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Gespräche mit Künstler*innen · von Sabine B. Vogel · S. 196 - 205
Gespräche mit Künstler*innen ,

Rirkrit Tiravanija

Ich bin frei!
Ein Gespräch von Sabine B. Vogel

Eigentlich wollte er nie eine Retrospektive machen – mit diesem Statement leitet Rirkrit Tiravanija unser Interview ein. Er sitzt auf einem Hocker in einem chinesischen „Regenschirm-Reparatur-Shop“, wie er es nennt – dem ersten Raum seiner großen Ausstellung A Lot Of People im Luma in Arles. Das 2012 von Maja Hoffmann gegründete Kunstzentrum im Süden Frankreichs vereint auf einem 11 Hektar großen, ehemaligen Industriegelände Ausstellungsräume und ein Atelier für innovative Forschung mit bioregionalem Design – worunter die Entwicklung von nachhaltigem Material aus vor Ort gefundenen Zutaten verstanden wird.

Tatsächlich passt die Idee einer Überblicksschau über Tiravanijas Gesamtwerk kaum zu seiner künstlerischen Praxis. Denn der 1961 geborene Künstler wurde in den 1990er Jahren berühmt für eine so einfache wie überraschende Aktion: Tiravanija kochte in Ausstellungen, 1990 in der Paula Allen Gallery New York, 1996 auch im Kölner Kunstverein. Er baute eine kleine, improvisierte Küche auf und lud das Publikum auf ein Schüssel Pad Thai ein. Das heute für Thailand so typische Gericht wurde Ende der 1930er Jahre von Premierminister Plaek Phibun-songkhram eingeführt, um den Konsum von Reisnudeln zu fördern. Zum Kochen des großmütterlichen Familienrezepts verwendete Tiravanija gerne den elektrischen Wok der Marke „West Bend“ – was eine Referenz zu Martha Roslers Performance The East is Red, The West is Bending (1977) herstellt, zu ihren Reflektionen über kulturelle Aneignung östlicher Kulturgüter durch den Westen.

Das war uns damals nicht bewusst. Aber das Kochen passte perfekt zu dem experimentellen, nicht-objektorientierten Kunstbegriff. Ob das Kunst…


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