „das öffentliche Verständnis für die poetischen und ästhetischen Dimensionen von Wissenschaft und Mathematik“ fördern. „Die Maler des Heiligen Herzens“ war der Titel einer ersten Ausstellung mit den Vertretern naiver Kunst in Paris 1928 gewesen. Kuratiert hatte diese Ausstellung mit Henri Rousseau, Camille Bombois u. a. der deutsche Kunsthistoriker Wilhelm Uhde (1874 – 1947). Kittelmann war im Herbst 2020 auf eigenen Wunsch aus dem Posten des Direktors der Neuen Nationalgalerie Berlin ausgeschieden. Bei der Nachfolgeregelung soll dieses Amt auf drei Stellen aufgeteilt werden.

TERESA BURGA, peruanische Multime-dia-Künstlerin, starb im Alter von 86 Jahren. Mit ihrer konzeptuell ausgerichteten Arbeit hinterfragte sie gesellschaftliche Strukturen und Machtansprüche. In den 1960er Jahren war sie Mitglied der peruanischen Avantgardegruppe „Arte Nuevo“. Zu ihren wichtigsten Projekten zählt „Perfil de la mujer peruana“ (Profil der peruanischen Frau), das sie 1981 / 82 zusammen mit der Psychologin Marie-France Cathelat entwickelte. Michael Stoeber führte mit Teresa Burga ein Interview für „KUNST-FORUM international“ Bd. 262.

BERND SCHERER ist seit 2006 Intendant des BERLINER HAUS DER KULTUREN DER WELT (HKW) und gibt diesen Posten nach 17 Jahren zum 1. März 2023 auf. In den kommenden zwei Jahren realisiert Scherer noch eine Vielzahl von Projekten. „Die in den letzten Jahren angelegten Langzeitprojekte werden abgeschlossen und mit dem übergreifenden Archiv-Projekt, das alternative Vergangenheit und Zukünfte aktiviert, in Form eines Wissensraumes zugänglich gemacht. Sommer 2021 befragt er das System Kunst mit der Ausstellung Illiberal Arts. 2022 werden indigene Stimmen hörbar und das Anthropozän verortet – im Schlussprojekt zum Thema ,Kosmologien‘ kommt eine Vielzahl von Aspekten einer mehr als zehnjährigen künstlerischen Forschungsreise zusammen.“

INGVILD GOETZ, Begründerin der SAMMLUNG GOETZ, feiert am 5. Mai 2021 ihren 80. Geburtstag. „Ein großes Fest oder eine Veranstaltung wird es zu diesem Anlass leider nicht geben können“. Stattdessen hat der Fotograf Thomas Dashuber einen kurzen Film aus den Fotografien und Filmsequenzen zusammengestellt, „die in ihrer Zeit als Sammlerin entstanden sind. Der Kurzfilm mit dem Titel ,Kunst ist meine große Liebe‘ wird vom 5.–16. Mai 2021 auf der Website der Sammlung Goetz und deren Social Media Kanälen präsentiert. 1989 beauftragte sie die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron mit dem Bau eines Privatmuseums in München-Oberföhring, das 1993 eröffnet wurde. Dort zeigt Ingvild Goetz „die Werke ihrer immer größer werdenden Sammlung in wechselnden Einzel- und Gruppenausstellungen.“

KATHARINA RITTER ist ab dem 1. April 2021 neue Direktorin der STADTGALERIE SAARBRÜCKEN. Sie hat dieses Institut seit August 2020 bereits interimsmäßig geleitet. Von 2017 bis 2019 war sie Ausstellungsleiterin des Kunstvereins Ulm e.V., und seit 2013 ist sie auch Lehrbeauftragte an der Hochschule der Bildenden Künste Saar mit dem Lehrgebiet Kunstgeschichte und Kunsttheorie. Ritter ist Gründungsmitglied und war Vorsitzende des Neuen Saarbrücker Kunstvereins e.V. In der Stadtgalerie Saarbrücken sind derzeit unter ihrer kuratorischen Betreuung drei Ausstellungen bis zum 2. Mai 2021 zu sehen, bis zum Ende des Lockdowns allerdings nur digital, und zwar mit Natascha Sadr Haghighian, Florian Huth und Joni Majer.

