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Essay · von Peter Sager · S. 112 - 117
Essay , 1973

Peter Sager
NEUE SACHLICHKEIT – NEUER REALISMUS

Mit Äußerungen von Max Ackermann, Rudolf Dischinger, Bernhard Dorries, Franz Radziwill und Christian Schad.

‘Mit Augen, die Formen zu sehen gewohnt sind, wird die ‘Natur’ betrachtet, der Blick hat sich geschärft an den Erzeugnissen der Technik und an den Werken absoluter Kunst. Die Fotografie, längst ein wichtiger Faktor auch für das künstlerische Schaffen, ließ uns entdecken, daß das für unsere groben Sinne Ungeformte der Materie das Zweckvollste und Geordnetste, Vollendetste und oft sogar ‘Schönste’ sein kann. Die Welt der Neurealisten ist viel, viel reicher, als es die Welt der Naturalisten war’.

Bevor die Gegner des Neuen Realismus sich kopfschüttelnd abwenden und seine Anhänger frohlocken: diese Apologie eines einmal ‘neuen’ Realismus stammt aus dem Jahre 1924, und gemeint war die ‘Neue Sachlichkeit’ (Hans Hildebrandt: Die Kunst des 19. und des 20. Jahrhunderts). Wenn im gegenwärtigen Bilderstreit ein Kritiker wie Willi Bongard in blinder Realismus-Schelte meint, auf Stiluntersuchungen und Stilvergleiche könne man bei dieser ‘Salonkunst’ verzichten (s. ‘Welt’ vom 15./16.7.1972), so ist damit außer marktstrategischer Polemik wenig gewonnen. Wer sich auf pure ‘Innovation’ beruft, dabei das ‘Neue’ nicht sieht und es mit dem auch nicht eben neuen Argument abtut, dies alles sei ‘schon dagewesen’, der täte gut daran, sich historisch zu vergewissern. Ist die Avantgarde von heute nur die Tradition von gestern? Wie sehen die, die längst zur Tradition, zur Kunstgeschichte zählen, ihre Kollegen von der heute umstrittenen Avantgarde? Als ihre legitimen Nachfolger oder aus der Art geschlagenen Enkel, als kraftvolle Überwinder oder kraftlose Bastarde?

