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Ausstellungen: Hannover · von Jutta Schenk-Sorge · S. 364 - 365
Ausstellungen: Hannover , 1995

Jutta Schenk-Sorge
Roni Horn

»Making Being Here Enough«
Kunsthalle Basel, 10.6. – 27.8.1995

Kestner-Gesellschaft Hannover, 9.9. – 29.10.1995

Seitdem sie zwanzig ist, fährt die 1955 geborene New Yorkerin Roni Horn regelmäßig nach Island. Mit Zelt und Motorrad durchstreift sie die Eis- und Aschewüsten, die Einsamkeit der vulkanischen Landschaft. In dieser phantastischen Entlegenheit sucht sie “the very center of the world”, etwa indem sie zwei Monate lang ohne Bücher oder andere Ablenkung in einem einsamen Leuchtturm haust. Die Herausforderung durch das Leben in Islands karger Natur dient ihr als “mirror and measure”, um durchaus empirisch die eigenen Grenzen auszuloten und den geistigen Selbst-entwurf anhand realer Selbsterfahrung zu überprüfen. Die Pole Vorstellung und Realität prägen auch ihre Arbeit. Doch zunächst verlangt Roni Horns Werk Konzentration und ein Sich-Einlassen ohne Hast, Eigenschaften, die die Künstlerin selbst entwickelte, bei ihrem Versuch zum Kern der Dinge zu gelangen. Dahinter steht auch der Versuch, sich wenigstens zeitweise unserer vermittelten, vorgeprägten Welt zu entziehen und zu einer Unmittelbarkeit der Wahrnehmung vorzustoßen. Der Ausstellungstitel “Making Being Here Enough” spiegelt diesen Wunsch nach reiner Gegenwärtigkeit. Noch spezifischer faßt ihn ihre Text-Skulptur zu einem Satz Simone Weils: “To see a landscape as it is when I am not there.” Es geht um die Dinge an sich, befreit von menschlichem Einwirken, und diese Aura verleiht Horn auch ihren Skulpturen. Sie wirken kühl, entrückt und dabei in sich völlig schlüssig, wie “naturgegeben”. Dem Verlangen der Künstlerin nach unverfälschter Realität steht allerdings ihre mindestens ebenso große Faszination durch das Reich der Imagination und der alles verwandelnden…



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von Jutta Schenk-Sorge

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