Berlin
Pia Arke
Arctic Hysteria
KW Institute for Contemporary Art 06.07.– 20.10.2024
von Claudia Wahjudi
Pia Arke ist, wenn überhaupt, im deutschsprachigen Raum für Fotografien bekannt. Ihre erste Einzelausstellung in Mitteleuropa jedoch, 17 Jahre nach ihrem frühen Tod durch Krebs, empfängt mit Klang. Ein Schaben und Streichen, ein Reißen und Fetzen zieht sich durch zwei Etagen des KW Institute for Contemporary Art (KW) und lotst durch eine lichte Lattenarchitektur zur Klang quelle: Das Video Arctic Hysteria (1996), das der Schau den Titel gab, zeigt eine nackte Frau auf einer großen Schwarz-Weiß-Aufnahme von einer felsigen Küste – Pia Arke. Die Künstlerin wälzt sich auf der abgebildeten Landschaft, streichelt sie. Und reißt sie dann in Fetzen.
Arke, 1958 als Tochter einer Inuk und eines Dänen geboren, setzte sich in Fotografie, Zeichnung, Text, Installation und Bricolage mit dem Verhältnis zwischen Dänemark und Kalaallit Nunaat (Grönland) auseinander, einem Verhältnis, das für die in Kopenhagen studierte Künstlerin von Schweigen geprägt war. Bis heute beachtet die europäische Öffentlichkeit den seit 1979 autonomen Teil Dänemarks kaum. Die Geringachtung spiegelt sich paradoxerweise im postkolonialen Diskurs, in dem die alte Unterwerfung und neue Ausbeutung arktischer Regionen nur zögerlich Thema wird.
Pia Arke – Arctic Hysteria haben Sofie Krogh Christensen für das KW und Ros Carter von der John Hansard Gallery in Southhampton kuratiert, wo die Schau im Frühjahr 2024 zu sehen war. Mit Leihgaben unter anderem aus dem Nationalmuseum in Nuuk und dem Louisiana Museum in Dänemark führt sie in Arkes bildnerisches Werk ein. Und in ihre Schriften, allen voran ihre Promotion Etnoaestetik (1995),…