Ann-Katrin Günzel
Pina Bausch und das Tanztheater
Bundeskunsthalle, Bonn, 4.3. – 24.7.2016
Die Bundeskunsthalle in Bonn nähert sich derzeit dem bewegten Leben und Werk der 1940 in Solingen geborenen Tänzerin und Choreografin Pina Bausch in einer Ausstellung an und versucht dabei, den von ihrer Person nicht zu trennenden Werkkomplex umfassend darzustellen. Dafür haben die Kuratoren eine thematische Herangehensweise gewählt und zeigen in verschiedenen, z.T. bühnenhaft gestalteten Bereichen mit Fotos, Filmen, Skizzen, Aufzeichnungen und Programmheften den künstlerischen Werdegang der Tänzerin: von ihren Anfängen als Ballettstudentin bei Kurt Jooss an der Essener Folkwang Schule, über einen Gastaufenthalt an der New Yorker Juilliard School bis zu ihrer Berufung nach Essen als Solistin Anfang der 60er Jahre, welcher neben Gastchoreografien- und –lehraufträgen die Leitung der Folkwang Tanzstudios im Jahr 1968 folgte, bis sie schließlich 1973 die Leitung des Balletts der Wuppertaler Bühnen übernahm und einen ganz neuen Tanz entwickelte. Spätestens mit dieser Aufgabe wird ihre individuelle Handschrift und Arbeitsweise sichtbar: sie nennt das Ballett nun „Tanztheater“ und widmet sich mit ihrer Compagnie dem Menschen und seinen Empfindungen, die sie in gesprochene Szenen und Bewegungen umsetzt. „Es kann fast alles Tanz sein. Es hat mit einem bestimmten Bewußtsein, einer bestimmten inneren, körperlichen Haltung, einer ganz großen Genauigkeit zu tun“ sagt sie 1990 in einem Gespräch mit Norbert Servos. Wie authentisch ihr Vorgehen dabei ist, wie stark sie pausenlos in sich hineinhört, sich auf kleinste emotionale Details konzentriert, stundenlang mit den Ensemblemitgliedern um einen tänzerischen Ausdruck kämpft, das lassen die Interviews, die im Katalog nachzulesen sind, erahnen, in…