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Ausstellungen: Hamburg · S. 287 - 287
Ausstellungen: Hamburg , 1986

Doris von Drathen
Skulpturen in Hamburger Galerien

Galerie Kammer:
Horst Hellinger
10. Juli – 16. August 1986

Galerie Kammer, Horst Hellinger

Vor der weißen Villa steht ein kleines Haus aus rostigem Eisen. Ornamente sind aus den Gußeisenplatten ausgeschnitten, die ausgeschnittenen Formen sind in das Haus hineingefallen. Es ist schmal, hoch mit einem spitzen Dach, dieses Haus, das selbstverständlich kein Haus ist, sondern unmittelbar die Wirkung eines Totenschreins, oder eins Sarkophags ausstrahlt.

Horst Hellinger, der früher spielerisch mit Fundstücken umgegangen ist, arbeitet heute wesentlich mehr aus einem überlegten Plan heraus. Als er ägyptische Grabreliefs betrachtet hatte, war bei ihm der Gedanke wach geworden: Was außen gestaltet ist, muß auch innen zu finden sein. Das hat er bei seinem Totenschrein auf allereinfachste Weise realisiert. Alle Ornamente, die aus den Eisenwänden ausgeschnitten sind, liegen drinnen, um sich herum einen Kranz von verrosteten Eisenspänen. Horst Hellinger hat mit dieser Arbeit ein Pathos geschaffen, das bisher noch nicht zu sehen war.

Sein altes Thema Fundstück hat einen anderen naturverbundenen Aspekt gefunden: Hellinger setzt große Findlinge aus der Heide mit Eisen zusammen. An den Findlingen probt er den Eingriff des Menschen in die Natur. Dem Maß der Natur setzt er sein eigenes menschliches Maß entgegen. Er schneidet den Feuerstein an; andere Steine, den Silex etwa, setzt er auf ein umgekehrtes kleines Haus aus Gußeisenplatten oder in einen Käfig aus verrostetem Baudraht.

Hellinger montiert diese Arbeiten an die Wand. Wie Schilder oder wiederum wie geheimnisvolle Grabstätten sehen diese Stein-Eisenhäuser aus. Ein sonderbar gegenläufiges Spiel unternimmt Hellinger: Er sperrt den Stein, nicht den Vogel…


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