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Ausstellungen: Zürich · S. 343 - 343
Ausstellungen: Zürich , 1990

Christoph Doswald
Richard Serra

Kunsthaus, 9.3. – 29.4.1990

Die Weite der amerikanischen Landschaft übt schon seit Generationen eine unwahrscheinliche Faszination auf die Künstler der Neuen Welt aus. Angefangen bei den romantisierenden Exponenten der Hudson-River-School führte diese Tradition über die reinen Naturmaler wie Bierstadt bis hin zum Action-Painter Jackson Pollock und dem Spätexpressionisten Robert DeKooning. Selbst Andy Warhol, der Megastar des ausgehenden 20. Jahrhunderts, konnte sich diesem genuinen, amerikanischen Topos nicht verweigern. Man wagt sogar, so weit zu gehen und die Landschaft als eigentliche visuelle Identität des polykulturellen, nordamerikanischen Kontinents zu bezeichnen.

Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass auch Richard Serra, der seine Werke zwar immer in einem landschaftlichen Kontext inszenierte, jedoch explizit nie darauf zu sprechen kam, in seiner aktuellen Zürcher Ausstellung der Landschaft seine Reverenz erweist. Zwar verweigert das aus 12 Walzstahlplatten hergestellte Werk “The Hours of the Day” sich im ersten Augenblick offensichtlich einer landschaftlichen Dimension, wie man sie aus der amerikanischen Kunstgeschichte zu kennen glaubt. Doch mit jedem Schritt, mit dem man in die labyrinthartige Inszenierung eindringt, ist fühlbar, wie man diesem Topos einen Bruchteil näherkommt.- Zwei Hauptachsen führen in Schlangenlinien um die Brammen, wie der Terminus technicus für die monumentalen Stahlplatten lautet. In paralellen, gleichmässigen Schwingungen führt der Weg entlang an den von fossilienähnlichen Schraubenabdrücken, Kreideaufschriften und Flugrostflecken bedeckten Stahlwänden, die den Besucher anfänglich noch leicht überragen. Nach der zweiten quergestellten Schranke beginnt sich das Blickfeld aber allmählich zu weiten, und man kann eine beschränkte Orientierung über das gewinnen, was noch vor einem zu liegen kommt. Folgt man seinem…


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