Nicole Eisenman
Der Transkörper
Ein Gespräch von Heinz-Norbert Jocks
Nicole Eisenman, 1965 im französischen Verdun geboren, aufgewachsen in Scarsdale, New York, sowohl Malerin als auch Bildhauerin, studierte an der Rhode Island School of Design in Providence. In ihrer neorealistischen Malerei bedient sie sich der Medienkultur wie Werbung, Comiczeichnung, Pornographie und TV-Alltag. Seit ihrem Aufritt 1995 als Wunderkind auf der Whitney Biennale führt sie als Feministin so etwas wie einen Ein-Frau-Aufstand mit den Waffen der Figuration, in dem sie das Politische ins Persönliche wendet, und umgekehrt. Sie malt narrative Fantasien, die, dem Leben abgetrotzt, nicht selten lustig wirken, aber so komisch dann doch nicht sind, insofern sich in ihnen nuanciertes Denken und Fühlen offenbaren. Ihre Bilder sind von Menschen bevölkert, deren Geschlecht sich nicht so eindeutig bestimmen lässt. In dem Bild Biergarten at Night (2007) mit Dutzenden von Charakteren hat sie sich als eine androgyne Gestalt porträtiert, die im schimmernden Licht leidenschaftlich den Kopf eines Toten küsst. Ein Sujet, dem sie seit Beginn ihrer Karriere ohne Scheuklappen treu geblieben ist, ist die Frage der Sexualität. Diese spielt im Werk von Sigmund Freud eine zentrale Rolle. In einem Interview erzählte sie einmal, dass sie als Kind von der freudschen Orthodoxie ihres Vaters, der Psychiater war, gequält und gleichzeitig inspiriert wurde. Ihre Retrospektive Dear Nemesis (2014) in St. Louis, Philadelphia und San Diego widmete sie ihrem Vater, der sie gelehrt hat, „Dinge zu sehen, die nicht da sind, und durch Dinge zu sehen, die da sind.“ Wichtig für Eisenman war auch ihre Urgroßmutter mütterlicherseits…