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Titel: Das Atelier als Manifest · von Paolo Bianchi · S. 234 - 243
Titel: Das Atelier als Manifest , 2011

Paolo Bianchi
Rolf Winnewissers Raumecke als » Atelier im Atelier «

Von Beginn seiner Karriere an arbeitet Rolf Winnewisser multimedial – mit Bild und Wort, mit Film und Musik, mit Theater- und Bühnensituationen. Diese Vielfalt an Medien setzt er ein, um damit in seinen über die Jahrzehnte hinweg häufig wechselnden Ateliers, die Bedingungen und Bewegungen von Bildern zu erforschen. Der Kurator Christoph Lichtin erkennt in Winnewisser einen typischen „Atelierkünstler“, bei dem „Kunst ohne das Atelier“ nicht denkbar ist. „Sein Atelier ist ein Biotop der Bilder, und er ist der Forscher, der deren Zusammenhänge analysiert. … Der Vergleich des Ateliers mit einem Forschungslabor ist sowohl bildlich wie auch konkret zu verstehen: Tatsächlich arbeitet Winnewisser mit dem Instrumentarium des Wissenschaftlers, gehört doch das Mikroskop zu einem bevorzugten Medium seiner Bildanalyse“. Ein Foto zeigt den Künstler denn auch, wie er in der Pose eines Forschers in ein Mikroskop als Bildmaschine blickt (Abb. 1).

Weil dieser mikroskopische Blick nun aber nicht das ausgewiesene wissenschaftliche Labor zum Format hat, sondern eine Art Kino- und Schneidetischsituation zeigt, ergibt sich für die Betrachter des Bildes eine Wahrnehmungsdifferenz: der Blick changiert zwischen Abstraktion und Sinnlichkeit, zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Technik und Kunst. Zudem vermag diese kleine Performance eines forschenden Gestus große Fragen zu stellen: Folgen die Codes der Kunst (k)einer wissenschaftlichen Wahrheit? Sind Kunst und technische Rationalität unvereinbar? Oder sind, im Gegenteil, Kunst und Technik als einheitlicher Sachverhalt zu begreifen? Ergänzt der Kunstsinn der Technik den Lebenssinn der Kunst? Sucht der Künstlerforscher nach der Natur von inneren Bildern auf…


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