BENEDICT J. FERNANDEZ, amerikanischer Fotograf, starb im Alter von 84 Jahren. Er war der Leiter der Fotoabteilung an der Parsons School of Design in New York und einer der ersten Förderer des Fotofestivals in Arles, außerdem Initiator der „Leica Medal of Excellence“. Bekannt wurde er vor allem als Bürgerrechtsfotograf – zu seinen wichtigsten Werken gehört eine Aufnahme von einem Solidaritätsmarsch mit Dr. Martin Luther King in Pittsburgh 1957. In den 1960er Jahren dokumentierte er mit seiner Kamera auch die Anti-Vietnamkrieg-Protestbewegung.

Preise

„Der Trend, den wir diesmal feststellen, ist besorgniserregend“, bilanziert Gerfried Stocker, künstlerischer Leiter der Linzer ARS ELECTRONICA. Denn nach dem Ende der Bewerbungsfrist wurden für den Prix Ars Electronica deutlich weniger Einreichungen registriert als sonst. „Über Monate geschlossene Museen, verschobene Ausstellungen, abgesagte Festivals, unter- oder abgebrochene Residencies sowie unzureichende oder überhaupt fehlende Hilfeleistungen seitens der Politik ziehen immer weitere Kreise“, und so stehenden Kunstschaffende „überall in der Welt massiv unter Druck“, weil sie derzeit „einfach nicht die Möglichkeit haben, ihre Projekte umzusetzen oder fertigzustellen“. Auch für den Bereich der Medienkunst ist ein Internetauftritt allein nicht genug – auch diese Branche braucht Festivals, physische Ausstellungen für Installationen, Austauschprogramme etc. Daher entschloss Stocker, „den Prix Ars Electronica 2021 noch höher zu dotieren“. Zusätzlich ausgeschrieben werden „die insgesamt sechs ‚Awards of Distinction‘ je 3.000 Euro“ dotiert, der mit 5.000 Euro dotierte ‚Isao Tomita Special Prize‘ und „gemeinsam mit dem Österreichischen Außenministerium der mit 10.000 Euro dotierte ‚Award for Digital Humanity‘…“ www.ars.electronica.art/prix/de/

BARBARA KLEMM wurde der Internationale FOLKWANG-PREIS des Essener Folkwang-Museumsvereins zugesprochen (10.000 Euro). Die Preisverleihung ist für den 4. Oktober 2021 vorgesehen. „Barbara Klemm zählt zu den bedeutendsten Fotografinnen der Nachkriegszeit und hat mit ihren Reisedokumentationen, Portraits oder Aufnahmen politischer Umbrüche und alltäglicher Szenen das Bildgedächtnis Deutschlands über mehrere Jahrzehnte hinweg geprägt. Eines ihrer berühmtesten Fotos, der ,Bruderkuss‘ zwischen SED-Parteichef Honecker und Sowjetführer Breschnew (1979), ging vielfach um die Welt… 1959 begann sie für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) zu arbeiten, für die sie von 1970 bis Ende 2004 als Redaktionsfotografin mit Schwerpunkt Politik und Feuilleton tätig war. Seit 1992 ist sie Mitglied der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg und seit 2000 Honorarprofessorin an der FH Darmstadt im Fach Fotografie am Fachbereich Gestaltung.“

EVA BERENDES ist die Gewinnerin des BONNER KUNSTPREISES 2021. Neben ihrem vielfältigen und qualitätsvollen Gesamtwerk überzeugte Berendes die Jury mit ihrer Projektskizze zu Passagen, das die Entwicklung einer neuen Skulpturengruppe vorsieht, die sich mit Fragen von Illusion und Alltag, Malerei und Körperbezug beschäftigt. Die durch das Reisestipendium ermöglichte Recherche wird sie zu den frühen Bauten des katalanischen Architekten Ricardo Bofill in und um Barcelona führen. Die daraus entstehenden Arbeiten werden 2023 im Rahmen einer Ausstellung im Kunstmuseum Bonn präsentiert. Seit seiner Neukonzipierung im Jahr 2009 ist der Bonner Kunstpreis zudem an ein drei- bis sechs monatiges internationales Arbeitsstipendium in einer frei wählbaren europäischen Metropole gekoppelt und seit 2019 von Dr. Stephanie und Wolfgang Bohn mit einer Summe von 10.000 Euro unterstützt. Zusätzlich stiftet das Ehepaar Bohn weitere 5.000 Euro, um einen Ankauf aus der Bonner Kunstpreis-Ausstellung für die Sammlung des Kunstmuseum Bonn zu ermöglichen.

