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Ausstellungen: Köln · von Renate Roos · S. 405 - 405
Ausstellungen: Köln , 2001

Renate Roos
Sonja Braas

fiedler contemporary, Köln, 5.5. – 23.6.2001

Alles scheint zum Greifen nah. Riesige Schneeraben segeln auf eine schneebedeckte Bergkuppe zu, hinter der sich eine Berglandschaft in silbrigblauer Ferne verliert. Völlig unbekümmert scheinen sie unmittelbar vor den Füssen des Betrachters zu landen, der auf seiner visuellen Expedition in eisige Höhen, am überwältigenden Naturschauspiel teilnimmt. Im nächsten Augenblick, erkundet er das undurchdringliche Dickicht einer subtropischen Dschungellandschaft. Hier schimmert durch den feuchten Nebel der Schatten einer Palme. Davor hebt und senkt ein Hahn im Stakkato seinen Körper, bis auch seine Umrisse verschwimmen, vor den Augen des Betrachters und vor der Kamera.

Die Fotos der in New York lebenden deutschen Fotografin Sonja Braas (geb. 1968) entführen den Betrachter in eine Traumwelt. Ein subtiles Spiel mit Licht und Schatten verleiht den Arbeiten ihren hybriden Charakter von Fotografie und Malerei. Ein harter schwarz-weiß-Kontrast verwandelt den Urwaldriesen eines Mangrovenwaldes in einen schwarzen Farbverlauf und zieht den Blick in sein dunkles Inneres. Dies geschieht, ohne das Bild zu sehr aus seinem gegenständlichen Zusammenhang zu lösen und ist dennoch präsent genug, um die Selbstsicherheit der Wahrnehmung zu stören.

Gleichzeitig erzeugen weiche Übergänge eine romantische Atmosphäre und verleiten zu symbolhaften Deutungen einzelner Motive, ganz im Sinne der Romantik und ihrer Vorstellung von der beseelten Natur. Vereinzelte Kompositionsprinzipien verweisen sogar unmittelbar auf Caspar David Friedrich. Einen harten Vordergrund-Hintergrund-Kontraste (Schneeraben, Schweiz, 2000), potenziert Sonja Braas, indem sie den Betrachter unmittelbar an einen Abgrund heranführt, dessen Schneedecke kaum wahrnehmbar mit der Berglandschaft verschmilzt. Die Auffassung der Romantik, um den unüberwindbaren Riss zwischen Mensch und…


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