Saudi Arabien
Manal AlDowayan
SHIFTING SANDS: A BATTLE SONG
Kommissar: Kommission für visuelle Künste, Ministerium für Kultur Kuratorinnen: Jessica Cerasi, Maya El Khalil Ort: Arsenale
Seit einigen Jahren befindet sich Saudi-Arabien in einem tiefgreifenden Modernisierungsprozess. Das Land soll auf die Zeit nach dem Öl-Boom vorbereitet werden. Zentrale Themen dabei sind die Stärkung der Privatwirtschaft, Liberalisierung der Gesellschaft, Ausbau von Tourismus und von Kultur. Im Zuge dessen wurde die Religionspolizei entmachtet; Musik, Tanz und Kino erlaubt; die Künste staatlich stark gefördert. Vor allem wurde endlich das Autofahrverbot und das Verschleierungsgebot für Frauen aufgehoben.
Ein sichtbares Zeichen dieser Veränderungen ist auch die Berufung einer Künstlerin für die diesjährige Länderpräsentation in Venedig. Manal AlDowayan (geb. 1973, Saudi-Arabien) gehört zu den renommiertesten – und durchaus kritischen – Künstler*innen des Königreichs. Bekannt wurde sie 2005 international mit ihrer Serie I Am: In schwarz-weiß-Fotografien inszenierte sie Frauenberufe. Die Serie The Choice (2005) zeigt Frauen mit traditionellen Schmuckstücken – Traditionen hindern Frauen daran, ihre gesellschaftlichen Rollen zu erweitern, war damals ihre Botschaft. Als sie 2015 von Rolls Royce zu einer im Galerienviertel Alserkal Avenue präsentierten Auftragsarbeit eingeladen wurde, entstand ihre Mehrkanal-Video-Installation I had no wings. Damals bestand noch das Fahrverbot für Frauen, also filmte sie ihre – von einem aggressiven Sound begleitete – Sicht auf das Land von der Rückbank aus. Auch in Venedig konzentriert sie sich auf die Rolle bzw. Wahrnehmung von Frauen. Vorab führte sie drei Arbeitskreise in Al Khobar, Jeddah und Riad durch. Über 1.000 Frauen nahmen daran teil. Sie las ihnen Passagen aus arabischen…