Lamin Fofana, Sandra Mujinga, Sung Tieu und das Künstlerduo Calla Henkel und Max Pitegoff stehen auf der Shortlist für den diesjährigen PREIS DER NATIONAL-GALERIE. Der Preis wird am 7. Oktober 2021 in Berlin von den Freunden der Nationalgalerie verliehen. Er zeichnet „junge, wichtige Positionen der Gegenwart“ aus, „die bereits Einfluss und Bedeutung in der Kunstwelt erlangt haben“. Die auf dieser Shortlist Nominierten stellen vom 16. September bis 27. Februar 2022 im Hamburger Bahnhof in Berlin aus. Dort hat die Preisträgerin von 2019, Pauline Curnier Jardin, unter dem Titel „Fat to Ashes“ vom 21. März bis zum 19. September 2021 ihre Einzelausstellung. Künstler und Musikproduzent Lamin Fofana beschäftigt sich mit „postmigrantischen Gesellschaften“ und der „gesellschaftlichen Kraft“ ihrer Musik. Sandra Mujinga inszeniert großformatigen Installationen aus unterschiedlichen Materialien, die eine Verschmelzung von Körpern, Kleidung und Maschinen suggerieren. Sung Tieu arbeite mit Video, Soundcollagen und Architekturen und thematisiert „Erfahrungen von totalitären Bürokratien“. Calla Henkel und Max Pitegoff beschäftigen sich mit „Orten des Kunstschaffens und der Gemeinschaft“, betrieben dazu in Berlin die Times Bar und das New Theater als „Hybrid zwischen Projektraum, Performance Space und Club“. 2019 eröffneten sie als Projektraum die TV Bar in der Potsdamer Str. von Berlin-Schöneberg.

ULRIKE OTTINGER, Filmemacherin, Malerin und Fotografin, wurde für ihr künstlerisches Lebenswerk mit dem HANS-THOMA-PREIS bedacht (10.000 Euro). Die Preisverleihung findet am 15. August 2021 in Bernau (Schwarzwald) statt

Che-Yu Hsus Videoarbeit „ 副本人 (Single Copy)“ über einen überlebenden Zwilling in Taiwan wurde mit dem mit VIDEONALE Preis der Fluentum Collection 2021 ausgezeichnet (5.000 Euro). „,Single Copy‘ betrachtet die Beziehung zwischen Körper und Gedächtnis, Realität und Fantasie aus der Perspektive des überlebenden Bruders Chang Chung-I. Die autobiografische Erzählung spielt mit den Elementen der Kopie und Wiederholung …“ Die Preisvergabe geschah im Rahmen der Bonner Videonale 2021.

Ausschreibungen

Die Berliner NGBK schreibt ein Vermittlungsstipendium für Einzelpersonen oder Teams von max. zwei Personen aus, „die im Bereich der Kunst- und Kulturvermittlung sowie in der Bildungsarbeit tätig sind und die experimentelle und prozesshafte Verfahren und Formate der künstlerischen Vermittlung umsetzen möchten … und in einem basisdemokratischen Kunstverein aktiv mitarbeiten und mitgestalten wollen …“ Das Stipendium beginnt am 1. Januar 2022 und dauert 12 Monate. Es ist mit 1.200 Euro / Monat dotiert plus einem Jahresbudget von 3.000 Euro für Materialkosten etc. Deadline ist der 7. Mai 2021. Kontakt für Rückfragen: stipendium@ngbk.de

Das NRW-Kultursekretariat lobt den CITYARTISTS-WETTBEWERB aus. Altersbegrenzung: ab 50 Jahre. Vergeben werden zehn Stipendien von je 5.000 Euro. Zugelassen sind Malerei, Skultur, Fotografie, (Video)-Installation und zeitbasierte Medien. Möglich sind nur Bewerbungen aus den Mitgliedsstädten Aachen, Bielefeld, Bochum, Bonn, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Köln, Krefeld, Mönchengladbach, Moers, Mülheim/Ruhr, Münster, Neuss, Oberhausen, Recklinghausen und Wuppertal. Die 20 besten Beiträge nehmen an einer Ausstellung teil. Deadline ist der 30. April 2021. Infos und Bewerbungsunterlagen unter www.cityartists.de

