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Ausstellungen: Köln · von Thomas W. Kuhn · S. 332 - 334
Ausstellungen: Köln , 2008

Thomas W. Kuhn
Neue Arbeiten von Elger Esser

»Nachbilder«
Johnen + Schöttle, Köln, 15.3. – 10.4.2008

Wer den berühmtesten Roman Marcel Proust’s nicht gelesen hat, mag zumindest von jener Stelle gehört haben, wo der französische Romancier beschreibt, wie die Erinnerung des Erzählers an den Ort seiner Kindheit zurückkehrt. Im ersten Band des monumentalen Zyklus “Auf der Suche nach der verlorenen Zeit” erweckt der Geschmack einer in Tee getauchten Madeleine den imaginären Ort “Combray” zum Leben. Seitdem ist dieser Name synonym für einen Ort der Erinnerung.

In seiner Ausstellung bei Thaddaeus Ropac in Paris wählte Elger Esser (*1967 in Stuttgart) “Combray” zum Titel seiner Schau. In der veränderten Zusammenstellung bei Johnen + Schöttle wurde auf diesen expliziten Hinweis verzichtet. Vielmehr tauchte das Wort “Combray” wie ein Rätsel in einer Gruppe von Bildtiteln auf. Motive unterschiedlicher Orte im Nordwesten Frankreich sind durch dieses Wort miteinander verbunden. Nach dem einleitenden “Combray” folgt in Klammern die genaue Bezeichnung der Ortschaft.

Sucht man im Lexikon nach diesem imaginären Ort Proust’s, stößt man auf die Gemeinde Illiers-Combray im Department “Eure-et-Loire”, die erst 1971 den Namen “Combray” an die Ursprungsbezeichnung “Illiers” anhängte. Von hier stammte der Vater Proust’s und manches an den Beschreibungen seines Romans verarbeitete Eindrücke aus Illiers.

Diese Fakten mögen dem Zugang zu den neuen Arbeiten Elger’s dienen, die vor diesem Hintergrund zur visuellen Suche nach einer verlorenen Zeit werden. Dabei ist die literarische Dimension im Werkschaffen des Künstlers nicht neu. Die Bildgruppe “Cap d’Antifer – Étretat”, folgt der Route Guy de Maupassants an der Küste der Normandie. Maupassant war…



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