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Ausstellungen: Darmstadt · S. 357 - 358
Ausstellungen: Darmstadt , 1987

Michael Hübl
Ohne Maler

Acht Karl-Schmidt-Roitluff-Stipendiaten
Mathildenhöhe Darmstadt 20.3.-19.4.1987

Zum Hundertsten des expressionistischen Ahnherrn hatte sich eine veritable Festgemeinschaft der Geförderten in Berlin eingefunden: Achtzehn Stipendiaten der Karl-Schmidt-Rottluff-Förderstiftung waren es, die 1983 im Brücke-Museum ausstellten. Auf dem Darmstädter Jugendstil-Hügel namens Mathildenhöhe wurden dem Publikum heuer gerade acht Künstler präsentiert. Aufwendiger hingegen die Gestaltung des Kataloges: Die erinnert an den Drei-Band-Schuber zur sechsten Dokumenta vor zehn Jahren. Mit dem wesentlichen Unterschied, daß die Malerei, die fester Bestandteil der D6 gewesen war und die 1983 noch das Bild der Berliner Stipendiaten-Ausstellung prägte, in Darmstadt leider draußen bleiben mußte. Schwerpunkt der Achter-Auswahl: die Fotografie. Das Medium, lange als “kunst-unfähig” eingestuft, von Malern lediglich als Hilfsmittel geduldet und in vielen Museen auch in jüngster Zeit nur bescheiden vertreten, hat in den vergangenen Jahren mehr und mehr Beachtung gefunden. So auch bei der Schmidt-Rottluff-Förderstiftung, wie das Beispiel Darmstadt zeigt. Gleich drei Künstler sind da mit großformatigen Foto-Arbeiten vertreten: Astrid Klein, Klaus Melting und Bernhard Prinzl.

Endzeitstimmung bildet das rauhe Korn von Astrid Kleins Arbeiten. Weiß und Schwarz sind die Unfarben, aus denen sich das Grauen mischt. Eine Halde zusammengerollter Schädel bleibt namenlos; dämonisches Licht zeichnet wie ein kalter Blitz die toten Knochen: o.T., 1986. Der Titel einer anderen Arbeit greift ins Spannungsfeld dieser Fotos, die erst verfremdet und vergrößert Wahrnehmung freisetzen. Noch, wo sie den Untergang als Menetekel beschwören, bleiben sie Kunst – “Vernichtungspoesie”. Wie schmal der Grat ist, auf dem ein Künstler, der sich dem Thema Katastrophe stellt, die Balance des Schreckens halten muß, macht in Darmstadt…


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