Annelie Pohlen
Shirana Shahbazi
»MIR«
Sprengel Museum, Hannover, 1.3. – 25.6.2006
2005 reist Shirana Shahbazi nach Moskau. Sie wohnt im MIR. Im Russischen bedeutet Mir Welt und Frieden. Als Ausstellungstitel kondensieren drei Buchstaben eine Recherche in Bildern aus der Sicht einer Künstlerin, deren Biografie vom Leben zwischen den Kulturen und von der mit dieser einhergehenden Erfahrung von Nähe und Ferne jenseits aller Globalisierungsrhetorik geprägt ist.
Ins Blickfeld der Kunstöffentlichkeit gerät Shirana Shahbazi 2001 mit Goftare Nik, 2000/2001. Der Titel bezieht sich auf die im Iran geläufige zoroastrische Weisheit “Gute Gedanken, gute Worte, gute Taten”. Das Werk scheint wie zugeschnitten auf den Diskurs über Migration, Heimat, Identität. Der in Deutschland aufgewachsen Iranerin (*1974 Teheran), die seit ihrem Studium an der Hochschule in Zürich ebendort lebt, gelingt es, derart verkürzte Sehweisen im weiterführenden Diskurs über Wirklichkeit und Bildwirklichkeit, Oberflächenbildung und Identitätsdefinitionen aufzuheben. Dem brillant schillernden Werk verleiht nicht zuletzt auch die für den jeweiligen Ort konzipierte, Wand füllende Inszenierung eines Verführung und Kargheit verschränkenden Bilderkosmos seine authentische Form. In diesem führen Shahbazis Fotografien und die nach den Fotografien gemalten, geknüpften oder grafisch reproduzierten Auftragsarbeiten einen vieldeutigen Dialog über Bilder als Spiegelungen von Wirklichkeit und Bilder als Wirklichkeiten eigener Ordnung.
Nicht die jederzeit verfügbare Palette von den global kursierenden Tourismusangeboten bis hin zu den hoch qualifizierten Dokumentationen ist Ausgangspunkt, sondern die fotografische Recherche in der Wirklichkeit vor Ort. Von dieser führt der Weg in die Reproduktion, dabei jene Strategien nutzend, die Zeit und Ort los – allenfalls abhängig von technischen Errungenschaften – Bilder als…