Claudia Herstatt
Pittoresk
»Neue Perspektiven auf das Landschaftsbild«
Marta Herford, 3.10.2009 – 10.1.2010
Die Natur ist leidenschaftslos, egal was der Mensch mit ihr anstellt. Sie lässt sich domestizieren, trimmen und gestalten beziehungsweise ins Absurde verunstalten. Je nach dem Geschmack durch die Jahrhunderte wurde sie höfisch abgezirkelt in Form gebracht oder in idealisierte Landschaften verwandelt. Vernachlässigt der „zivilisierte“ Mensch sein Ansinnen, aus Natur Landschaft nach seinen Vorstellungen zu formen, ist das Kräfteverhältnis ein anderes. Dann übernimmt die Natur wieder ihr Terrain. Manchmal schlägt sie auch erbarmungslos um sich. Vulkanausbrüche, Erdbeben, Tsunami verweisen den gestalteten Lebensraum in seine Schranken zurück. Wer ist wessen Herr, was ist Klischee, was ist Idealisierung, das sind einige Gedankenstränge im Museum Marta in Herford.
Mit der Ausstellung „Pittoresk – Neue Perspektiven auf das Landschaftsbild“ thematisiert das Haus den Blick zeitgenössischer Künstler auf mehr als 200 Jahre Landschaftsmalerei. Ende des 18. Jahrhunderts erschienen im Rahmen einer aufblühenden Reiseaktivität die ersten großformatigen mit Radierungen illustrierten Bände zu „pittoresken“ Zielen – vom Rhein über Italien bis nach Skandinavien. Beispiele dieser kaum als handliche Reiseführer tauglichen Wälzer zu den malerischen Orten stimmen im Entree der Schau auf das Thema ein, dazu auf zartgrünem Grund Jacob von Ruisdaels idealisiertes “Schloss Bentheim“ um 1650. Auf dem gleichen Fond ziehen sich weitere historische Positionen wie Haltepunkte durch die Schau: Caspar David Friedrichs „Wölfe im Wald vor einer Höhle“ (ca 1798/99), Heinrich Funks „Tiroler Landschaft in der Abenddämmerung“ von 1847 und Gerhard Richters „Teyde Landschaft“ von 1971. Vor dem Parcours ist der Zugang zur Schau zunächst einmal verbrettert….