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Titel: Public Image · von Almut Linde · S. 84 - 99
Titel: Public Image , 2017

Public Image and Reality

Zur Rolle der Kunst in der Demontage falscher Wirklichkeit
„Nothing ever becomes real till it is experienced.“ 1 John Keats

von Almut Linde

Anfang der 1990er Jahre schockiert Jeff Koons (geb. 1955) die Öffentlichkeit, indem er den italienischen Pornostar Cicciolina alias Ilona Staller heiratet und sich in eindeutigen pornografischen Posen mit ihr abbilden lässt. Ist dies privat oder öffentlich, real oder inszeniert? Ist die Ehe mit einem Pornostar ein persönlicher Event, oder ist es Kunst? Mit dieser Aktion hebt Koons die Frage nach Kunst und Leben auf ein neues Niveau. In der gemeinsam mit seiner Frau realisierten Serie „Made in Heaven“ nutzt der Künstler seine Formsprache der inszenierten glatt retuschierten Großfotos und gläsernen Skulpturen zur pseudo-pornografischen Darstellung des Liebesaktes. Doch anders als in pornografischen Abbildungen ist nicht nur die technisch und ästhetisch perfekte Inszenierung wie zwei Disneyfiguren, sondern auch das Fehlen von Körperflüssigkeiten, Behaarung oder sonstiger Makel in vielen Bildern, die den Eindruck der perfekten Reinheit stören könnten. Das Selbstbildnis des Künstlers als Pornostar ist offensichtlich als Inszenierung gedacht. Indem er sich selbst mit seiner Ehefrau im Vollzug der Kopulation abbildet und veröffentlicht, stellt er aber die Frage danach, was Image und was Realität ist.

Diese Frage möchte ich hier aufgreifen. Was unterscheidet das Image von der Realität, und warum ist ein Image so realitätsfremd, destruktiv und gefährlich für das Bewusstsein und das Handeln des Menschen? Insofern wird es auch um die Relationen von Public Image – öffentlichem Bild – und Self Image – Selbstbild – gehen….


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