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Titel: Grenzenlose Skulptur · von Sabine B. Vogel · S. 168 - 171
Titel: Grenzenlose Skulptur , 2014

Olaf Nicolai

OLAF NICOLAI: Ich sehe mich nicht als Bildhauer. Begonnen habe ich mit Malerei, Collagen, Zeichnung, auch Texten und Musik. Klassische Bildhauerei war in den 1980er Jahren für mich nicht interessant, den Außenraum hat man damals schon gar nicht – unter den Bedingungen in der DDR – mit Skulptur in Beziehung gedacht. Die Malerei habe ich dann aufgegeben, weil mir der Raum wichtiger wurde. Ich habe mit Installationen begonnen, habe das Bild in den Raum hinein verlassen. Da sind auch Objekte, Skulpturen aufgetaucht.

Das geht bis zu Werken, die immateriell sind und trotzdem skulpturale Effekte aufweisen, Veränderungen und Neuorganisationen des Raumes. Für die Ausstellung „Welt-Moral“ 1994 habe ich Schwellen in die Türen der Kunsthalle Basel eingesetzt. Schwelle heißt im Lateinischen „Limen“, „Eliminieren“ kann bedeuten: ´jemanden über eine Schwelle bringen´. Schwellen sind Markierungen. Die Überschreitung der Schwelle ist somit nicht nur der Wechsel zwischen zwei Räumen, sondern auch der Übertritt in andere Ordnungssysteme, die nicht unbedingt visuell fassbar sein müssen. Es kann sich auch um Rechtssysteme, religiöse Räume oder andere Privatheiten handeln. Man muss gar nicht bewusst merken, dass man über eine Schwelle geht, man muss sich nur anders bewegen.

Sabine B. Vogel: Siehst du das als Teil des Skulptur-Begriffs?

Unbedingt. Ein Objekt ist ohne diese Bezüge schwer vorstellbar. Man würde den Skulptur-Begriff amputieren, würde man ihn nur materiell denken. Es gibt für mich keine Physik ohne Meta-Physik. In meiner Arbeit „Exterritorial“ (1998) geht es nur um eine Fläche im öffentlichen Raum und die Frage, ob diese Fläche den Status eines exterritorialen Geländes bekommen…

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