Pionier der modernen Architektur
Richard Neutra im Bauhaus-Archiv
Nachdem die Akademie der Künste in West-Berlin Ende des vorigen Jahres eine umfangreiche Ausstellung von Adolf Loos gezeigt hatte, wurde bis Mitte Februar im Bauhaus-Archiv ein weiterer Pionier der modernen Architektur vorgestellt, Richard Neutra (1892-1970), ebenfalls Österreicher, wenn auch in den USA bekannt geworden. Er wurde von dem rund 20 Jahre älteren Loos gefördert und war vor allem von den Bauten Frank Lloyd Wrights beeindruckt. Aus diesem Grund wanderte er 1923 in die USA aus und lebte im folgenden Jahr eine Zeitlang auf Wrights Farm Taliesin in Wisconsin. Danach ließ er sich in Los Angeles nieder, wo er bis zu seinem Tode ständig wohnte, und nahm die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Die vom Museum of Modern Art in New York zu seinem 100. Geburtstag 1982 veranstaltete Retrospektive von Neutras Werk wurde anschließend in Wien und Barcelona gezeigt. Berlin war dann einzige deutsche Station für die Ausstellung “Die Architektur Richard Neutras – Vom internationalen Stil zum ‘Californian Modern'”, zu der ein umfangreicher Katalog (Englisch, mit deutschen Supplements; 30,- DM) erschienen ist. Der Bezug zum Veranstalter Bauhaus-Archiv ist nicht zufällig, denn Neutra – was bisher kaum bekannt war – unterrichtete im Wintersemester 1930 am Bauhaus. Zusammen mit Studenten erarbeitete er einen Entwurf für ein Theater in Charkov, UdSSR, das die sowjetische Regierung in einem Wettbewerb ausgeschrieben hatte.
Aus der Zeit vor seiner Auswanderung verweisen zahlreiche Zeichnungen des gebürtigen Wieners auf sein ausgeprägtes malerisches Talent: Porträts, Häuseransichten, Landschaften, mit Bleistift, Kohle, Kreide oder Aquarell, illustrativ und mit melancholisch-jugendstilhafter Linienführung. Erste…