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Ausstellungen: Berlin · von Ronald Berg · S. 359 - 360
Ausstellungen: Berlin , 2008

Ronald Berg
Notation.

»Kalkül und Form in den Künsten«
Eine Ausstellung der Akademie der Künste, Berlin, und des ZKM|Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe

Akademie der Künste, 20.9. – 16.11.2008

Am Beginn der Ausstellung steht kein Kunstwerk sondern die Rauchfahnen von Étienne-Jules Marey. Diese im Foto aufgezeichneten Versuche über das Strömungsverhalten von Rauchfäden notieren – zu vielteiligen Tableaus montiert – den Lauf der Bewegung der Luft um ein Hindernis herum. Marey Fotografien entstanden an der Schwelle zum 20. Jahrhundert, dem historischen Beginn der Ausstellung. Er setzt mit der Aufzeichnung von Bewegung etwas in Gang, was bis in die Gegenwart hinein den Künsten ein Problem bleiben sollte: die Notation dessen, was in der Zeit passiert – und vergeht. Die Fotografie als erstes technisches Medium hält immer nur den Augenblick fest. Mareys Phasenfotografien von Bewegungen versuchen schon mehr. Sie weisen in Richtung der kommenden Kinematographie.

Aber könnte man etwa eine Tanzaufführung filmisch notieren? Die Notation, das lehrt die musikalische Partitur, unterscheidet sich von der technischen Reproduktion – etwa auf Schallplatte – durch ihren Zwang zum Interpretieren. Jede Interpretation aber ist als Ereignis einmalig. Das gilt selbst da noch, wo Brecht seine Stücke am Berliner Ensemble in „Modellbüchern“ mittels Fotografien dokumentierte oder Moholy-Nagy in der Kombination von Bild und Text („Typofoto“) eine „Skizze zu einem Filmmanuskript“ erstellte. Beide Beispiele sind in der Ausstellung zu sehen.

Schaut man sich die Partituren der Neutöner des letzten Jahrhunderts in dieser Schau an, so sieht man da Graphiken, Zeichnungen, Diagramme, Zahlenkolonnen, Linienlabyrinthe. Die Musik der Tonbandschleifen, der Ton-Cluster und elektronischen Klänge…



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