Die Ausführlichkeit, mit der 5 der bedeutendsten noch lebenden Vertreter der Neuen Sachlichkeit unsere Anfrage beantworteten, läßt zumindest auf ein starkes Interesse an diesem neuen Realismus-Trend schließen. Stark ist vor allem das Befremden, die Ablehnung: ‘Ich halte den zeitgenössischen Neuen Realismus nicht für eine Fortsetzung der sogenannten Neuen Sachlichkeit. Die Mittel des Neuen Realismus sind so vielfältig und oft von der Müllkippe geholt, so daß es damit nichts Neues sein kann. Solches gebrauchten auch die Dadaisten. Doch nie gebrauchten sie für solche Werke das Wort Kunst, dieses hat erst unsere Zeit fertig gebracht’. Halb ironisch, halb grollend fährt Franz Radziwill (geb. 1895) fort: ‘Vorsichtig ist eben mit dem schillernden Begriff Kunst umzugehen, denn die Bezeichnung Kunst beinhaltet zur Zeit den übelsten Sumpf an Begriffen, z.B. Kunsthonig, Kunstdünger, Kunstdärme, Kunstfaser u.s.f. Dazu stelle ich fest, daß sich in diesem Bezirk in aller Realität zum Teil auch der sogenannte Neue Realismus niedergelassen hat’. Etwas gnädiger fügt der Altmeister der Neuen Sachlichkeit hinzu: ‘Nun, warum soll es nicht Kunst sein, wer will das entscheiden? Malerei ist es bestimmt bei 90% nicht’. Und dies eben war, so Radziwill, das Ziel der Neuen Sachlichkeit: ‘Uns ging es darum, Farbe in guter und gediegener Malerei (d.h. die ihren Wertmaßstab in der Tradition hatte), mit dem Ding zu verbinden. Es gibt keine Farbe, oder sie haftet am Ding, und somit kein Ding ohne Farbe’. Nicht Reproduktion der Wirklichkeit als relativierende Fotomalerei, durch das Auge der Kamera gesehen, sondern Rekonstruktion der Realität als sie selbst, aus der magischen Eigenkraft der Dinge und aus dem Glauben an die reine Form der Kunst: Hier liegen erste, entscheidende Unterschiede. ‘Daß aber der krasse Realismus der Gegenwart nicht ‘geformt’ ist, betrübt mich’, schreibt der Stuttgarter Max Ackermann (geb. 1887). ‘Kein Bild dieser Art hält die Filter durch den ‘Farb-Form-Kontrapunkt’ aus. Die Gestaltungsmittel werden rücksichtslos übergangen. Es fehlt an Gestaltungsharmonie und geistigem Ausdruck. Dieser radikale Realismus rückt in die Nähe von Schießbude und bleibt in der Zeit. Jede Kunst ist Kunst-Qualität und steht über der Zeit. Im Realismus der 20er Jahre gab es solche zeitlose realistische Kunst. Ich nenne Max Beckmann, Karl Hofer u.a.’. Nicht Verzicht auf Gestaltung aber Verzicht auf Harmonie und Komposition im traditionellen Sinne; nicht Zeitlosigkeit, sondern direkte Zeitbezogenheit: auch darin unterscheidet sich weitgehend und grundsätzlich diese Neueste von der Neuen Sachlichkeit. Aber auch im Realismus der 20er Jahre gab es zeitkritischen Verismus (Dix, Grosz, Schad u.a.), umgekehrt gibt es auch im Realismus der 70er Jahre – vom Nostalgie-Kult ganz zu schweigen -klassizistische Zeitlosigkeit nach Art der Kanoldt, Mense oder Schrimpf (in Amerika z.B. William Bailey, Gabriel Ladermann, Paul Wiesenfeld).

Vorherrschende Meinung der alten Neorealisten: ‘Der Neue Realismus ist keine Fortsetzung der Neuen Sachlichkeit’. ‘Denn’, begründet Bernhard Dörries (geb. 1898), ‘diese wollte die Gegenstände ernst nehmen und möglichst deutlich abbilden, wobei ihr die Zeichnung half, die ja auch verwickelte Formen genauestens nachbildet. Die Farbe wurde im gleichmäßigen Verlauf über die Form gebreitet, ohne störende Pinselstriche, wobei das Bemühen des Malers dahin ging, das Stoffliche des Gegenstandes, also das Leuchten menschlicher Haut, die Lichter im Glas, die Maserung im Holz ‘nachzumachen’. Es wurden typische Beispiele ihrer Gattung gewählt und damit eine Rangordnung der Dinge aufgestellt, so daß als Lohn der Mühe – denn solch ein Bild dauert oft Monate – ein würde- und bedeutungsvolles Bild entstand’. Auch die detailbesessenen Ding-Reporte der zeitgenössischen Realisten dauern oft Monate, aber ein ‘würde- und bedeutungsvolles Bild’? Solche höheren Weihen der Kunst als Lohn der Kunstfertigkeit: das gerade würden die neuen Realisten bestreiten. Ihr Ziel sind auch nicht typische Gattungsbeispiele, sondern individuelle Physiognomien und Einzeldinge. Reiz der Stofflichkeiten, Chrom und Lack, Polituren und Spiegelungen, gewiß – aber eine ‘Rangordnung der Dinge ‘? Diese Bildhierarchie, seit dem Kubismus infrage gestellt und von der Minimal Art radikal beseitigt, ist von den meisten Realisten heute, zumal den Fotorealisten, zugunsten einer Gleichwertigkeit aller Teile aufgegeben worden. Damit hängt zusammen eine grundsätzlich andere Auffassung und Interpretation der Wirklichkeit: ‘Ist das, was wir sehen, einzige Wirklichkeit? Ist nicht das, was wir empfinden und nicht sehen ebenso real?’ Dieser fragende Einwand Christian Schads (geb. 1894) zielt auf die metaphysische, magische Dimension vieler Bilde- der Neuen Sachlichkeit, eine Dimension, die allenfalls als Surrealität bei heutigen superrealistischen Bildern sich einstellt.