„Für internationale Bildende Künstlerinnen und Künstler“ schreibt das Künstlerhaus Schloss Balmoral in Bad Ems „drei 4-monatige BALMORAL-ANWESEN-HEITSSTIPENDIEN und drei 8-monatige Balmoral-Anwesenheitsstipendien aus“. Das Jahresthema lautet „Spielen“. Außerdem können sich Künstler*innen „mit Bezug zu Rheinland-Pfalz“ um zwei sechsmonatige Projektstipendien bewerben. Bewerbungsschluss für alle Stipendien ist der 20. April 2021. Bewerbungsunterlagen, Kontakt und weitere Stipendien: www. kulturstiftung-rlp.de/index.php?id=158

Der DGPH-WISSENSCHAFTSPREIS ist für Forschung im Bereich der Phototechnik ausgeschrieben. Einzureichen sind photographische Arbeiten, die ein wissenschaftliches Thema (auch aus der Medizin) dokumentieren oder sich künstlerisch mit diesem auseinandersetzen. Ausgelobt wird ein Objektiv im Wert von ca. 1.200 Euro. Voraussetzung: Die Arbeit muss an einer deutschen Hochschule oder in einem anderen Forschungslaboratorium durchgeführt worden sein. Zudem darf der Hochschulabschluss nicht länger als zwei Jahre zurückliegen. Einreichungen sind bis zum 30. Juni 2021 möglich. Weitere Infos: www.dgph.de/preise/dgphwissenschaftspreis

Die BURG GIEBICHENSTEIN Kunsthochschule Halle schreibt den Gustav-Weidanz-Preis für Plastik aus. Zugelassen sind nur Beiträge der Bildhauerei; die Altersgrenze liegt bei max. 35 Jahren, der Wohnsitz muss in Deutschland sein. Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert. Die Kunstgießerei Strassacker ermöglicht in ihrer Firma einen Metallguss mit einer finanziellen Unterstützung in Höhe von 1.000 Euro. Einsendeschluss für eine Bewerbung ist der 30. April 2021. Informationen unter www.burg-halle.de/hochschule/informa-tion/aktuelles/a/ausschreibung-des-gus-tav-weidanz-preises-2021-1

Im SCHAUFLER LAB@TU DRESDEN – einem gemeinsamen Projekt von TU Dresden (TUD) und THE SCHAUFLER FOUNDATION – ist für das Jahr 2022 eine 6 monatige Artist in Residence ausgeschrieben, die zugleich an der Kustodie der Universität angesiedelt ist. In der ersten Förderphase des Lab wird mit einem Kollegium aus den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie im Austausch mit Fachleuten aus der Mathematik, Naturund Ingenieurwissenschaften zum Leitthema „Künstliche Intelligenz und gesellschaftlicher Wandel“ geforscht. Wer aus den Bereichen Medienkunst, Konzeptkunst, Performance u.a. für das Residenzprogramm ausgewählt wird, hat „die einzigartige Gelegenheit, das genannte Leitthema künstlerisch zu beforschen …“ Das Stipendium beträgt 3.000 Euro netto/ Monat, außerdem ist ein Produktionskostenzuschuss für die Abschlussausstellung in Höhe von 10.000 Euro vorgehen. Bewerbungsende: 10. Mai 2021.

Bildhauerei für den Außenbereich sind zum Wettbewerb SKULPTURENPARK THERHINEART zugelassen. Es ist eine Ausstellung mit ca. 40 Arbeiten geplant. Zur Finissage am 4. Oktober 2021 wird ein Publikumspreis in Höhe 1.500 Euro vergeben. Ob Sponsoren auch für einen großen Preis in Höhe von 8.000 Euro gefunden werden können, steht noch nicht fest. Voraussetzung ist ein abgeschlossenes Kunststudium oder ein laufendes Studium ab dem 6. Semester im Abschlussjahr. Deadline: 30. April 2021. Bewerbungsunterlagen sind anzufordern bei: TheRHineArt e.V., c /o Anne Beikircher, Katharinenhof www.therhineart.de

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