Polen
Małgorzata Mirga-Tas
RE-ENCHANTING THE WORLD
Kommissar*innen: Janusz Janowski (ab 2022), Hanna Wróblewska (bis 2021) / Zachęta – National Gallery of Art Kurator*innen: Wojciech Szymański und Joanna Warsza Ort: Giardini
„Re-Enchanting the world“ heißt geradezu passend der polnische Beitrag von Małgorzata Mirga-Tas, denn die 1978 im polnischen Zakopane geborene Rom möchte die Welt erneut verzaubern – und tut dies farblich-formal mit äußerster Intensität. Nach Silvia Federicis feministischer Abhandlung „Re-Enchanting the World: Feminism and the Politics of Commons“ sowie der darin propagierten Wiederbelebung einer friedlichen Gemeinschaft beziehungsweise einer transnationalen Kultur, was die Biennale-Kuratorin Cecilia Alemania so gerne zitiert, schildern die farbintensiven Textilbilder der Bergita-Romini alltägliche und außergewöhnliche Situationen, wie etwa Vertreibungen.
Frauen, die für die in einer Romasiedlung in Polen lebende Künstlerin bedeutsam sind, treten in Mirga-Tas’ bildgewordenen HERSTORIES auf, in ihren Roma-Geschichten aus weiblicher Sicht. Und diese ereignen sich in den extrem aufwändig und aus Textilien sowie mit Applikationen unterschiedlicher Art ausgesprochen dicht gestalteten Bildwelten mit Landschaften oder Dorfidyllen, die nicht nur das Innere des polnischen Pavillons komplett ausfüllen, sondern förmlich aus dem Eingang hinaus zuwuchern scheinen.
Nicht unerwähnt sollte da sein, dass die Künstlerin diese Arbeit in Situ und gemeinsam mit Kolleginnen innerhalb weniger Monate – genauer vom Oktober letzten Jahres bis zum Eröffnungsmonat der Biennale – produziert hat. Über ihre bemerkenswerte kunsthandwerkliche Strategie – in ihr Bildwerk unter anderem Textilfragmente von Kleidern ihrer Familie und aus dem Freundeskreis, auch Taschentücher oder diverse Decostoffen einzuarbeiten – sagt die Künstlerin schlicht, sie „werfe Material ins Bild“. Ihr Geständnis in dem sehr aufschlussreichen…