‘Realismus’ – wie faß ich dich, unendlicher Begriff? Franz Radziwill: ‘Das größte Wunder ist die Wirklichkeit, wenn Wirklichkeit als die große Natur verstanden wird, in der alles Leben sich vollzieht und strömt, auch das, was der Tod genannt wird. Es ist für mich die alles umfassende Realität. Oder: alles, was da ist!, Nun ist aber das, was da ist, noch keine Aussage, keine Malerei und auch kein Bild’. Für realistische Künstler heute kann es all dies aber sehr wohl sein: Faktizität und nichts außerdem; Realitätskonzepte, Wahrnehmungstraining manipulierter Wirklichkeiten, verschiedene Realitätsebenen; Wirklichkeit der Abbildung und des Abgebildeten in ihrer Identität und Differenz – dies sind einige der Realismus-Probleme heutiger Tafelbildmalerei und Plastik. Die Betonung nüchterner, alltäglicher Gegenstände; die Nah- und Detailsicht; der statische Bildcharakter; der dünne Malprozeß und persönliche Handschrift austilgende Farbauftrag: das zumindest haben Neue Sachlichkeit und Neuer Realismus gemein, wenn gleich nicht in direkter Traditionsfolge. ‘Precionism’, Hard Edge, Abstract Painting: diese Berührungspunkte und Einflüsse sind zumindest für die amerikanischen Realisten naheliegender als die deutsche Neue Sachlichkeit. So meint Christian Schad sicher auch eher deutsche Neorealisten wie Richter, Köthe oder die Gruppe Zebra, wenn er schreibt: ‘Zweifellos ist – äußerlich gesehen – im Neuen Realismus vieles, was ihn als eine Fortsetzung des Realismus der 20er Jahre erscheinen läßt, der eine scharfe Wendung war gegen das Pathos des Expressionismus. Manches von dem, was damals oder später zu den Kriterien der Neuen Sachlichkeit gerechnet wurde, scheint mir jetzt sogar zu einer – oft allerdings sterilen – Perfektion getrieben zu sein. Darin kann ich aber, abgesehen von dem weitaus größeren Feld der genutzten technischen Möglichkeit, nichts Neues sehen, sondern einen Mangel an esoterischer Phantasie neben einer gewissen Angst, ein fiktives Ziel nicht zu erreichen, eine Ungeduld, es erreichen zu müssen -und eine Verflachung zugunsten einer direkten Anprangerung einzelner Zustände, was eigentlich im Gebiet der Karikatur beheimatet sein müßte und nicht in dem anspruchsvolleren der Malerei’.

Realismus als Kunstfilter vor der Realität – auch Bernhard Dörries teilt diese Auffassung: ‘Die Annahme, ein (auf dem Foto basierendes) Zufallsbild ohne menschliches Ausrichten und Verbessern enthülle mehr vom eigentlichen Wesen der Dinge, gilt auch dann nicht, wenn – wie das ja häufig geschieht, die landläufige Dürftigkeit des Mitmenschen an den Pranger gestellt wird. Fast wird das Häßliche hier absichtlich gesucht und wirkt deshalb unglaubhaft. Um es überzeugend zu machen, wäre die Kunst ein Dix oder Daumier nötig’. Auch Max Ackermann verweigert dem Neuen Realismus das Qualitätssiegel ‘Kunst’: ‘Seine Wirkung beruht nicht auf Kunst, sondern auf Schock, der vom Thema und nicht von der Gestaltung ausgeht. Das Herabziehende im radikalen Realismus befriedigt zum Teil niedere Instinkte der Menschen! ‘Sicher meint Ackermann die in der Tat kaum ‘sympathischen’ Lockenwickler-Zeitgenossen von Duane Hanson. Schockierend, ‘herabziehend’: wurden genau so nicht viele der realistischen Bilder der 20er und der 30er Jahre abqualifiziert, die damals von denselben gemalt wurden, die heute ihre Nachfolger mit den nämlichen Worten belegen? ‘Daß die Menschen der Gegenwart eine Volksbelustigung besuchen’, fährt Ackermann fort, ‘ist verständlich. Was sollten sie mit einer Malerei ohne Legende, ohne Gegenstand im Sexbereich anfangen?’ Hier Kulturpessimismus an die Stelle sachlicher Stilanalyse, denn gerade ‘im Sexbereich’ sind die Neuen Realisten – besonders Philip Pearlstein und John de Andrea werden ja wohl mit diesem Vorwurf gemeint sein – noch in der nacktesten Nacktheit ihrer Modelle eher asexuell-neutral, sogar ausgesprochen unerotisch und am wenigsten pornografisch.

