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Ausstellungen: Köln · S. 383 - 383
Ausstellungen: Köln , 1990

Reinhard Ermen
Rosa-M. Heßling

»Malerei«
artothek der Stadtbücherei, Köln, die 172. Ausstellung, 4.7. – 24.8.1990

Zwei große Arbeiten (Acryl auf Leinwand) bestimmen den Raum; beide sind 1990 entstanden. Gebaut sind sie aus jeweils 240 mal 24 cm langen Farbkörpern, getrennt durch die ca. 3 cm breite Schattenfuge. Die Titel (Licht-Set-7 & Licht-Set-9) sind nüchterne Bestandsaufnahmen.

Hier herrscht die gefaßte Ruhe konkreter Malerei. Rosa-Maria Heßling (Jg. 1954) baut einfache Reihungen mit sieben bzw. neun Elementen. Die Strenge dieses Konzepts wird freilich nachhaltig irritiert durch die Farbigkeit der Bildkörper. Die Benennung mit “Blau” (Licht-Set-7) und “Rot” (Licht-Set-9) kann nur mit Vorbehalt erfolgen, denn die Hauptfarbe dieser Arbeiten wird durch zahllose lasierende Schichten aufgebaut und gleichzeitig zu einem metallischen Glanz entmaterialisiert, wobei die Leinwandstruktur immer sichtbar bleibt. Die Schichten schaffen keine Farbmasse, eine persönliche Malgeste ist fast nicht zu sehen. Trotzdem individualisieren sich die einzelnen Körper dieser Arbeiten; beim Malen der schlanken Tafeln kommt es jeweils zu geringfügig anderen Ergebnisssen, die sich spätestens an der Schattenfuge konkretisieren.

Heßling will mehr. “Licht-Set” ist als Konzept auch so etwas wie ein “Versuch über das Licht”. Die hochempfindlichen Lasuren brechen das Licht und führen bei den Einzelelementen zu unterschiedlichen Tongewichtungen. Kleinste Beleuchtungsänderungen brechen das monochrome Gleichmaß der schlanken körper bis hin zu dissonanten Reibungen fast identischer Farbtöne. Unter den wechselnden Lichtstimmungen trumpfen die Reihen auf, formieren sich neu, bilden Blöcke innerhalb der vorgegebenen Ordnung. Die Farberscheinung dieser Sets ist ständig in Bewegung, nur bei Kunstlicht tritt eine relative Ruhe ein.

Vielleicht liegt in dieser enormen Wirkung auch ein Stück Gefahr. Heßling…



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