Özlem Günyol und Mustafa Kunt
Von Felix Ruhöfer
Um sich der heterogenen künstlerischen Praxis von Özlem Günyol und Mustafa Kunt anzunähern, erscheint es hilfreich, sich weniger an formalen Modellen einer Werkproduktion zu orientieren als vielmehr die sozialen und kulturellen Kontexte in den Blick zu nehmen, die ihre Kunst zum Gegenstand haben.
Als zentrales Thema ihrer gemeinsamen Arbeit zeigt sich die Auseinandersetzung mit medial vermittelten Bildern und Zeichensystemen sowie der Verknüpfung von sprachlichen und visuellen Erfahrungen. Wie diese Erfahrungen auf die kollektive und individuelle Ausdifferenzierung von Identitäten einwirken, die durch kulturelle und soziale Rahmenbedingungen geformt und vermittelt werden, ist dabei eine ihrer Kunst inhärente Thematik. Immer werden dabei auch Fragen der medialen Repräsentanz von Macht innerhalb der Subjektbildung berührt und in luzider, formal äußerst vielseitiger Arbeitsweise illustriert. Auch die Auseinandersetzung mit sprachlichen Vermittlungsformen im medialen Kontext wird immer wieder als zentrales Moment ihrer Kunst sichtbar, wobei es die innovative Praxis von Özlem Günyol und Mustafa Kunt schwierig macht, die jeweiligen Themengebiete klar voneinander zu trennen. Nicht zuletzt dadurch offenbart ihr Werk die gegenseitige Durchdringung und Abhängigkeit der Aspekte Medialität und Macht und deren Anbindung an das kulturelle, soziale und politische Verständnis von Identität in unseren heutigen gesellschaftlichen Formationen.
Eine der aktuellsten Arbeiten des Duos, Hemzemin von 2014, zeigt den wiederholten Umgang mit Symbolen staatlicher Herrschaft und nationaler Repräsentanz. Die Arbeit besteht aus der Transformation eines zwölf Meter hohen Fahnenmastes, der in einem professionellen Schmelzverfahren zu einer 1,5 x 1,5 Meter großen Bodenplatte gegossen wurde. Das begleitende Video zeigt den aufwändigen Prozess der Umformung, der…