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Fragen zur Zeit · von Michael Hübl · S. 46 - 49
Fragen zur Zeit ,

Fragen zur Zeit
Protest-Zepter und Militärmanöver

Romantik und Impressionismus: Können Ausstellungen noch dazu beitragen, die Spannungen zwischen Russland und dem Westen abzubauen?
von Michael Hübl

Ein Plastik-Skelett über Napoleons Sarkophag: Für manche Franzosen ist das ein absolutes ‚No go‘. Wobei sie diesen Anglizismus sicher nicht verwenden würden. Denn England besitzt das Original und rückt es nicht raus. Die Vorgeschichte reicht weit zurück: 1815 verlor Frankreichs selbstgekrönter Kaiser bei Waterloo nicht nur sein letztes Gefecht, sondern auch sein Lieblingspferd, das ihn durch etliche siegreiche Schlachten getragen hatte. Der Araberhengst Marengo fiel in die Hände des Duke of Wellington. Der sicherte dem Tier nach dessen Tod ein makabres Nachleben, indem er Marengos Skelett in das von ihm, dem Herzog, 1831 gegründete Royal United Services Institute überführen und dort ausstellen ließ. In den 1960er-Jahren kam die Waterloo-Trophäe in das National Army Museum, London, wo sie kürzlich restauriert wurde.1

Als Leihgabe waren die Gebeine mithin ungeeignet. Der Künstler Pascal Convert nutzte den Umstand als Chance. Zum Gedenkprogramm anlässlich des 200. Todestags von Napoleon Bonaparte steuerte Convert eine Kunststoff-Kopie der konservierten Knochen bei, auf dass sie im Pariser Invalidendom als Memento mori über dem Sarg des Korsen schweben. Nun sind Skelette in der Neuen Kunst spätestens seit Maurizio Cattelans Beitrag zu „Skulptur. Projekte in Münster 1997“2 nichts Ungewöhnliches. Frankreichs Rechte gibt sich gleichwohl entrüstet: Sie sieht den Glorienschein ihres Helden geschmäht.3 Von anderer Seite standen die Erinnerungsaktivitäten insgesamt in der Kritik. Unter dem Eindruck der „Black Lives Matter“-Bewegung lautete der Vorwurf: Wie kann man jemanden ehren, der…

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