Nürnberg
Something Between Us
Kunsthalle Nürnberg 19.02.–15.05.2022
von Ellen Wagner
Das Zwischenmenschliche wagt sich in dieser Ausstellung zunächst verhalten aus der Deckung. Die Schau blickt dorthin, wo Spielräume aufgebraucht erscheinen, zeigt Close-ups, Monologe, Menschenleeres und: ein meeting, wie ein Gemälde von Sybille Springer heißt. In üppiger Vegetation finden sich hier teils der Kunstgeschichte entlehnte Gruppen und Figuren. Jede performt isoliert für sich, im Dickicht behaupteter Zusammenkunft. Das Performen und, dem vorgelagert, das Casting, sind Motive vieler Arbeiten der Ausstellung. Dazwischen und einander gegenüber stehen Waffen und Träume, von verpassten Deadlines, einem besseren Leben und Respekt – als beäugten sich beide „Player“ hinsichtlich der Schlagkraft des jeweils anderen in die Zukunft hinein.
In all diesen Situationen scheint das Ich freigestellt vor dem trostlosen Hintergrund dessen, was an Zwischenmenschlichem gerade fehlt. Kooperation wird Konkurrenz, sogar zwischen den Versionen eines Selbst, Konflikte erstarren zu Hierarchien, und träumen – tun wir das nicht alle bloß allein in unsrem Kopf?
Dick krampfen sich die Farbfurchen um eine Pistole zu fingerkuppenartigen Knubbeln; wie unerbittliche Drähte zurren sich die Bleistiftlinien zu Händen und um den Hals einer Figur. Miriam Cahns Farbauftrag ist aufgewühlt. Gekratztes und Gekritzeltes wechselt mit fließend aquarellierten, dann kreidigen Partien. Sibylle Springer wiederum lässt in kleinformatigen Mörderinnenporträts die Gesichter vielsagend geheimnisvoll hinter metallischen Pfützen verschwinden. Auf wenigen Quadratmetern zeigen sich Intro- und Extroversion im Medium der Malerei. Vivian Greven komplettiert das Spektrum durch archetypische Szenen menschlicher Fürsorge und Nähe. Hier sind es die leuchtend konturierten Leerräume zwischen den Körpern, die trennend und verbindend zugleich, noch zu definierende Räume…
