Shifting Spaces
Teil 4: The Trouble with Doubles. Avatare auf der Bühne
Bildende Kunst, Performing Arts, neue Medien und das Theater
Eine Serie kuratiert von Max Glauner
Die Reihe Shifting Spaces betrachtet in loser Folge das neuerliche Aufeinander-zu- und Ineinanderübergehen der beiden Felder Bildende Kunst und Theater, der Visual und Performing Arts. Was heisst das? Und kann das gut gehen? Ist das unsere Zukunft mit der Kunst?
Eine Utopie der Kunst lautet, dass in ihrem Werk der künstlerische Akt aufgehoben erscheint und in der Betrachtung, in der Rezeption zugänglich wird. Ihm wohnt dadurch ein reflexives Moment a priori inne. Im Kunstwerk erscheint das abwesende schöpferische Subjekt im anwesenden Objekt, der Entstehungsprozess im ästhetischen Ereignis. Es war also naheliegend, dass die Bildende Kunst Anfang der 1960er-Jahre mit der Performance nach Malerei, Grafik und Skulptur eine vierte Gattung etablierte. Denn der Performance-Akt kennt die Trennung zwischen Akteurin und Geschehen nicht und im radikalen Fall auch nicht den zwischen Künstlerin und ihrem Publikum.
Doch was bleibt von einem singulären Ereignis? Wie konstituiert sich eine kollektive „Rituelle Erinnerung“ (Catherine Wood), der die Reflexion am Objekt notwendig fehlt? Es ist kein Zufall, dass die Entwicklung der Performance Szene seit Ende der 1960er Jahre eng an die neue Technologie erschwinglicher und leicht zu handhabender Videokameras und -abspielgeräte gekoppelt war. Sie formatierten die Kunstwelt neu – die Performance- und Videokünstlerin Joan Jonas stand nicht umsonst am Anfang der Reihe Shifting Spaces –, und hielt seit Mitte der 1980er-Jahre vermehrt auch im Theater Einzug, das freilich seit den 1920er-Jahren Erfahrung mit Filmprojektionen…