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Ausstellungen: Berlin · von Peter Funken · S. 295 - 297
Ausstellungen: Berlin ,

Berlin
Phantome der Nacht

100 Jahre Nosferatu
Sammlung Scharf-Gerstenberg / Staatl. Museen zu Berlin 16.12.2022 – 23.04.2023

von Peter Funken

Friedrich Wilhelm Murnaus Stummfilm „ Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ feierte 1922 im Marmorsaal des Zoologischen Gartens in Berlin Premiere. Die unautorisierte Verfilmung nach Bram Stokers 1897 veröffentlichtem Schauerroman „Dracula“ war ein großes gesellschaftliches Ereignis mit anschließendem Kostümball: Die Gäste sollten in Biedermeier-Kostümen erscheinen. Die Ausstellung in der Sammlung Scharf-Gerstenberg befasst sich mit der Filmikone „Nosferatu“, insbesondere aber mit dem großen Einfluss, den die bildende Kunst auf das cineastische Meisterwerk nahm.

Mittlerweile ist „Nosferatu“ längst Teil der Populärkultur geworden: Selbst „Die Simpsons“ huldigen ihm. André Breton, „Papst der Surrealisten“, erblickte in „Nosferatu“ ein surreales Schlüsselwerk; vor allem hatte es ihm einer der Zwischentitel angetan: „Als er auf der anderen Seite der Brücke war, kamen die Gespenster ihm entgegen“.

Der Film ist nicht ohne kunsthistorische Vorbilder zu denken. In den Entwürfen für die Ausstattung finden sich etliche Motive, die der deutschen Romantik entlehnt sind oder an fantastische Kunst und Literatur des frühen 20. Jahrhunderts erinnern. Romantiker wie C. D. Friedrich und Carl G. Carus standen bei „Nosferatu“ Pate, die fantastische Kunst von Max Klinger, Odilon Redon, Félicien Rops und James Ensor inspirierte genauso wie die „Schwarze Romantik“ des Zeichners Alfred Kubin oder Gustav Meyrinks Golem-Roman. Murnau hatte Kunstgeschichte studiert, aber auch in seinem Team waren Kunstexperten, die sich bestens mit der dunklen, schaurigen Seite der Fantasie auskannten: Albin Grau, Maler und Film architekt, hatte den Film bereits weitgehend vorgeplant, die Gestalt des Nosferatu entwickelt, Kostüme…

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