Der erste Einwand, den Bernhard Dörries gegen den Neuen Realismus vorbringt und der auch für die meisten seiner Kollegen entscheidend ist, lautet: ‘Diese Kunst benutzt die Fotografie, um die Wirklichkeit ‘genauer’ zu schildern, und vergißt dabei, daß die Kamera nur eine Linse hat, während der Künstler mit zwei Augen, mit Leib und Seele, mit allen Sinnen die Wirklichkeit viel inniger erlebt’. Vom ‘innigen Erlebnis’ freilich ist unsere bild- und medienüberflutete Realität ebenso weit entfernt wie der zugehörige Realismus. Als ‘Begriffsverwirrung’ empfindet Franz Radziwill denn auch Gerhard Richters Bekenntnis: ‘Manche Amateurfotos sind besser als der beste Cézanne’. Radziwills provokative Antwort auf dieses provokative antiakademische Credo: ‘Die Fotografie verhält sich zur Malerei wie der Affe zum Menschen. Der Affe ist aber nicht besser als der Mensch, sondern – das ist entscheidend – anders’. Radziwill besteht auf rigoroser Arbeits- und Gewaltenteilung: ‘Cezanne malte Bilder (gute Bilder), der Fotograf- und das sind nicht wir – soll gute Aufnahmen schießen’. Nicht genug damit – neben der Technik und der damit verbundenen Sehweise mißfallen Radziwill auch die Formate: ‘Was mir bei den Bildern des Neuen Realismus auffällt, sind die großen Bildmaße. Diese großen Maße treten stets in Erscheinung, wenn geistig nicht mehr viel darzustellen ist’. Nun waren freilich auch Rubens oder Barnett Newman nicht eben Miniaturmaler…

Der einzige Maler der Neuen Sachlichkeit, der sich – mit Einschränkungen zwar – für den Neuen Realismus ausspricht, ist Rudolf Dischinger (geb. 1904): ‘Das Neue im derzeitigen Realismus und zugleich den generellen Unterschied zur Neuen Sachlichkeit sehe ich – soweit dies möglich ist -in der radikalen Annäherung dieser Malerei an eine intensive Fotowirklichkeit. Dies bedeutet noch kein Aufgeben der Malerei zugunsten der absoluten Vorherrschaft der Fotografie. Allerdings, wo sind die Grenzen? Interessierte Bezug nähme auf die ‘historische’ Neue Sachlichkeit erscheint wegen gewisser geistiger Verwandtschaft verständlich’. Mit Recht betont auch Dischinger: ‘Ich nehme nicht an, daß der zeitgenössische Realismus eine späte Fortsetzung der Neuen Sachlichkeit ist’. Stattdessen nennt er, neben Pop Art und Surrealismus ‘auch die Wirksamkeit der geometrischen Abstraktion’ als entscheidende Stilanregung. Dischinger kommt als einziger zu einem positiven Resümée: ‘Ich glaube, daß die Leistung und Wirkung des zeitgenössischen Realismus formal auf dieser radikal objektiven ‘Foto’ – Realistik beruht, als Ausdruck eines kalt interessierten und faszinierten Verhaltens zur Umwelt mit ausgeprägtem Gespür für Hintergründe (entsprechend dem ‘Magischen Realismus’)’.

