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Ausstellungen: London · von Petra Unnützer · S. 412 - 414
Ausstellungen: London , 1997

Petra Unnützer
Sensation

Young British Artists from the Saatchi Collection
Royal Academy of Arts, London, 18.9. – 28.12.1997

Der Titel ist Programm. “Sensation” steht für die inhaltliche Konzeption, war Label der Pressevermarktung und Basis der Marketingstrategie dieser Ausstellung. Die Rechnung ist aufgegangen. Es bedurfte lediglich dreier “schockierender” Exponate, um “Sensation” auf die Titelseiten fast aller Zeitungen zu bringen – und das empörte Publikum in Scharen in die Royal Academy zu treiben.

Neun Jahre nach ihrem ersten öffentlichen Auftritt sind die “Young British Artists” (YBA) international längst als eine der spannendsten zeitgenössischen Kunstbewegung anerkannt. Ihr Marktwert hat sich stabilisiert. Wozu also diesen Aufruhr produzieren? Um die Preise künstlich noch höher zu treiben? Durch das Spektakel die YBAs als bedeutende Kunstrichtung einer breiten Öffentlichkeit einzuimpfen und deren Vertreter als vermeintliche Garanten für gut besuchte Ausstellungen auszuweisen? Die Sammlung im Anschluß an die Show in der Royal Academy entsprechend gut unterzubringen? Im Moment kann darüber nur spekuliert werden. Zukünftige Aktionen des “Sensation”-Initiators und Sammlerkurators Charles Saatchi werden die Erklärungen liefern. Zunächst verhilft er der altehrwürdigen Royal Academy zu ungeahnten Besucherströmen und ihrem angestaubten Image zu neuem Glanz.

Was aber zeigt die Auswahl aus der Saatchi Collection über die junge britische Kunst? Ein Ansatz der YBA ist sicherlich die bewußt kalkulierte Provokation. Die drei umstrittenen Werke führen es exemplarisch vor. Das aus Abdrücken von Kinderhänden erstellte Porträt der Kindsmörderin Myra Hindley von Marcus Harvey, wie auch Chris Ofilis afrikanisierte “Jungfrau Maria”, die von aus Pornozeitschriften ausgeschnittenen Genitalien und Elefantendung umgeben ist, konnten auf die moralische Entrüstung des Londoner…



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