Spanische Kunstpolitik
von Michi Strausfeld
Die vielfach gewürdigte Dynamik im spanischen Kunstbetrieb ist von öffentlicher wie privater Seite initiiert worden. Die sozialistische Regierung gab gleich bei Amtsantritt Ende 1982 ihre Leitlinien bekannt. Kardinalpunkte der Kunstpolitik sollten sein: Förderung bereits bestehender Museen und Institutionen, der Ausbau der Infrastruktur, Anheben der Personalausgaben, eine Politik der Verbreitung von Kunst sowie der entsprechenden Informationen. Das Kulturbudget wurde spektakulär erhöht, 1983/4 sogar verdoppelt im Vergleich zu den beiden vorangehenden Jahren, ist aber dennoch weiterhin unzureichend für eine kurzfristige Sanierung der in den vier Jahrzehnten vernachlässigten Kulturpolitik. Die Dezentralisierung des Landes führte zur Übertragung der Verantwortung für die Museen, Archive, Kunstschätze oder Denkmäler auf die autonomen Landesregierungen. Im Sinne des historischen Patriotismus, zum Schutz der zahllosen Klöster und Burgen, Kirchen und Ruinen, die in den nationalen Kunstschatz aufgenommen wurden, verabschiedete die Regierung ein neues Gesetz, das sie vor dem Zerfall bewahren sollte. Die Liste der neu hinzugekommenen Monumente ist beeindruckend, die jetzige Arbeit durchaus mit der von Sisyphus vergleichbar. So erfreut es fast, wenn man heute immer wieder an entlegensten Stätten des Landes ein Gerüst mit dem Schild vorfindet: “Hier wird restauriert. Das Spanische Ministerium für Kultur”.
Wichtiges Ereignis des Jahres 1983 war selbstverständlich die Restauration des Velázquez Gemäldes
“Las Meninas”, Spitze des Eisberges der zahlreichen Veränderungen, die in einer der größten Pinakotheken der Welt jetzt systematisch in Angriff genommen werden. Seitdem der Prado 1985 seine Autonomie zurückgewann – von 1968 an hat er dem Patronale Nacional de Museos unterstanden – wird er im Eiltempo modernisiert. Bis 1990 soll das…