Warum dieser augenblickliche Realismus-Boom? Ist es – wie die Neue Sachlichkeit eine Reaktion war auf die überhitzten, subjektiven Farb- und Formexaltationen des Expressionismus – nun eine ähnliche stilistische Reaktion auf die Farbexplosion und Formautonomie der Pop Art und des Abstrakten Expressionismus zum einen und auf den totalen Form- und Farbverzicht der Concept Art zu anderen? Rudolf Dischingers Antwort: ‘Es mag sein, daß die Realismuswelle auch aus einer Art Ermüdungserscheinung in Sachen der Bilderfindung auf gegenstandsloser Basis resultiert. Auch mag sich hierin eine Reaktion auf die sich jagenden Gags der verschiedensten Richtungen der letzten Jahre zeigen (neues Bedürfnis nach Solidität’, ‘gediegenem Handwerk’ etc.)’. Zu diesem Bedürfnis nach Realismus schreibt Rudolf Dischinger weiterhin: ‘Bedürfnis nach Realismus in der bildenden Kunst (wenn überhaupt Interesse!) besteht doch schon immer, erfahrungsgemäß meist auf Kosten der schwerer abzulesenden gegenstandslosen Kunst. Die Bildinhalte bei der realistischen Malerei spielen in Bezug auf die sympathisierende Reaktion manchen Betrachters allerdings wieder eine bemerkenswerte, oft auch fragwürdige Rolle. Den Realismus-Boom (sicher auch zum Teil vom Kunsthandel forciert), kann man wohl auch auf eine vom gegenstandslosen Experiment erlöst sich fühlende Reaktion zurückführen’. Ähnlich Christian Schad: ‘Das augenblickliche Bedürfnis nach Realismus ist vermutlich eine polare Erscheinung als Reaktion auf die gegenstandslose Malerei, deren Überbewertung besonders in Deutschland, dem Lande des Entweder-Oder, zeitweilig bis zur Diktatur getrieben wurde’. Dazu Radziwills Erklärung ganz aus dem Geist der Neuen Sachlichkeit und vielleicht auch heutigem Zeitgeist entsprechend: ‘Ich meine, es sind die Dinge und ihre Zuordnungen bedeutungsvoller geworden.’ Sein Schlußsatz, weder eine Definition der Neuen Sachlichkeit noch des Neuen Realismus, ist das Credo eines großen realistischen Malers jenseits der Schulbegriffe: ‘Die Lebensformen der Zeiten zu empfinden und zu empfangen, ist Gabe und zugleich Aufgabe des Malers. Dieses ist mit letzter Hingabe und Hintergründigkeit in der Darstellung eines Apfels möglich, ebenso in der Darstellung eines Glases oder eines Ozeandampfers oder der Regenwolke. Unsere Zeit ist zugleich unser Seinsraum, beides als Erlebnis sichtbar zu machen, ist immer die Aufgabe der bedeutenden Malerei gewesen: Realismus’. Das Gefühl, Angehöriger einer abgebrochenen und abgeschlossenen Tradition zu sein, einer bei allem scheinbar alt-bekannten Realismus dennoch extrem anderen Avantgarde gegenüber zu stehen, dieses End- und Abschiedsgefühl überwiegt: ‘Bildende Kunst ist gestorben, weil eine metaphysische Grundhaltung fehlt und nirgends eine Gesamtheitsschau zu finden ist. Ich weiß, daß die Zeit richtet und ordnet. Warum haben Maler wie Mondrian, Klee und Hölzel gewirkt?’ (Max Ackermann) ‘Sie merken, ich bin ein alter Mann und habe kein Verständnis für den Reiz dieser traditionslosen Kunst, genauso wenig wie für die gleichförmigen trostlosen Häuser moderner Siedlungen’. (Bernhard Dörries) Neue Sachlichkeit und Neuer Realismus: keine völlig feindlichen Brüder, aber auch keine durchgängige Tradition realistischer Kunst.